Das Weinen der Engel (German Edition)
1. KAPITEL
E r hatte alles, was er wollte. Jede Menge Geld. Ein erfolgreiches Unternehmen. Ein riesiges, speziell für ihn entworfenes Haus in der Sonora- Wüste nördlich von Scottsdale, geschmückt mit zahlreichen kostbaren Originalkunstwerken. Er besaß ein Segelboot, das in San Diego auf ihn wartete. Er trug maßgeschneiderte Anzüge. Und wann immer ihm danach war, fand sich eine Frau, die mit ihm ins Bett ging. Was ziemlich oft vorkam.
Devlin Raines hatte alles. Trotzdem beschlich ihn seit einiger Zeit ein Gefühl der Unzufriedenheit.
Und er konnte sich verdammt noch mal nicht erklären, woher das kam.
Dev rückte seine Panoramasonnenbrille zurecht und streckte sich auf dem Liegestuhl neben dem Pool aus. Er genoss die Oktobersonne; dies war die beste Jahreszeit in Arizona. Das Geräusch des auf den Felsen prasselnden Wasserfalls auf der anderen Seite lullte ihn langsam ein. Fast war er eingeschlafen, da öffnete sein Freund und Angestellter Townsend Emory die Glasschiebetüren von innen.
„Tut mir leid, dich zu stören, Boss. Da ist eine Frau, die dich sprechen möchte. Sie ist verdammt hartnäckig.“ Town war ein großer, muskulöser Afroamerikaner, ehemaliger Footballspieler bei den
Arizona Cardinals
. Eine Halswirbelverletzung hatte seine Karriere vor vierzehn Jahren beendet. Town war in Phoenix geblieben und hatte für eine Reihe von Sicherheitsfirmen gearbeitet, darunter für
Raines Security
. Irgendwann war auch das aufgrund der alten Verletzungen nicht mehr möglich gewesen.
Glücklicherweise hatte der Mann nicht nur Muskeln, sondern auch Köpfchen. Nun arbeitete er hier bei Dev im Haus und kümmerte sich um dessen persönliche Angelegenheiten. Zusammen mit der Haushälterin Aida Clark war Town für alle Belange im Haus Raines verantwortlich und nahm sich allem Möglichen an, was sonst noch so anfiel.
Dev schob die Sonnenbrille nach oben und sah seinen Freund, der den ganzen Türrahmen ausfüllte, stirnrunzelnd an. Keine der Frauen, mit denen er sich traf, kam zu ihm nach Hause, ohne vorher anzurufen. Diese Regel hatte er aufgestellt. Das verhinderte peinliche Situationen, falls gerade eine andere bei ihm zu Besuch war. Bisher hatte sich jede seiner unverbindlichen Affären daran gehalten.
Bisher.
Während er sich fragte, wer ihn so dringend sprechen wollte, schwang er seine langen Beine über den Rand der Liege und stand auf.
„He, Moment mal, warten Sie!“, rief Town in dem Moment, als sich eine groß gewachsene schlanke Brünette an ihm vorbeidrängte und die Terrasse betrat. „Sie können hier nicht einfach durchlaufen!“
Die Frau achtete nicht auf Town und lief zielstrebig auf Dev zu. „Sie müssen Devlin Raines sein.“ Mit einem strahlenden Lächeln streckte sie ihm selbstbewusst ihre grazile Hand mit den hübschen pinkfarben lackierten Fingernägeln entgegen. Sie war schätzungsweise über eins fünfundsiebzig und hatte sehr dunkles kinnlanges Haar mit rotblonden Strähnen. Ihre langen Beine steckten in hautengen Jeans, und dazu hatte sie rote, hohe Peeptoes an.
Dev hatte sie nie zuvor gesehen. Sie war unglaublich sexy. Und sie trug keinen Ehering.
„Ja, ich bin Raines.“ Er warf Town einen Blick zu und signalisierte ihm, dass alles unter Kontrolle war. Der musterte die Fremde noch einmal skeptisch und verschwand dann ohne ein weiteres Wort im Haus. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Ms …?“
„Delaney. Lark Delaney. Ich möchte Sie gern engagieren, Mr Raines. Hoffentlich können Sie mir weiterhelfen.“
Sie war mehr als einfach nur sexy. Diese Frau war Dynamit. Und das auf eine außergewöhnliche Art. Von ihr ging eine ungeheure Energie und Entschlossenheit aus. Mit ihren großen silbernen Kreolen und der ausladenden Paisleytasche mit Metallnähten wirkte sie zwar auffallend, aber doch irgendwie stilvoll.
Eigentlich war sie absolut nicht sein Typ. Er bevorzugte eher zurückhaltende, anschmiegsame Frauen, die nicht groß Widerworte gaben. Trotzdem fühlte er sich von ihr so heftig angezogen wie schon lange nicht mehr von einer Frau.
Er nahm sein kurzärmeliges Tommy-Bahama-Hemd von der Lehne der Liege und warf es sich über, um seine nackte Brust und seine blauen Badeshorts zu bedecken. Bei den Gedanken, die ihm plötzlich durch den Kopf schossen, schien ihm das sicherer.
„Warum setzen wir uns nicht da drüben in den Schatten?“ Er zeigte auf den riesigen überdachten Bereich der Terrasse, der mit der voll ausgestatteten modernen Außenküche mehr wie ein
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