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Bergrichters Erdenwallen

Bergrichters Erdenwallen

Titel: Bergrichters Erdenwallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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erweitern und fragte, weshalb auf dem Senner der Kreuzalpe der Verdacht einer Münzfälschung liege.
    „Weil er in der letzten Zeit viel ‚schwarzes Mehl‘ eingekauft hat!“
    „Hat der Senn das schwarze Mehl selber gekauft?“
    „Der Krämer sagt nein!“
    „Wer hat dann gekauft?“
    „Dem Senn sein G'spusi (Geliebte)!“
    „Und hat selles Dirndl mit Falschgeld bezahlt?“
    „Das wissen wir nit!“
    Ehrenstraßer erkannte, daß von diesem Prachtexemplar eines Dorfhäuptlings nichts weiter zu erforschen ist und die Erhebungen in anderer Richtung angestellt werden müssen.
    Verdächtig bleibt die Existenz eines weiblichen Wesens in der Sache, denn bei Münzfälschungen wird immer ein Weib hauptsächlich die Verbreiterin der Falsifikate sein, das ist eine alte Gerichtserfahrung. Ehrenstraßer ließ sich sagen, wo die Dirne zu finden ist, und beendete das Verhör mit dem Auftrage, es solle der Vorsteher so weit als möglich die Falsifikate konfiszieren und zwar ohne dafür Entschädigung zu zahlen und die gesammelten Münzen in einem verschlossenen Sacke an das Gericht schicken.
    Beim Dorfkrämer erfuhr der Richter lediglich, daß Ursula, des Kreuzalpsenners Geliebte, in letzter Zeit häufig Pulver holte und bezahlte. Daß die Silberstücke falsch waren, kam erst hinterdrein auf, als der Krämer seine Weinschuld beim Wirt bezahlen wollte, und verschiedene Kronenstücke als falsch beanstandet wurden.
    Ehrenstraßer warf ein: „Weißt du denn, Krämer, ob gerade das von der Ursula gezahlte Geld falsch war?“
    „Das ischt decht leicht zu erraten! Das Pulver braucht der Senn decht nur zum Wildschießen und die Urschi ischt sein Schatz! Also ischt au' das Geld nicht in Ordnung!“
    Daß die Untersuchung nun bei der Ursula beginnen muß, war klar, doch wenig angenehm, denn es wird der Richter gezwungen sein, einen beschwerlichen Aufstieg zur Urfahrnalm, wo die Ursula als Sennin thätig ist, zu machen. Dazu ist es aber für den heutigen Tag zu spät, man muß daher im Dörflein übernachten.
    Die Freuden des kommissarischen Landaufenthaltes konnte Ehrenstraßer am Abend vollauf genießen; zum Imbiß fettes, gesottenes Schaffleisch und saueren Rötel, zur Nachtruhe ein schweres Hühnerfedernbett, dessen Gestell um schier einen halben Meter zu kurz ist. Doch kostete dieses Übernachten nur zehn Kreuzer pro Mann.
    Der Feldzugsplan war verabredet, es marschieren der Aktuar und der Wachtmeister zur Kreuzalpe, bleiben aber unterwegs versteckt und warten, bis von der Alm aus der Richter mit dem Taschentuch das Zeichen zum raschen Anmarsch giebt.
    Die Besuche und ersten Erhebungen will Ehrenstraßer selbst vollführen.
    Würde der Aufstieg dem Vergnügen gelten, der Ausflugstag könnte nicht schöner sein, ein prachtvoller Morgen im schönsten Sonnenglanz, die tiroler Wunderwelt zeigt sich in allen Zaubern, im Bergwald jubilieren die Finken und Grasmücken, die geschäftigen Meisen piepsen ihr allerliebstes „Zizibeh — Zizibeh“ und gucken dann dem einsamen Bergwanderer neugierig nach.
    Für die Reize der Umgebung hatte Ehrenstraßer, so sehr er sonst ein begeisterter Naturfreund ist, diesmal wenig Sinn; ihn beschäftigt zu sehr die Frage, auf welche Weise dem Paare beizukommen sein könnte, wenn wirklich just bei diesen Leutchen etwas an der Sache sein sollte. Besonders wahrscheinlich ist das nicht, wiewohl die Praxis ja solche Fälle kennt und Falschmünzerei auf der Alp vorgekommen ist.
    Höher stieg die Sonne, es ward heiß, bis Ehrenstraßer endlich die Urfahrnalm zu Sicht bekam. Nach einem halben Stündchen war die düstere, Kühlung verheißende Hütte erreicht, und aufatmend ließ sich der Richter auf der Bank vor der verwitterten Hütte nieder. Niemand zu Hause, doch steht die Thüre offen; Ehrenstraßer suchte die Umgebung ab, und erblickte denn auch bald die Sennerin, die mit schwerem Grasbündel auf dem Kopf von der Bergmahd zurückkam.
    Entgegen sonstigem Almbrauch fiel die Begrüßung des Bergsteigers seitens der derbknochigen Sennin Ursula frostig aus, und die Frage nach dem Begehr klang eher abwehrend denn einladend.
    „Ein Schaalerl Humorsuppe (Kaffee) könntest mir decht geben für mein Geld und gute Worte!“ meinte lächelnd der Beamte.
    „Ich hun koanen!“
    „Na, so gieb mir halt einen Weidling Milch für einen Sechser!“
    Ein forschender Blick streifte den Besucher, dann holte Urschi die verlangte Milch aus dem Kellerchen und stellte sie nebst einem Blechlöffel auf den Tisch in der Hütte,

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