Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)
sich.
„Ein Espresso, bitte“, rief Felix dem Kellner zu, der inzwischen an ihren Tisch gekommen war. „Nimmst du auch was?“
„Espresso, ja, prima.“
„Zwei, bitte.“
Er brauchte gar nichts zu sagen oder zu machen: Nina war vollkommen klar, dass die Zeit, die Felix ihr widmen konnte, knapp bemessen war.
„Vielleicht ist das hier nicht der richtige Ort, um so etwas zu besprechen“, sagte sie, „aber ich wusste nicht, wo ich dich sonst treffen sollte.“
Felix‘ Gesicht wirkte angespannt.
„Es geht um … um Max, das hast du dir wahrscheinlich sowieso schon gedacht.“
Er stülpte die Lippen vor. Eine Art „Hmhmmmm“ war zu hören.
„Hör zu, Felix“, und plötzlich purzelten Nina die Worte nur so aus dem Mund. „Du ahnst … weißt es doch ohnehin schon. Ich … ich kann das nicht - “
„Was kannst du nicht?“, fiel ihr Felix ins Wort.
„Ihn … ihn - was weiß ich, wie du das nennst - gefügig machen? Max dazu bringen, dass er … dass er … herrje - ganz wild nach mir ist?“
In Felix‘ Miene schien sich so etwas wie Spott widerzuspiegeln.
„Ich meine … ich mag ihn … er ist auch … also … “
„ … ganz wild nach dir?“
Nina atmete aus, sah kurz zur Seite.
„Wie auch immer, Felix“, fuhr sie fort, „ich kann es nicht. Ich kann ihn nicht täuschen … kann nicht so tun, als würde es mir nur um ihn gehen und in Wirklichkeit dabei für dich … für dich tätig sein.“ Ihr Blick hatte sich wieder auf Felix gerichtet.
„Hast du ihm das schon gesagt?“
„Ich … Felix, ich mag ihn, hörst du? Und er mag mich. Das ist … etwas Besonderes, Wertvolles. Ich will das nicht aufs Spiel setzen, verlieren … “
„Ich will wissen, ob du ihm das bereits gesagt hast!“
Was meinte er? Ob sie Max gesagt hatte, dass sie ihn mochte? Oder ob sie Max gesagt hatte, worum Felix sie gebeten hatte? Auf beide Fragen war die Antwort die Gleiche.
„Ja, ja, ich hab es ihm gesagt.“ Unwillkürlich spannte sich jeder Muskel in Ninas Körper an. Es war eine gute Idee gewesen, Felix hier abzupassen, hier unter all den Leuten - hier konnte er ihr nichts tun. Oder? „Er wusste es ja ohnehin schon“, fuhr sie hastig fort, „Quentin hat ihm gegenüber etwas durchblicken lassen - “
Erschrocken zuckte sie zusammen, als Felix‘ Faust auf den Tisch schlug. Ein paar Gesichter wandten sich zu ihnen um. „Was für ein Narr“, murmelte er - schnaufte dann aber mehr lachend als wütend: „Quentin ist wirklich völlig am Ende, findest du nicht?“
„Begreifst du jetzt? Ich musste mit Max reden, ihm alles sagen … sonst … es wäre vollkommen unberechenbar geworden … “ Nina merkte, dass sie klang wie ein Schulmädchen. Instinktiv war ihre Stimme ein wenig höher geworden. Ein Effekt, den sie nicht unbedingt absichtlich eingesetzt hatte, von dem sie jedoch schon öfter die Erfahrung gemacht hatte, dass er die Dinge zu ihren Gunsten beeinflusste, weil sie dann irgendwie unschuldiger klang.
Doch Felix schien sich davon nicht beeindrucken lassen zu wollen. Eher verdüsterte sich seine Miene wieder ein wenig. „Ein bisschen enttäuscht bin ich aber schon, Nina“, sagte er. „Ich habe dich ja nicht zum Spaß gebeten, dich um Max zu kümmern.“
Sie zog die Schultern etwas hoch.
„Wie stellst du dir das denn jetzt vor?“
Es kam ihr so vor, als wehte ein kühler Wind von Felix über den Tisch auf sie zu.
„Was willst du denn von Max?“, flüsterte sie.
Felix sah auf. Der Kellner war an ihren Tisch zurückgekommen und stellte die Espressotassen vor sie hin. Keiner bedankte sich. Wortlos verließ der Ober wieder den Tisch.
„Max‘ ist Bentheims Sohn“, sagte Felix und riss ein Zuckertütchen auf. „Er wäre perfekt gewesen, sozusagen als Aushängeschild, verstehst du?“ Er schüttete den Zucker aus der Tüte in sein Tässchen. „Bentheim ist tot. Wer hätte den Staffelstab besser übernehmen können als sein Sohn … also der Öffentlichkeit gegenüber.“ Er sah auf. „Für das Projekt an dem ich zurzeit arbeite, meine ich … “
Alles, was Nina über Felix’ Tätigkeiten wusste, waren Bruchstücke und Andeutungen, die sie bei den Treffen mit Henning, Malte oder Quentin aufgeschnappt hatte. Und doch glaubte sie in etwa zu verstehen, was er meinte. „Warum fragst du Max nicht einfach“, sagte sie und rührte in ihrer Tasse. „Das klingt doch wie eine verlockende Aufgabe. Vielleicht hat Max Lust dazu.“
Felix wiegte den Kopf hin und her. „Ich habe bereits
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