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Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition)

Titel: Berlin Alexanderplatz: Die Geschichte von Franz Biberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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gegangen, das Mädchen schreibt heimlich am Tagebuch, sie ist 26 Jahre alt, arbeitslos. Der letzte Eintrag vom 10.Juli lautete: Seit gestern nachmittag geht es mir wieder besser; aber der guten Tage sind jetzt immer so wenige. Ich kann mich zu keinem aussprechen, wie ich möchte. Darum habe ich mich nun entschlossen, alles aufzuschreiben. Wenn meine Zustände auftreten, dann bin ich zu nichts fähig, die geringsten Kleinigkeiten bereiten mir große Schwierigkeiten. Alles, was ich dann sehe, ruft immer neue Gedanken in mir hervor, und ich komme von diesen nicht los, bin dann auch sehr aufgeregt und kann mich nur schwer zwingen, irgend etwas zu tun. Eine große innere Unruhe treibt mich hin und her, und doch bringe ich nichts fertig. Zum Beispiel: Frühmorgens, wenn ich erwache, dann möchte ich gar nicht aufstehen; aber ich zwinge mich doch dazu und spreche mir selbst Mut zu. Aber schon das Anziehen macht mir dann Mühe und dauert sehr lange, weil mir dabei schon wieder so viele Vorstellungen im Kopf rumgehen. Ich werde immer von dem Gedanken geplagt, irgend etwas verkehrt zu tun und dadurch Schaden zu verursachen. Oftmals, wenn ich ein Stück Kohle in den Herd lege und ein Funken springt dabei hoch, so erschrecke ich und muß dann erst alles an mir untersuchen, ob auch nichts Feuer gefangen hat, und ich womöglich damit ruiniere und mir unbemerkt so ein Feuer entstehen könnte. Und so geht es dann den ganzen Tag; alles, was ich tun muß, erscheint mir sehr schwer, und wenn ich mich dann doch dazu zwinge, es zu tun, so dauert es trotz der Mühe, die ich mir gebe, es schnell zu tun, sehr lange. So geht dann der Tag herum, und geschafft habe ich nichts, weil ich bei jeder Hantierung in Gedanken so lange verweilen muß. Wenn ich dann trotz aller Anstrengung doch nicht zurechtkomme im Leben, dann werde ich verzweifelt und weine dann sehr. Dieser Art waren meine Zustände immer, sie traten zuerst in meinem 12. Lebensjahre auf. Von meinen Eltern wurde alles für Verstellung gehalten. Mit 24 Jahren versuchte ich mein Leben zu beenden, dieser Zustände wegen, wurde aber gerettet. Damals hatte ich noch keinen Geschlechtsverkehr und setzte nun auf diesen meine Hoffnung, leider vergebens. Ich habe nur mäßig Verkehr gehabt und die letzte Zeit will ich gar nichts mehr davon wissen, weil ich mich auch körperlich so schwach fühle.
    14.August. Seit einer Woche geht es mir wieder sehr schlecht. Ich weiß nicht, was aus mir werden soll, wenn das so bleibt. Ich glaube, daß ich, wenn ich niemanden auf der Welt hätte, mir unbedenklich den Gashahn aufdrehen würde, aber so kann ich das meiner Mutter nicht antun. Aber ich wünsche mir wirklich sehr, daß ich eine schwere Krankheit bekommen möchte, an der ich dann sterben würde. Ich habe alles so niedergeschrieben, wie es wirklich in mir aussieht.

Der Zweikampf beginnt! Es ist Regenwetter
    Jedoch aus welchem Grunde (ich küsse Ihre Hand, Madame, ich küsse) aus welchem Grunde, mal nachdenken, nachdenken, Herbert in Filzpantinen denkt auf seiner Stube, und es regnet, es drippelt und drippelt, man kann gar nicht runtergehen, die Zigarren sind alle, kein Zigarrenfritze im Haus, aus welchem Grunde regnet es nur im August, der ganze Monat schwimmt einem weg, der pladdert weg wie nischt, aus welchem Grunde geht der Franz nu zu dem Reinhold und quatscht und quatscht von dem? (Ich küsse Ihre Hand, Madame, und keine geringere als Sigrid Onegin erfreute durch ihren Gesang, bis er die Sache voll aufgab, sein Leben einsetzte und damit sein Leben gewann). Er wird schon wissen, warum, aus welchem Grunde, wird der schon wissen, und dann regnet es immerzu, er kann ja auch hierherkommen.
    »Mensch, daß du deswegen grübelst, sei doch froh, Herbert, det er die olle Politik gelassen hat – wenn der sein Freund ist, vielleicht.« »Nanu, Eva, sein Freund, machen Sie mal einen Punkt, Fräulein. Weeß ick doch besser. Der will wat von dem, der will wat –« (Aus welchem Grund jedoch, der Verkauf wird zugegeben von der Generalverwaltung, so daß der Preis als angemessen zu betrachten ist.) »Der will wat und wat der will und warum er da rumgeht und immer quatscht davon: – Der will sich einen holen von da! Der will sich da lieb Kind machen, paß uff, Eva, und wenn er drin ist, macht er ›päng, päng‹, keener weeß, wie et war.« »Gloobst du?« »Etwa nich, Mensch.« Die Sache ist klar, ich küsse Ihre Hand, Madame, son Regen. »Klärchen, Mensch, Goldklärchen.« »Gloobst du, Herbert? Det war

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