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Bernie und Chet

Titel: Bernie und Chet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Quinn
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»F ahren Sie hinter mir her.«
    Bernie verstaute die Geldscheine tief in seiner Hosentasche. Ich rannte zu unserem Auto – ein altes Porsche-Cabrio, die Karosserie war sandgestrahlt worden und wartete, mittlerweile schon ziemlich lange, auf die neue Lackierung – und sprang über die Tür auf der Beifahrerseite auf meinen Sitz.
    »H ey, haben Sie gesehen, was Ihr Hund da gerade gemacht hat?«
    Bernie nickte, das stolze, zufriedene Nicken, mein Lieblingsnicken. »D eswegen nennt man ihn auch Chet the Jet.« Na ja, Bernie nannte mich manchmal so, allerdings nicht sehr oft.
    Im Canyon heulte ein Kojote, nicht weit weg von der Rückseite des Hauses. Darum würde ich mich später kümmern müssen. Auf einmal war ich kein bisschen müde mehr. Und Bernie schien es auch so zu gehen, als er den Zündschlüssel umdrehte: Er konnte es kaum erwarten loszulegen. Wir gingen in der Arbeit völlig auf, Bernie und ich.

Kapitel 2
    E ins zu den Menschen: Sie berauschen sich gern. Damit haben wir es bei unserer Arbeit immer wieder zu tun. Sie trinken Alkohol, sie rauchen dies und das, sie schlucken Pillen, sie stechen sich sogar mit Nadeln – uns ist nichts fremd. Aber worum es bei einem solchen Rausch eigentlich ging, hatte ich nie richtig begriffen, und ich hatte mir lange den Kopf darüber zerbrochen. Was hatte es damit auf sich? Bis schließlich eines Tages der Groschen fiel. Was machte ich auf der ganzen weiten Welt am liebsten? Auf dem Kopilotensitz Porsche fahren, je weiter, desto besser. Hoch aufgerichtet dasitzen, das Gesicht in den Wind halten, bis es völlig aus der Form geriet und Bilder und Gerüche – vor allem Gerüche – so schnell vorbeisausten, dass ich gar nicht alles mitbekam. Der Rausch der Geschwindigkeit: Ich wusste, wie es war, berauscht zu sein, war es schon viele Male gewesen. Wie jetzt zum Beispiel, als wir hinter Cynthia Chambliss, Mutter der möglicherweise verschwundenen Madison, unsere Straße entlangfuhren. Ich sah alle möglichen Dinge ganz schnell vorbeiflitzen: einen Mann, der den Müll rausbrachte – kommt morgen die Müllabfuhr? Ja! Ich fand die Müllabfuhr toll –, meinen Kumpel Iggy, der direkt hinter der Tür stand und Wasser aus seinem Napf trank und sich zu unserem Porsche umdrehte, ein bisschen zu spät, sodass er mich nicht mehr sehen konnte, typisch Iggy, und dann …
    »C het – warum bellst du denn?«
    Ich hatte gebellt? Huch. Musste Iggy gemeint haben. Und dann: ein Kaninchen mit weißem Schwanz, das stocksteif auf dem Rasen von jemandem saß. Im Mondlicht leuchtete der weiße Schwanz wirklich sehr weiß. Mir stellte sich das Fell auf dem Rücken auf.
    »C het! Sitz!«
    Ich setzte mich. Früher war ich ein berüchtigter Kaninchenjäger gewesen, das dürfen Sie mir glauben. Und einmal – o ja: Es geht wirklich.
    »W as ist denn mit dir los?«
    Nichts, nichts war mit mir los; ich war nur völlig berauscht, das war alles. Ich zog meine Zunge zurück ins Maul. Der Wind hatte sie total ausgetrocknet; sie fühlte sich eher wie eines von den Handtüchern an, die ich hin und wieder auf dem Boden in der Waschküche fand. Diese Handtücher verbuddelte ich gern hinten im Garten neben dem großen Felsbrocken, aber Handtücher zu verbuddeln war gar nicht so einfach. Die Kaustreifen dagegen, das war eine andere Sache, leicht zu verbuddeln und … Moment mal. Mich streifte eine schwache Erinnerung an einen Kaustreifen, den ich verbuddelt, aber noch nicht wieder ausgebuddelt hatte, neben dem Orangenbaum am Zaun vom alten Heydrich. Vielleicht war er noch da!
    Ich sah hinauf zum Mond und schmiedete Pläne, als wir in eine Einfahrt einbogen und hinter dem Auto von Cynthia Chambliss stehen blieben.
    Ich sprang hinaus. Das Pflaster war noch warm von der Hitze des Tages. Ich roch Wasser in der Nähe, die Swimmingpool-Sorte. Wir folgten Cynthia zum Eingang eines Hauses, das wie unseres aussah und wie die meisten Häuser im Tal, nur war es erheblich größer.
    Cynthia drehte sich zu Bernie. »D er Hund kommt mit rein?«
    »W arum nicht?«
    Die Haut an ihrer Stirn, zwischen den Augen, zog sich zusammen. Das bedeutete nichts Gutes. »I ch hatte noch nie einen Hund im Haus.«
    Bernie musterte das Haus. »E s ist nie zu spät.«
    Die Haut zog sich noch mehr zusammen. »V erzeihung?«
    Bernie lächelte. Er hatte viele verschiedene Lächeln. Diese Sorte lief für mich unter Zähne blecken. Ich machte es ihm nach. Für einen Menschen hat Bernie ganz nette Zähne, aber es entspricht nur der Wahrheit, wenn ich

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