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Bernie allein unterwegs

Bernie allein unterwegs

Titel: Bernie allein unterwegs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Mädchens.
    Ganz vorsichtig kroch ich ein Stück rückwärts. Ich wusste, dass man mich sofort sehen würde, wenn die Tür aufging.
Paule hatte mal was von Hundefängern erzählt. Von bösen Männern, die Hunde mit Drahtschlingen auf der Straße einfingen, ins Auto zerrten und irgendwohin fuhren, wo die Hunde eingeschläfer t wurden. Oder man brachte sie in Labors, wo ihnen zu Testzwecken ätzende und höllisch brennende Creme auf die empfindliche Nase geschmiert wurde.
    Mein Herz klopfte so heftig, dass mir jeder Schlag in den Ohren dröhnte.
    Ich stieß auf etwas Hölzernes, das ich schnell abschnupperte. Eine Kiste! Ich schob den Deckel mit der Nase hoch und sprang hinein. Der Deckel fiel zu, und gleich danach gab es ein metallisches Geräusch. Ich erschrak furchtbar, denn im selben Moment begriff ich, dass das Vorhängeschloss zugeschnappt war.
    Jetzt war ich zwar nicht mehr zu sehen, wenn jemand die Schuppentür öffnete, aber ich saß in der Falle. Hier kam ich nicht mehr heraus und würde elendig verhungern und verdursten.
    »Mama«, winselte ich. »Mama, bitte, hilf mir!« Und dann fing ich an zu weinen.
    Trotz der Kiste konnte ich gut hören, was vor dem Schuppen geschah. Hunde haben ja eine tausendmal bessere Nase und auch tausendmal bessere Ohren als Menschen.
    »Es kann sein, dass ich im Schuppen noch eine Rolle Draht habe«, sagte eine tiefe Männerstimme. »Aber ich bin mir nicht sicher. Ich müsste suchen.«
    Um Gottes willen! Er suchte Draht! Wahrscheinlich, um mir eine Schlinge um den Hals zu legen. Es stimmte also, was Paule gesagt hatte. Sicher hatte das Mädchen von mir erzählt, und jetzt wollten sie mich wegbringen! Ich war verloren!

    »Ich glaube, ich habe im Wagen noch eine Rolle mit dicker Schnur«, meinte jetzt der andere Mann. »Die geht auch, und wir müssen nicht ewig suchen. Ich möchte das jetzt hinter mich bringen, meine Frau wartet mit dem Essen.«
    »Also gut«, antwortete der Erste. »Dann hol die Schnur. Wenn wir ihn von hinten festbinden, müsste es halten.«
    »Du musst die Strippe einfach ein paarmal um ihn herumlegen und dann so fest zuziehen, wie du kannst. Dann wird das nicht noch mal passieren.«
    Ich fing an zu zittern. Sie wollten mir die Luft abschnüren und mich umbringen. Die ganze Welt schien voller Menschen zu sein, die kleine Hunde töten wollten. Ich konnte das überhaupt nicht verstehen, denn die Menschen, die meine Geschwister abgeholt hatten, hatten eine Menge bezahlt und waren trotzdem fast verrückt gewesen vor Freude. Und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das gespielt gewesen war. Und wenn es so leicht war, kleine Hunde, die noch nicht richtig beißen und sich nicht wehren konnten, wegzufangen, dann brauchte man sich auch nicht welche zu kaufen.
    Aber all das nutzte mir jetzt wenig. Meine Zähne klapperten, so sehr fürchtete ich mich – und ich konnte nichts dagegen tun.

    Draußen war es still. Wahrscheinlich waren die beiden bösen Männer zum Wagen gegangen und holten die Schnur. Viel Zeit blieb mir nicht.
    Ich bewegte mich nicht, ich kratzte mich nicht, obwohl es mich hinterm Ohr fürchterlich juckte, ja, ich schluckte noch nicht mal meine Spucke runter, so sehr bemühte ich mich, leise zu sein.
    Vielleicht würde mich in dieser Kiste auch überhaupt niemand mehr finden. Niemals. Es war zum Verzweifeln.

MAIKE
    Ich schreckte auf, weil die Schuppentür knarrte.
    Offensichtlich war ich eingeschlafen, jedenfalls brauchte ich einen Moment, bis mir wieder einfiel, dass ich immer noch in der Kiste lag. Es war stockfinster. Ich konnte noch nicht einmal die Pfote vor Augen sehen und hatte keine Ahnung, ob zehn Minuten oder zwei Stunden vergangen waren, seit die beiden Männer weggegangen waren.
    Mir brach der Schweiß aus, und ich musste die Zunge rausstrecken und leise hecheln, so heiß war mir.
    »Hallo, Hundi!«, rief jemand mit einem dünnen, hellen Stimmchen bemüht leise, aber doch so laut, dass ich es hören konnte. »Wo bist du? Wo hast du dich denn versteckt?«
    Das musste das Mädchen sein!
    Ich bekam einen Schluckauf vor Freude und fing ebenso leise an, zu winseln und zu jaulen.
    Ich hörte, dass das Mädchen mich suchte. Ein Stock fiel um, ein Eimer schepperte, irgendetwas quietschte.
    »Wo denn? Wo bist du denn?«
    Ihre Stimme klang weinerlich. Sie hatte bestimmt Angst, mich nicht zu finden. Das war ja wunderbar! Noch nie –
außer Paule vielleicht – hatte jemand Angst um mich gehabt.
    »Hier bin ich!«, bellte ich. »Hier! Hier in der

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