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Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille

Titel: Berlin Gothic 4: Der Versteckte Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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diesmal hatte Felix seine Bauchmuskeln rechtzeitig angespannt, so dass ihr Ellbogen an seinem Körper abprallte.
    „Komm schon!“, herrschte sie ihn an, halb lachend, halb verzweifelt, „lass dir was einfallen, Felix!“
    Er beugte sich ein wenig nach vorn, bereit, mit dem linken Arm etwaige weitere Angriffe abzuwehren. „Ich kenne Betty doch längst nicht so gut wie du … “
    „Was würdest du denn sagen, wenn deine Schwester heute heiraten würde?“
    Einen Augenblick lang schien er nachzudenken. „Du musst dir einfach überlegen, was für eine Art von Rede du halten willst“, meinte er schließlich, die Augen in die Tiefe des Kirchenraumes gerichtet. „Eine neckische Rede über Bettys Schwächen etwa, oder eine Rede darüber, wie du dir über die Rede den Kopf zerbrochen hast? Ich an deiner Stelle würde vielleicht über das besondere Verhältnis sprechen, das dich und deine Schwester verbindet, weil ihr beide ohne Vater aufgewachsen seid. Warst du nicht so eine Art Vaterersatz für die Kleine?“
    „Lisa?“
    Lisa fuhr herum. Sie spürte, wie Felix neben ihr etwas zur Seite rückte, und sah, dass ihre Mutter durch den Eingang der Kirche auf sie zukam. „Wo steckst du denn! Betty ist eben eingetroffen.“
    „Gut!“ Lisa stand auf. „Dann kann‘s ja losgehen.“
    „Sie will dich unbedingt sehen.“ Julia blieb bei ihnen stehen und nickte Felix zu, der jetzt ebenfalls aufgestanden war. „Sie hat durch den Hintereingang die Kirche betreten und wartet dort in einem Nebenraum auf dich.“ Die Besorgnis der Mutter war nicht zu übersehen.
    „Ist was passiert?“
    „Sie will mit niemanden sprechen.“ Julia strich sich eine Augenbraue glatt, offensichtlich um Fassung bemüht. „Gehst du bitte gleich zu ihr?“

2
     
    Betty saß auf einem Holzstuhl, der an das Fenster geschoben war, und schaute nach draußen. Als Lisa die Tür aufstieß, wandte sich ihre kleine Schwester zu ihr um. Ihre Augen wirkten größer als sonst, den Schleier hatte sie nach hinten geworfen, das weit ausfallende Brautkleid schien ein wenig verrutscht zu sein. Lisa erkannte sie kaum wieder. Sie war nicht dabei gewesen, als die Kosmetikerinnen am frühen Morgen gekommen waren und Betty zurechtgemacht hatten. Alles an ihr schien verändert worden zu sein. Sie war geschminkt, die Wimpern waren aufgestellt, die Haare frisiert, die Fingernägel poliert. Für einen Moment erschien sie Lisa wie eine Wachspuppe.
    „Lisi, ich … ich … “
    Betty stand vom Stuhl auf und kam ihr entgegen. Das Kleid schleifte über den Boden.
    Lisa nahm sie in den Arm.
    „Ich darf nicht weinen, es würde alles verschmieren“, hörte sie ihre Schwester an ihrem Hals flüstern. „Sie können es doch jetzt nicht mehr richten. Alles ist fertig, alle warten, ich … “
    Lisa fühlte den festen, zierlichen Körper der Siebzehnjährigen in ihrem Arm zittern. Alle hatten Lisa gefragt: Ihre Mutter, Max, selbst Felix - ob sie meinte, dass Betty alt genug für eine Hochzeit sein würde. Das könne niemand anders als Betty selbst entscheiden, hatte Lisa geantwortet. Jetzt aber war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Vielleicht hatte Betty es nur allen zeigen wollen, dass sie sehr wohl erwachsen genug war, um so etwas zu meistern?
    Sie fasste ihre Schwester an den Armen und drückte sie sanft ein wenig zurück. „Betty, hör mal … Es ist doch noch gar nichts passiert. Wenn du willst, geh ich raus und sag allen Bescheid.“ Lisa grinste. „Dann können sie ihre Scheiß-Kleider für die nächsten fünf Jahre wieder einmotten.“
    Betty schaute sie etwas verunsichert an. „Und Mama?“
    „Vergiss Mama! Das ist nicht Mamas Hochzeit, das ist deine Hochzeit, Betty. Und wenn du jetzt keine Lust mehr dazu hast, dann kann ich das sehr gut verstehen. Wichtig ist dabei nur eins: Dass du dich nicht den anderen zuliebe da draußen hinstellst und ‚ja‘ sagst!“
    Bettys Arme fielen herunter, den Brautstrauß hatte sie schon in der Hand. Sie trat ein paar Schritte zurück und ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. „Warten schon alle? Ist die Kirche schon voll?“ Gehetzt schaute sie auf.
    „Lass die ruhig noch ein wenig zappeln. Und Henning habe ich auch noch nicht gesehen.“
    Als würde der Name des Bräutigams sie wie eine Nadel stechen, zog Betty die Schultern hoch. „Was wird er denken … “
    „E – gal! “ Lisa konnte nicht anders, als die Stimme erheben. „Wirklich Betty - in meinen Augen hast du bisher alles richtig gemacht. Wenn du dich jetzt

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