Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
Theatersaal erwähnt hat. „Aber das ist alles so lange her, warum … ich meine, Max ist tot, warum erzählst du mir das, Nina - “
Doch sie lässt ihn nicht ausreden. „Felix hat mich bedrängt, es war ihm alles egal, jedes Mittel war ihm recht, um an sein Ziel zu kommen. Ich habe ihm gesagt, dass er sich an dich wenden soll, Till, wenn er von Max etwas will. Ich habe ihn an dich verwiesen, um ihn von mir und Max abzulenken! Ich habe ihn auf dich gehetzt, Till!“ Ihre hübschen Augen blitzen ihn an. „Felix hätte sonst nicht eher nachgelassen, als bis er das, was damals zwischen mir und Max war, vollkommen beschmutzt und zerstört gehabt hätte. Ich weiß, es war nicht richtig - aber Max … Max hat mir damals sehr viel bedeutet.“
Till sieht, wie ihr Blick sein Gesicht absucht.
„Max hatte einmal erwähnt, dass du und er - dass es zwischen euch etwas geben würde, was euch beide verbindet. Ein Erlebnis, eine gemeinsame Erfahrung … “
„Ja?“
„Davon habe ich Felix erzählt, Till.“ Jetzt fließen ihr die Tränen übers Gesicht.
Die Beerdigung, die Erinnerung - alles scheint auf einmal über ihr zusammenzubrechen. Unwillkürlich berührt Till Ninas Wange, wischt eine Träne fort, die dort hinunterläuft, ist für einen Moment von dem Drang durchflossen, sie einfach zu küssen - und hört sie schon weiterflüstern.
„Ich habe Felix gesagt, dass es ein Erlebnis aus eurer Kindheit gibt, über das ihr mit niemandem sprecht. Max hatte mir gegenüber so etwas angedeutet. Und kaum hatte ich Felix das gesagt, konnte ich fühlen, wie er darauf ansprang. Er wollte unbedingt mehr darüber erfahren. Es war klar, dass er sofort überlegte, ob er so von Max bekommen könnte, was er von ihm wollte.“
Till spürt, wie sich seine Stimmung verdüstert. Es hat nur ein Erlebnis in ihrer Kindheit gegeben, über das er und Max mit niemandem gesprochen haben. Ein Erlebnis, das hinunter führte in die Gänge unter der Stadt.
„Felix hat Max danach gefragt, hat ihm gesagt, du, Till, hättest so etwas erwähnt. Aber es stimmte nicht, Till, er hat das nur gesagt, um Max zu verunsichern, um ihn gegen dich aufzubringen. Er wusste, dass er am besten an Max herankam, wenn er einen Keil zwischen ihn und dich trieb, zwischen dich und Max. Dass er ihn am besten schwächen konnte, wenn er die Freundschaft zwischen euch beiden beschädigte.“
Er will ihren Mund mit seinen Lippen verschließen, aber sie spricht immer weiter.
„Felix ging es nur darum, dich und Max gegeneinander aufzubringen. Es tut mir so leid, Till“, hört er sie neben sich wispern. „Ich hätte niemals mit Felix sprechen dürfen, aber ich wollte ihn von mir ablenken. Und das war falsch, entsetzlich falsch. Du … warst für Max immer so wichtig … der Streit zwischen euch, er hat ihn praktisch zerrissen.“
Wieder sieht Till seinen Freund vor sich, wie er auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzt. Wie Max ihm entgegenschleudert, dass er Lisa alles sagen wird. Wie Max‘ Blick hasserfüllt auf ihn gerichtet ist und alles an Max‘ Haltung signalisiert, dass er bereit ist, seine Drohung wahr zu machen.
Felix hat es eingefädelt - er WOLLTE, dass sie sich stritten.
Und Felix hat sein Ziel genau so, wie er sich das vorgestellt hat, auch erreicht.
BERLIN GOTHIC 7
Zweiter Teil
1
Vor sechs Wochen
Es schaukelte leise.
Aber es war nicht die eiskalte Stahlbrücke.
Es war weich. Weiß. Warm.
Lisa spürte, wie sie sich streckte. Ihr Kopf stieß gegen etwas Hartes. Ihre Augen öffneten sich. Sie lag auf der Seite und starrte in eine dunkle beige-blaue Struktur. Weiter hinten blinkte etwas Rotes.
Sie lag auf dem Rücksitz eines Autos.
Benommen sah sie an sich herab. Eine Wolldecke war über sie gebreitet. Sie kam sich vor wie ein Kind, wie damals, als sie auf der Rückbank des Jaguars ihres Vaters geschlafen hatte.
Langsam richtete sie sich auf. Es war kein Motor zu hören und doch sah sie die Nacht an den Fenstern vorbeiziehen.
Der Fahrersitz war leer, sie war allein. Ein Fenster war heruntergekurbelt. Sie fokussierte den Blick und schaute durch die Windschutzscheibe nach vorn. Langsam begannen sich die Eindrücke zu einem Gesamtbild zu verdichten.
Sie hatte auf der Stahlbrücke das Bewusstsein verloren - jetzt konnte sie Felix an einer Balustrade vor dem Wagen stehen sehen. Rechts von ihm ragte ein kurzer stählerner Turm auf. Dahinter funkelte tiefblaues Wasser.
Es war noch immer Nacht und sie fuhren - aber nicht der Wagen,
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