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Bergrichters Erdenwallen

Bergrichters Erdenwallen

Titel: Bergrichters Erdenwallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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wo inzwischen Ehrenstraßer Platz genommen hatte.
    Die Geldmünze, welche der Richter sogleich auf den Tisch legte, ignorierte Urschi, weshalb Ehrenstraßer möglichst harmlos sagte. „Brauchst keine Angst zu haben, mein Geld ischt echt!“
    Jäh wendete sich die Sennin nach dem Sprecher um und warf ihm einen stahlharten Blick zu.
    „Bischt vielleicht schon ausgeschmiert worden mit falschem Geld, weil du so grimmig schaust?“
    „Wer seid 's Ös denn, Herr?“
    „Ich? O mein', ich bin gleich nur so ein Schulmeisterle aus Innsbruck und mach' eine Spritztour!“
    „So? Na, dann behalt' nur den Sechser, die Milch kostet nix!“
    „Auch recht! Ich dank' halt recht schön! Unser einer muß die Kreuzer zusammenhalten, auf daß ein Gulden d'raus wird!“
    Die Sennin schien sich zu beruhigen, das anfängliche Mißtrauen wich, das Schulmeisterle ist nicht verdächtig.
    „Bischt zum erstenmal bei uns herinnen im Birg?“
    „Ja! Ischt prächtig schön bei Enk! Sag' Sennin, habt Ihr viel Gamselen im Birg?“
    „Bischt du 'leicht a Jaager?“
    „'s Gamselen schießen, sell wär' halt mein Leben! Aber ein alter Schulfuchs kommt halt nicht dazu! Ein einzigesmal auf 'm Rumer Joch hab' ich ein Gamsele g'schossen und gut ischt's 'gangen, war weit und breit kein Jäger und kein Gendarm!“
    Die Zutraulichkeit wuchs infolge dieses Geständnisses eines Wilddiebstahles, Ursula lachte. „Hascht den Bock gut versilbern können?“
    „Laß mich aus mit dem Versilbern! Weiß man denn heutzutage, welches Geld echt ischt!“
    Wieder ein forschender Blick.
    „Mit dem neuen Geld ischt es ein Kreuz, die guten Silbergulden wollen sie einziehen und die neuen Kronen kennt kein Mensch voneinander. Gleich gestern hab' ich ein solches Stückl erwischt und hinterdrein war es falsch.“
    „Wo denn? Decht net in unserem Dörfl unten?“
    „Na, na! Ischt merkwürdig: überall heißt es, das neue Geld ischt falsch und grad daherinnen hört man davon nix!“
    Ein spöttischer Zug huschte über die scharfgeschnittenen Lippen der starkknochigen Sennin. „Kennst du 'leicht selles Geld gut auseinander?“
    „Wie sollt' denn grad' ich dazukommen?!“
    „Ischt es war, daß die Silbergulden ein'zogen werden sollen?“
    „Die nächsten Jahr' noch nicht!“
    „Da bin ich aber froh!“
    „Warum?“
    „Ja, wißt Herr! Bald hun' ich den zweiten Strumpf voll mit Silbergulden und aftn kann ich heiraten!“
    „Ah, da gratulier' ich!“
    „Ja, ich halt' 'was drauf, lauter gutes, altes Geld, nöt so das neumodische G'lump! Hat mir erscht vor etlichen Tägen ein Herr zwei Kronen oder wie man's nennt, g'schenkt für 's Übernachtbehalten und selles neumodische G'lump möcht' gern los sein!“
    „Möchst wohl einen Silbergulden dafür haben?“
    „Wenscht so gut sein willscht, Schulmoaster!“
    „Gern!“ erwiderte der Richter und zog sein Portemonnaie hervor, um einen Silbergulden herauszunehmen.
    Daß die Sennin ihre Kronen in der Tischlade ohne besondere Verwahrung liegen hatte, erschien verdächtig. Ehrenstraßer beobachtete die Person sehr scharf, als sie vermied, die Geldstücke irgendwie auf dem Ahorntisch klingen zu lassen, und selbe ihm in die Hand geben wollte.
    Der Richter spürte augenblicklich, daß sich die Kronen etwas fettig angriffen und sah den matten Schimmer; es sind also wirklich Falsifikate. In größter Harmlosigkeit vollzog Ehrenstraßer das Tauschgeschäft, bei welchem die Sennin eine Sicherheit bekundete, die darauf schließen läßt, daß Urschi das Verbreiten von Falsifikaten schon längere Zeit hindurch übte. Sonderbar bleibt nur, daß sie es bei einem wildfremden Menschen sogar auf der Alm probiert. Vielleicht aber hält sie den angeblichen Schulmeister für harmlos genug, den Schwindel zu verüben.
    Zufrieden mit der Durchführung seiner Rolle und den erwischten Falsifikaten wollte Ehrenstraßer nun das Gespräch auf den Senn überleiten, doch wich Ursula geschickt aus mit der Beteuerung, daß sie seit Jahren nicht auf die Kreuzalm gekommen sei und den dortigen Senn kaum einmal gesprochen hätte.
    „Ischt die Fernsicht besonders schön auf der Kreuzalm oben?“
    „Ich glaub' nit?“
    „Na, probieren möcht' ich's decht! Jetzt bin ich schon so weit heroben, da kommt es auf das Stünderl nimmer an!“
    „Was? Ein Stünderl? Gut drei Stunden rechnet man auffi! Und sehen thuscht nixen! Der Senn ischt a wildes Mannsbild und zum Essen kriegst au' nixen! Ich rat' dir gut. Bleib' bei mir! Ich koch' dir an Retzel (Schmarren,

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