Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)
fällt auf den Wagen, in dem sich Betty versteckt hat.
Iiiiep Iiiiep Iiiiep …
Sie richtet sich ganz auf, wagt es noch immer nicht, Bettys Namen zu rufen, aus Angst, die Gestalten könnten sie hören - schleicht auf den Wagen zu, in dem sich ihre Schwester verkrochen hat …
Iiiiep Iiiiep Iiiiep …
Bewegt sich der Wagen - Bettys Wagen?
Ist das ein Knurren? Gurgeln?
Jetzt kann Lisa es deutlich erkennen: Bettys Wagen … wippt - er WIPPT leicht auf und ab!
Sie duckt sich und ist mit zwei Schritten bei dem Fahrzeug -
die Tür - die Tür zum Rücksitz - die hat doch vorhin nicht offen gestanden?
„Betty“, Lisa flüstert den Namen nur, aber es kommt ihr so vor, als würde sie ihn schreien - dann ist sie bei der Tür - hat sie umrundet - starrt in den Wagen -
und kann nicht fassen, was sie sieht.
Was --
Was --
Ihre kleine Schwester hockt auf dem Rücksitz, die Unterarme auf das Polster gestützt, die Oberschenkel angewinkelt. Das Gesicht hat sie Lisa zugewandt, den Kopf zurückgebogen, die Augen nur einen Schlitz weit geöffnet - ihr Mund aber - ihr Mund steht offen -
und hinter ihr, halb über sie gebeugt -
ragt eine der Gestalten -
riesig - gewaltig - unbegreiflich groß -
über sie hinweg -
und das Röcheln, das aus seinem Mund dringt, das raue Rasseln -
vermischt sich mit einem Quieken, einem hohen Quietschen, spitzen Stöhnen, das sich hell und kristallklar aus Bettys Kehle entwindet.
Es ist Lisa, als ob sie sich nicht rühren könnte. Wie verhext von dem Anblick der beiden ineinander verkeilten Leiber starrt sie auf seine Hand, die mit einer einzigen Bewegung den Slip, der sich über Bettys pralle Schenkel gespannt hat, beiseite wischt, dass das Gummiband aufplatzt. Auf ihr T-Shirt, das er nach oben schiebt, bevor seine Pranken ihre Hüften umschließen, um Betty mit einer kräftigen, sicheren, gierigen Bewegung ganz auf sich zu ziehen - so kraftvoll, dass ihr der Atem aus dem Mund gestoßen wird, sie die Augen vollends schließt und sich mit ihren kleinen Händen in die Rückbank stemmt - um sich noch mehr auf ihn zu spießen.
Lisa spürt, wie sie ruckartig Luft einzieht - nach vorn stürzen will - um das zu verhindern -
und doch nicht von der Stelle kommt, einem steinzeitlichen Insekt gleich, das eingefangen ist in einen Harztropfen -
wie ihre Arme plötzlich gegen etwas stoßen -
und sie auftaucht -
wie aufgelöst -
das Gesicht von einer feinen Schweißschicht bedeckt,
im Innersten weich und verhärtet zugleich -
Was --
Was --
ein Waldweg -
sie fahren einen Waldweg entlang!
Lisas Kopf rollt herum, die Augen verklebt, sich öffnend jetzt und zugleich noch schlaftrunken.
Bettys Schenkel -
sie sitzt neben ihr!
Am Steuer!
Lächelt sie an -
konzentriert sich wieder nach vorn auf die Straße.
„Wir sind gleich da, Lisa. Du musst ja vollkommen übermüdet sein.“
Sie richtet sich auf.
Sie ist eingeschlafen! Auf dem Beifahrersitz - während Betty gefahren ist.
„Siehst du? Da ist das Tor - wir haben Glück, es steht auf.“
Das Tor zu Felix‘ Landhaus im Süden Berlins.
7
Tills Augen fliegen über den Text.
Berlin Gothic .
Er sitzt in dem Zimmer, das Felix in seinem Haus für ihn eingerichtet hat. Dort gibt es einen Zugang zu sämtlichen Aufzeichnungen, die zum fiktiven Universum bereits gemacht worden sind, zum Teil noch von Xaver Bentheim selbst, zum Teil von den Mitarbeitern in Felix‘ Firma - navigierbar an einem großen Bildschirm, der auf dem Tisch in der Mitte des Zimmers steht.
Infekt.
Zugang …
Zone …
Zentrum …
Die Begriffe, die Max damals verwendet hat, in dem Theater, in der Spielhölle, als Till mit ihm über das fiktive Universum von Felix und Max’ Vater gesprochen hat, gehen Till erneut durch den Kopf.
Zugang - das war der Anfang, so hatte Max es doch gesagt … oder? Im ersten Teil, den Bentheim ‚Zugang‘ genannt hat, wird ein Junge in die Ereignisse verstrickt, genau …
Der zweite Teil hieß dann ‚Zone‘, richtig? In der ‚Zone‘ erlebt der Junge, wie weit sich der Infekt bereits verbreitet hat …
Und im ‚Zentrum‘? Ins Zentrum hat sich der Junge durch die Zone hindurch vorgearbeitet - um dort zu entdecken, wer alles steuert!
Das hatte Max doch erzählt!
Gebannt klickt sich Till durch die Dateien. Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Infekt, der sich in der Stadt gerade ausbreitet - und dem Infekt, um den es in dem fiktiven Universum, in Berlin Gothic geht?!
Weg mit den Nebenhandlungen - die interessieren ihn
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