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Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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mit ihm Kaffee zu trinken. Es geht ihm … gut? Wahrscheinlich telefoniert oder schreibt ihr öfter und Du weißt besser Bescheid über ihn als ich. Es war ja nie ganz einfach mit Max - und letzten Sommer … Er hat den Sommer auf Reisen verbracht, vielleicht hast du davon gehört? Auf dieser Reise muss etwas passiert sein … aber wenn ich ihn danach frage, weicht er mir aus.
    Mir selbst geht es bestens, ich stehe kurz davor, mein Volontariat bei der Zeitung abzuschließen, habe aber noch nicht endgültig entschieden, was ich danach machen will. Ein paar Wochen bleiben mir ja noch.
    Genug von mir - wie geht es Dir , Till? Ich nehme an, Du baust Dir langsam ein Leben drüben auf? Lernst viele Leute kennen? Man hört ja viel von Toronto, es soll eine so schöne Stadt sein! Wirst Du dort bleiben, in Kanada, die nächsten Jahre? Oder hast Du andere Pläne? Wie lange wirst Du uns in Berlin besuchen können, wenn Du zu Bettys Hochzeit kommst? Nur ein paar Tage? Oder etwas länger? Max würde sich sicher riesig freuen … und ich -
    Ich auch, Till. Ich würde mich so freuen … Ich weiß, ich dürfte Dir das gar nicht sagen … Aber ich muss oft an Dich denken, Till. Ich träume sogar nachts von Dir. Darf ich das sagen?
    Mein Leben … ich habe es ja oben schon angedeutet … alles bestens. Super! Großartig! Nur manchmal beschleicht mich ein Gefühl … als wäre alles irgendwie vorgezeichnet? WILL ICH DAS ÜBERHAUPT? Bei der Zeitung arbeiten? WOZU? Was soll das? Wem bringt das etwas? Mir? Was denn?
    Versteh mich bitte nicht falsch, ich will mich nicht etwa beschweren. Vielleicht sollte ich einfach einmal weg aus Berlin. So viele Jahre sind es inzwischen, die ich hier lebe, nie habe ich länger als ein paar Wochen an einem anderen Ort zugebracht. Manchmal kommt es mir so vor, als wäre jedes Haus, jeder Baum, jeder Pflasterstein schon durchtränkt von den Erinnerungen, die ich hier mit mir herumschleppe .
    Aber ich rede um das, worum es mir eigentlich geht, herum, Till.
    Wirst Du zu Bettys Hochzeit kommen? Das ist es, was ich wissen will, wissen muss! Wirst Du Dich jetzt, wo Du meinen Brief in Händen hältst, dort in Toronto an Deinen Schreibtisch setzen und ein paar Zeilen an mich schreiben? „Liebe Lisa, freut mich, von Dir zu hören … aber - ABER leider kann ich nicht kommen … “
    Wirst Du das schreiben?
    Es ist in den letzten Monaten so viel passiert … Dinge, die ich Dir gar nicht erzählen, geschweige denn erklären kann oder will … Ich meine nur … kann es immer so weiter gehen?
    Du fehlst -
    Nein - ich schreibe jetzt nicht, was ich schreiben wollte -
    Ich schreibe es NICHT!
    Hier in Berlin scheint immer alles gleich geblieben zu sein - aber in Wahrheit bleibt sich gar nichts gleich, in Wahrheit ist alles im Fluss, in Bewegung - und manchmal kommt es mir fast so vor, als würde diese Entwicklung über mich hinwegstürzen, mich unter sich begraben, ohne dass ich die Kraft dazu hätte, mich dagegen zur Wehr zu setzen.
    Wie kann ich so etwas sagen?!
    Du hast Recht! Ich nehme es zurück! Es stimmt nicht. Es geht mir bestens! Wenn Du es zur Hochzeit von Betty nicht schaffen solltest - das kann ich verstehen, Till. Viel Spaß in Toronto - viel Spaß in Deinem weiteren Leben. Ich hoffe, Du hast viele Freunde, nette Leute um dich herum und vielleicht sogar jemanden, den Du liebst.
     
    Lisa

3
     
    Heute
     
    „Woah! Wo habt ihr das denn her?!“
    „Warst du noch nie hier?“
    In dem Raum herrscht fast grünes Licht. Es ist recht dunkel, und doch kann Malte das Bassin sehen, das tiefblau am anderen Ende des Saals schimmert. Es wirkt, als ob eine komplizierte Lichtanlage innerhalb des Wassers angebracht worden wäre.
    „Wahnsinn!“ Er macht noch ein paar Schritte auf das gewaltige Becken zu. Es muss mindestens vier Meter hoch sein, vielleicht fünf. Wenn er den Kopf bewegt, wird ihm fast schwindlig, so dick ist die Glaswand, so ungewöhnlich die Brechung des Lichts, das durch sie hindurchfällt.
    „Habt ihr ihn getauft?“
    Sein Begleiter, der ihn hergebracht hat, sieht Malte spöttisch an. „Käpt‘n Ahab vielleicht, oder was?“
    Die Bewegungen des Tieres in dem Aquarium sind von einer berückenden Eleganz. Majestätisch. Lässig. Ausgestreckt ist es bestimmt sechs oder acht Meter lang, schätzt Malte. Aber es streckt sich nicht aus. Es fließt durch das Wasser, gleitet und kreist, bewegt sich in wellenartigen Stößen vorwärts. Kommt der Glaswand nah, berührt sie jedoch nicht, sondern wechselt die

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