Berlin Gothic 5: Nachts Bei Max
Till gegenüber lässt er durchblicken: Er ist sich seiner Schuld am Tod seines Vaters nur zu bewusst und wild entschlossen, die Verantwortung dafür zu tragen. Deshalb weigert er sich auch, Felix die letzten Rechte an den noch unveröffentlichten Manuskripten seines Vaters zu verkaufen, die Felix von Max haben will. Denn Max weiß, dass Felix es auf diese Rechte nur deshalb abgesehen hat, weil er mit den Büchern von Max‘ Vater seine Ideen endgültig verbreiten und durchsetzen will.
Till ist in seiner Ablehnung der Vorstellungen von Felix und seiner Entourage nicht ganz so gefestigt wie Max. So zögert er nicht, ein Arbeitsangebot des Verlegers anzunehmen, obwohl er ahnt, dass Felix es in Wahrheit weniger auf ihn, Till, abgesehen hat, als vielmehr auf Max und dessen Schwester Lisa.
Aber wie genau will Felix Max umstimmen, indem er Till bei sich anstellt? Wie genau hofft er, mit Bentheims Büchern seine Ideen verbreiten zu können? Vor allem aber: Was ist der zweite Schritt, den Felix Max und Till gegenüber erwähnt hat, und von dem er behauptet, dass er ihn gehen werde, wenn die Menschen sich erstmal von seinen Vorstellungen überzeugt haben lassen?
Till ist sich im Klaren darüber, dass er sich auf ein gefährliches Spiel einlässt, indem er sich in Felix‘ Dienste begibt. Und doch geht er das Risiko ein. Denn nur so kann er in Berlin bleiben, wo er seinem Freund Max zur Seite stehen muss, der zunehmend die Kontrolle über sich verliert. Und - was vielleicht noch wichtiger für Till ist - nur so kann er auch in Lisas Nähe bleiben, die er nie aufgehört hat zu lieben.
Lisa weiß, was Till für sie empfindet und erwidert seine Gefühle - aber sie ist nicht frei. Denn Felix ist es gelungen, sie an sich zu binden.
Heute …
Zwei Jahre nach Bettys Hochzeit wird Berlin von einer Mordserie erschüttert, wie sie die Stadt noch nicht erlebt hat. Konstantin Butz vom Berliner LKA übernimmt die Ermittlungen in dem Fall von seinem Kollegen Volker Fehrenberg. Gleichzeitig am anderen Ende der Stadt: Butz‘ Freundin Claire verliebt sich in den Boxer Frederik, von dem sie zu spät begreift, dass er aus reiner Berechnung den Kontakt zu ihr gesucht hat …
Als Fehrenbergs Leiche von Unbekannten verschleppt wird, beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen: Eine Frau wird mit Anzeichen schwerster Verwirrung in ein Krankenhaus eingeliefert. Ein Hochhaus stürzt in sich zusammen. Und Butz‘ Ermittlungen führen ihn zu dem Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht: Henning Fahlenkamp, den Ehemann von Claires Schwester Betty - und engsten Mitarbeiter von Felix von Quitzow. Was aber hat Felix - der Mann, mit dem Lisa Bentheim zusammenlebt - mit der Mordserie zu tun, die die Stadt seit Tagen in Atem hält und der bereits drei Frauen zum Opfer gefallen sind? Wer sind die Verfolger, die Max‘ Schwester Claire und Frederik nicht abschütteln können? Was ist es, das im Untergrund unter der Stadt brodelt? Wer ist der Mann, der erst einen Hund erwürgt und dann ein Mädchen im Kaufhaus anspricht? Und was ist es, das in ihm wütet und ihn dazu antreibt, immer tiefer hineinzuleuchten in die nachtschwarzen Winkel seiner Seele?
Berlin Gothic - eine Stadt bricht aus den Fugen.
BERLIN GOTHIC 5
Erster Teil
1
Vor zwei Jahren
„Und?“, fragte er.
Lisa lachte. „Mir muss sie ja nicht gefallen.“
Die Wohnung war recht klein, vierzig Quadratmeter schätzte Till, das Wohnzimmer ging auf eine Seitenstraße hinaus, die Küche nach hinten auf einen Hof. Den Fußboden bildeten breite Dielen, die Decke war stuckverziert und fast vier Meter hoch. Eine typische Berliner Altbaumietwohnung, einfach und doch rücksichtsvoll saniert, mit einem relativ modernen Bad, in dem sich alles Nötige befand: Eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken.
Till wandte sich zu der kleinen Küche und sah durch das Fenster hindurch auf den Hof. Er brauchte nicht lange zu überlegen. Die Wohnung war genau, was er suchte - jetzt, wo er Felix‘ Angebot, in der Firma zu arbeiten, angenommen und entschieden hatte, vorerst in Berlin zu bleiben.
Er machte dem Angestellten der Wohnungsbaugesellschaft, der am Herd in der Küche lehnte, ein Zeichen. „In Ordnung, ich nehm sie.“
Knapp fünfzehn Minuten später setzten sich Lisa und Till an einen Tisch im Café an der Ecke des Hauses, in dem sich auch die Wohnung befand.
„Das wusstest du nicht?“ Lisa lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, das Kinn fast bis
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