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Bergrichters Erdenwallen

Bergrichters Erdenwallen

Titel: Bergrichters Erdenwallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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ohne Ratschiller zurückeilte.
    In der Nähe des „Ochsengasthauses“ fiel Franz ein, daß Papa sich vielleicht bei einem Glase Wein in der Wirtschaft stärke und schnell fragte Ratschiller jun. dort nach.
    Der Vater ist nicht anwesend, auch von niemandem gesehen worden. Ob Franzens Bestürzung wurde der als Gast in der Wirtschaft anwesende Gendarmeriewachtmeister aufmerksam und sogleich erkundigte sich derselbe, ob etwas passiert sei.
    „Der Vater ischt von der Fabrik weg und nicht heimgekehrt! Wir sind in Sorge! Mama befürchtet ein Unglück!“ erwiderte Franz.
    „Wissen Sie, auf welchem Wege Herr Ratschiller nach Hause gehen wollte?“
    „Laut telephonischer Mitteilung des Fabrikleiters ischt der Vater über den Sattel heim!“
    „Waren Sie im Berg schon suchen?“
    „Nur bis zum Fuß des Sattels bin ich gelaufen, fand aber nichts!“
    „So wollen wir doch vollends bis zur Sattelhöhe nachforschen. Kommen Sie mit?“ fragte der Gendarm und Franz erklärte sich sogleich bereit. Der Wirt lieh eine Laterne, welche der Wachmeister für alle Fälle mitnahm.
    Im Laufschritt begaben sich beide über die Wiesen zum dichtbestockten Bergwald und stiegen, nachdem das Laternenlicht angesteckt war, langsam und forschend ausblickend, den dunklen Pfad hinan.
    Unheimlich rauschte es im finsteren Walde und von ferne her donnerte der Fall des Bergbaches.
    Franz empfindet eine wahre Todesangst, ihm ist, als sollte die nächste Viertelstunde etwas Entsetzliches bringen.
    Stumm und stetig steigen beide den steinigen Weg hinan. Sorgsam leuchtet der diensterfahrene Wachtmeister zum Steilhang und die Böschung hinunter, sein Adlerauge ist bemüht, das Bett des unten tosenden wasserreichen Baches zu durchforschen. Findet sich auf dem Wege kein Anzeichen, so müssen das Bachbett und seine Ufer auf dem Rückmarsch noch besonders abgesucht werden.
    Die Wanderer gelangten zur Brücke, die über den hier stark fallenden Bach führt. Kaum fiel der Laternenschein auf diese morsche Brücke, da schrie Franz vor Entsetzen auf. Dort liegt ein Menschenkörper...
    Der Wachtmeister leuchtet vollends heran: Kein Zweifel, der Fabrikherr liegt hier in seinem Blute, tot, und wahrscheinlich ausgeraubt.
    Vor Schrecken und Entsetzen sank Franz in die Knie, so daß der Wachtmeister ihm fürs erste beistehen mußte. Dann begann der Mann aber seines Amtes zu walten. Beim Schein der Laterne konnte auf den ersten Blick konstatiert werden, daß Ratschiller sen., der auf dem Gesichte lag, eine Schußwunde hinter dem rechten Ohr hat und daß am Knopfloch der ausgerissenen Weste der Befestigungsring der Kette noch vorhanden ist, die Kette selbst aber abgerissen worden sein mußte. Die Leiche war bereits kalt.
    Franz jammerte in fassungslosem Schmerz.
    Der Wachtmeister war erschüttert von solcher gänzlich unerwarteten Katastrophe, doch ging er streng dienstlich vor und beauftragte den jungen Ratschiller, zurückzueilen, dem Bezirksrichter Meldung zu erstatten und Träger mit einer Bahre herauszubringen.
    Franz wankte den Steilpfad in der Finsternis hinunter...
    Im schaurigen Bergwald hielt unterdessen der Wachtmeister an der Leiche des Ermordeten die Totenwache.
    Über eine starke Stunde dauerte dieses Warten, dann vernahm das scharfe Ohr des Gendarmen Stimmen im Walde, das Geräusch von Schritten und knirschenden Steinchen.
    Es ist die Gerichtskommission mit Ehrenstraßer an der Spitze und vier Träger mit der Bahre und Laternen. Franz folgte totenbleich und verstört hinterdrein.
    Ehrenstraßer schüttelte den Kopf beim Anblick der Leiche, dieser jähe Tod wirkt fast lähmend auf den alten Richter. Doch nun beginnt der unerbittliche Dienst des Untersuchungsrichters. Beim Schein mehrerer Laternen konstatierte Ehrenstraßer den Einschuß hinter dem rechten Ohr und das Fehlen jedes Ausschusses, es muß daher die Kugel noch im Kopfe stecken. Der Gerichtsschreiber notierte das Diktat während der Untersuchung, die weiter das Fehlen einer Brieftasche, der Uhr und Kette ergab. Die innere Brusttasche ist an einer Naht aufgetrennt oder aufgerissen, die Uhrkette offenbar mit Gewalt abgerissen worden, der Befestigungsring steckt noch am Knopfloch der Weste, diese ist an mehreren Stellen offen, also aufgerissen worden.
    „Mutmaßlicher Raubmord!“ konstatierte der Richter und stenographierte sich der Vorsicht halber das Untersuchungsergebnis in sein Taschenbuch. Dann erteilte er den Befehl, es solle der Wachtmeister die Nacht hindurch patrouillieren und in

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