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Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller)

Titel: Berlin Gothic 6: Die versteckte Bedeutung (Thriller) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Rad fest und tritt einen Schritt zurück. Blickt den Tunnel hinunter. Wieviele von den Portalen hat er jetzt schon verschlossen? Zwölf? Vierzehn?
    Im staubpartikeldurchtanzten Schacht kann er sehen, wie sich die Reihe der noch zu schließenden Türen scheinbar unendlich weit in die Dunkelheit hinein fortsetzt.
    Er soll den Stollen checken und alle Sicherheitstüren schließen. Dann werden sie die Anlage fluten.
    Er trottet weiter.
    Die nächste Tür. Malte stemmt sich gegen das Verschlussrad. Kämpft gegen den Rost.
    Und stutzt.
    Hat etwas an seinem Fuß gezogen?
    Gesaugt?
    Sein Blick fährt herunter, auf den Boden, zu seinem Schuh -
    der in einer Pfütze steht.
    Unsinn! Da ist nichts. Er steht nur in ein wenig Wasser und die Pfütze hat seinen Schuh durchweicht!
    Schon will er sich wieder an das Verschlussrad hängen, da hört er ein leises Geräusch.
    Ein Säuseln, Winseln, Zischen, Schaben, Grabbeln, Rascheln, Kratzen.
    Er lässt von dem Rad ab und starrt in die Dunkelheit.
    Blinkt da was?
    Sein Blick geht zurück auf den Boden.
    Die Pfütze scheint sich vergrößert zu haben. Das Wasser umspült jetzt seine Füße, schwappt über seinen Schuh hinweg.
    Oder ist es ein Plätschern? Kein Winseln, Säuseln oder Schaben, sondern ein Glucksen und Gluggern?
    Unwillkürlich macht er einen Schritt nach vorn.
    Und das Verschlussrad, an dem er eben gedreht hat? Muss er nicht erstmal die Tür verschließen?!
    „Dann fluten wir die Anlage … “
    Plötzlich fühlt er, wie es gegen sein Hosenbein schlägt.
    Blickt hinunter.
    Das Wasser.
    Seine Schuhe sind schon nicht mehr zu sehen.
    Was ist das? Ein Brausen? Rauschen? Sausen?
    Es schwappt.
    In seine Kniekehle.
    Er reißt das Bein aus dem Wasser. Die Flüssigkeit scheint schwer wie Schlamm.
    Seine Schuhe haben sich mit der lauwarmen Brühe vollgesogen.
    Egal! Raus das Bein aus dem Sud! Nach vorn damit - nächster Schritt!
    Die neue Welle erreicht schon seine Oberschenkel - steigt, während sie sich noch an ihm vorbeiwälzt, über seinen Hintern bis in sein Kreuz -
    und Malte fühlt, wie seine Füße für einen Augenblick den Kontakt zum Boden verlieren.
    Instinktiv reißt er die Hände nach vorn, wie um sich im Wasser abzustützen, da wird er von der nächsten Welle erfasst. Ihr Schwung trägt ihn hoch, schiebt ihn, spült ihn empor. Seine Arme schnellen an seinem Kopf vorbei, er will sich vor dem Aufprall gegen die Decke des Gangs schützen, auf die er von den Wassermassen mit entsetzlicher Geschwindigkeit zugetrieben wird -
    und dreht sich im Steigen um.
    Was er hinter sich sieht, ist kein Tunnel mehr. Es ist eine Wasserwand, die den Schacht vollkommen ausfüllt. Die sich wie in Zeitlupe auf ihn zubewegt. Die nicht klar ist oder durchsichtig blau, sondern schwarz wie die Nacht.
    Er spürt, wie die gewaltige Druckwelle ihn gegen die Decke schiebt, wie er über den rauen Beton gerissen wird, wie die Maske von seinem Kopf geraspelt und die Hälfte seines Gesichts aufgerieben wird.
    Dann haben ihn die Wassermassen überspült.
    Es gurgelt …
    Malte hört, wie sich sein Schrei unter Wasser dem Mund entwindet, fühlt seinen Körper gegen Mauervorsprünge schlagen, Strudel reißen ihn bis tief hinab auf den Boden - dann titscht etwas Weiches gegen ihn, gleitet vorbei, verschwindet.
    Es ist eine elastische Masse, in die er eintaucht - die sich mit dem Wasser vermengt hat. Eine Schwemme von Leibern, die ihn jetzt ganz umschließt, in sich aufnimmt, mit sich forttreibt …
    während die Luftreserven in Maltes Lungen vergehen und das Leben aus ihm entweicht.

 
    BERLIN GOTHIC 6
     
    Zweiter Teil
     
     
     


     
    Vor zwei Jahren
     
    Montagmorgen.
    Montagmorgens ist der Verkehr in der Stadt immer besonders laut. Das war Max schon öfter aufgefallen. Die Leute geben besonders forsch Gas, wenn sie an einer Ampel anfahren, sie scheinen geradezu gejagt zu werden von dem Gefühl, so schnell wie möglich die Zeit wieder gutmachen zu müssen, die sie am Wochenende verloren haben.
    Er schlug den Kragen seiner Jacke hoch und beschleunigte seine Schritte.
    Es war kurz vor neun Uhr morgens und Max auf dem Weg nach Hause. Er hatte sich die Nacht mit Freunden unterwegs in der Stadt um die Ohren geschlagen, jetzt fühlten sich seine Glieder an, als hätte er auf einer Bahnhofstoilette geschlafen. Sein Mund war ein ausgeleerter Aschenbecher und der Alkohol, den er in sich hineingeschüttet hatte, flimmerte in seinen Augen. Und doch war er nicht schlecht gelaunt. Nein, er freute sich vielmehr,

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