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Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition)

Titel: Berlin Gothic 7: Gottmaschine (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonas Winner
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Max brannte - und mit dem er sich auch auf Quentin gestürzt hat? Mit dem er Quentin bei Irina, vor dem Club, immer wieder gequält hat!
    Doch daher, dass Max seit Tills Ankunft in seiner Familie die Hoffnung aufgeben musste, er könnte noch irgendwann den Anforderungen, die sein Vater an ihn stellte, gerecht werden!
    Max ertrug es nicht, wie sein Vater ihn geringschätzte, während Bentheim Till respektierte, auf Till hörte, ihn ermutigte - ja, ihn sogar darum bat, sich um Max zu kümmern! DAS war es doch, was Max verbittert hat, was Max aufgewühlt, aufgerissen hat, dass er hemmungslos gegen alles wütete, was ihm in die Quere kam. Gegen sich selbst, bis er sich zugrunde gerichtet hat - aber auch gegen Quentin.
    Till weiß es noch wie gestern, wie Max Quentin bei Irina vor allen anderen heruntergemacht hat, wie Max all den Selbsthass, den er in sich verspürte, weil sein Vater einen anderen Jungen zum Sohn haben wollte, auf Quentin ablud. Mit aller Härte, aller ihm möglichen Rücksichtslosigkeit ist Max gegen Quentin vorgegangen, hat ihm jede Möglichkeit, sich selbst zu schätzen, so abspenstig gemacht, wie sie ihm selber durch Tills Ankunft in seinem Elternhaus abspenstig gemacht worden war.
    Dieser Quentin ist es gewesen, der das Chaos, die Krankheit, die Verzweiflung und den Tod über die Stadt hat hereinbrechen lassen. Quentin.
    Letztlich aber ist es SEINE, Tills Schuld, was jetzt geschieht, denn er hat Max gequält, und Max Quentin.
    ‚Und wenn es stimmt? Wenn es stimmt, was Felix insgeheim hofft? Dass der Untergang der Stadt sein Projekt einer Gottmaschine nur noch beschleunigt?‘
     


     
    Till richtet sich auf und klopft sich die Erde von den Knien.
    Zu hören ist nichts als das Rauschen der Blätter über ihm.
    Er bückt sich, um ein paar Feldblumen abzureißen und in die Vase auf Armins Grab zu stellen - hält sich aber noch einmal zurück. Sollen die Blumen doch weitersprießen, wo sie gerade wachsen. Ein paar Blümchen zu töten, würde Armin bestimmt nicht gefallen.
    Zwölf Jahre ist sein Bruder jetzt tot. ‚Wir sehen uns‘, murmelt Till und wendet sich ab. Langsam schreitet er über den Weg zwischen den Grabsteinen zum Ausgang.
    Unwillkürlich kippt sein Kopf in den Nacken - er hat gehört, wie sich etwas nähert.
    Kurz darauf ist es ohrenbetäubend. Ein Krach, als würde ein Gebirge auf ihn herabstürzen. Da sieht Till sie auch schon zwischen den Baumwipfeln auftauchen. Hubschrauber. Erst einer. Dann ein ganzes Geschwader.
    Till stolpert aus dem Friedhof heraus zu der Lichtung am Eingang.
    Die Rotorblätter flimmern in der Sonne wie die Flügel riesiger Roboterlibellen. Die Maschinen ziehen in geringer Höhe über die Lichtung hinweg, Richtung Stadtmitte … gut ein halbes Dutzend von ihnen …
    Till sieht den Hubschraubern nach, bis sie hinter den Baumkronen wieder verschwunden sind.
    Was ist los in Berlin? Bricht die Seuche in einer Geschwindigkeit über sie herein, mit der niemand gerechnet hat. Werden sie regelrecht überrannt - ist es wie eine Flutwelle, wie eine Springflut, die die Millionenmetropole innerhalb von Wochen, Tagen, STUNDEN unter einer Schlammlawine begräbt?
    Er läuft den Waldweg zurück. Wird die Stadt immer weiter wuchern, bis sie sich auf der einen Seite mit Warschau und Moskau vereint - und auf der anderen mit Paris und London? Oder wird Berlin verfallen, werden die Mauern zerbröseln, Efeu, Gräser, Sand und Tiere sich das übermauerte Terrain zurückerobern? Wird die ganze Ebene irgendwann einmal wieder von Nadelwäldern bedeckt sein, mit Vögeln in den Zweigen und Fischen in der Spree, mit Bären, Füchsen, Raben und Hasen … Wird es jemals wieder so sein?
    Till hebt den Blick und sieht den Weg vor ihm aus dem Wald heraus und auf die Lichtung führen, auf der das Haus am See steht.
    Ist er wirklich schuld an dem, was geschieht? Durch seine Ankunft bei den Bentheims sind die Dinge in Bewegung geraten. Und doch … ist Max etwa schuld daran gewesen, was er für ein Mensch war? Hatte Max die Möglichkeit, ein anderer Mensch zu sein? Ist er, Till, schuld daran gewesen, dass Bentheim ihn Max vorgezogen hat? Ist Quentin schuld daran gewesen, dass er ins Böse hinabsteigen wollte?
    Ist irgendjemand an irgendetwas schuld - oder ist nicht vielmehr jeder durch den Körper, das Gehirn, mit dem er geboren ist, so wie er ist - und UNSCHULDIG letztlich an dem, was er tut? Wie kann man überhaupt an etwas schuld sein? Plötzlich - und vielleicht zum ersten Mal - versteht

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