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Bergrichters Erdenwallen

Bergrichters Erdenwallen

Titel: Bergrichters Erdenwallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Servitutsverbriefungen &c. zu Gerichte einzuliefern.
    „Na, weil du einmal da bischt und sonst keine Tagpartei mehr anwesend ischt, will ich dich vornehmen, Maroner! Komm mit deinem Sack herein!“
    Höchlich zufrieden trägt der Bauer seinen Sack in die Kanzlei des Richters und spricht: „Da bin i, 's hat g'hoaßen, i sull alle meene G'schriften mitbringen und da hun i alles mitbracht!“ Wohlgefällig streichelte Maroner den Sack und auf Geheiß öffnete er denselben.
    Was Ehrenstraßer befürchtete, sollte sich bewahrheiten: Der Bauer hat die Aufforderung völlig mißverstanden und nichts als Käsezettel und schriftliche Aufzeichnungen über verkauftes Vieh und Holz zu Gericht gebracht. Nicht eine der benötigten Urkunden &c. war im Sack.
    „Geduld verlaß mich nicht!“ seufzte der Richter, nahm die Grundbuchsmappe und zeigte dem verdutzten Bauer das ihn betreffende Blatt. „Da schau her, Maroner, ischt dein Besitztum da wohl richtig angegeben? Das sind die dir gehörigen Parzellen, und was Wiesen sind, ischt grün gefarbelt. Verstehst?“
    Freudig antwortete Maroner: „ Ischt wuhl schön! “
    „Paß auf! Es handelt sich nicht darum, ob die Mappe schön ischt, sondern darum, ob deine Grundstücke richtig eingezeichnet sind!“
    „Meine Grundstück' sind daham, die lass' ich mir nit wegschleppen!“
    „Kannst du lesen und schreiben?“
    „Nu (nein)!“
    „Also weißt du auch nicht, daß jeder Bauer, welcher nicht lesen und nicht schreiben kann, verpflichtet wurde, einen mit solchen Kenntnissen ausgerüsteten Vertrauensmann zu Gericht mitzubringen?“
    „Der Vorsteher hat dergleichen daher geredet und mein Nachbar ischt woltern mitgegangen. Er steht unten am Haus und 'traut sich nit einer (herein)!“
    „Hol' ihn herauf!“
    Nach wenigen Minuten stand auch dieser Nachbar in der Gerichtsstube, scheu und ängstlich.
    Wieder zeigte Ehrenstraßer die Grundbuchmappe, welche der Nachbar sofort als „sehr schön“ bezeichnete und bewunderte.
    Die Vermutung, abermals einen Analphabeten vor sich zu haben, erwies sich als richtig, und so blieb dem Richter nichts anderes übrig, als einen neuen Termin anzuberaumen, und dem Bauern einen Ladezettel für den Vorsteher mitzugeben, auf daß doch der Bauernbürgermeister als Vertrauensmann mithelfe bei Fixierung der Grundbesitzverhältnisse im Grundbuch.
    Die Bauern wurden entlassen, gingen aber nicht.
    „Was wollt ihr denn noch?“
    Maroner trat vor und sprach. „Ich thät' schön bitten! Wie ischt's mit der — Zeugengebühr ?“
    „Hinaus!“ donnerte der Richter.
    Erschreckt ergriffen die Bauern nun die Flucht.

XI.
    Ratschiller sen. steht totenbleich am Telephonapparat und zittert vor Schrecken. Kaum vermag er Antwort zu geben auf die Anfrage des Fabrikleiters, wo neue Sprengungen vorgenommen werden sollen. Heiseren Tones spricht Ratschiller auf die Membrane: „Sie haben doch kürzlich gemeldet, daß im Eibenberg ein großes Mergellager offen gelegt wurde!“
    Hundertpfund telefonierte zurück: „Das wohl, Herr Chef! So lautete die Meldung des Sprengpaliers in der ersten Aufregung. Ich habe kurz darauf nachgesehen und Sie angerufen, konnte aber keine Antwort von Ihnen erhalten, weil vermutlich das Hörrohr an Ihrem Apparat ausgeschaltet war.“
    „Was wollten Sie melden?“
    „Dasselbe, was ich soeben zur Kenntnis gebracht: Die erste Meldung war unliebsame Übertreibung, sie muß leider bedeutend reduziert werden. Der Eibenberg erscheint mir erschöpft, zum mindesten haben wir ohne besondere Sprengversuche in absehbarer Zeit keinen Stein mehr zu brennen. Ich frage daher, ob kostspielige neue Sprengungen am Eibenberge vorgenommen werden sollen oder ob wir einen anderen Ihnen gehörigen Berg anbrechen sollen. Im letzteren Falle würde ich um Angabe des betreffenden Terrains bitten!“
    „Allmächtiger Gott!“ jammerte der Fabrikherr.
    „Ist Ihnen nicht wohl, Herr Chef?“
    „Warum haben Sie mir nicht schon früher diese Meldung erstattet? Sie waren doch kurz darauf bei uns zur Verlobungsfeier!“
    „Da war doch nicht die passende Gelegenheit, um solche Hiobspost vorzubringen! Bitte, was soll geschehen?“
    „Lassen Sie am Eibenberg tiefer bohren und sprengen, es muß sich Mergel vorfinden. Das Gutachten lautet auf bedeutende Mergellager. Ich werde sobald als möglich selbst hinauskommen. Schluß!“
    Mechanisch drehte Ratschiller die Kurbel und brachte den Fernsprecher in Ordnung. Dann aber wankte der Fabrikherr zu seinem Sorgenstuhl, in den er sich

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