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Bernstein Verschwörung

Bernstein Verschwörung

Titel: Bernstein Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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und
lauschten schweigend. Tatsächlich drangen Stimmen an die Ohren
der jungen Männer. Die Worte, die dort gewechselt wurden,
verstanden sie zwar nicht, aber es war nicht zu
überhören, dass man sich stritt. Wer betrat einen
verlassenen Bunker, um sich dann zu
streiten?          
    »Sind das
Russen?«, fragte Tom, der versuchte, einzelne Wörter zu
verstehen.
    »Kein Plan, aber
die zoffen sich - hör mal«, erwiderte
Mehrmann.
    So wie es klang,
hatten sich die Streithähne in einem der vom Hauptgang
abzweigenden Räume getroffen. Gedämpft durch den dicken
Beton klangen die Stimmen dumpf und weit entfernt. Nun polterte
etwas, anscheinend war ein schwerer Gegenstand umgeworfen worden.
Im nächsten Augenblick bellte ein Schuss auf, jemand schrie
heiser auf.   
    Der Schrei
mündete in ein Stöhnen, dann kehrte Ruhe ein.
Tödliche Ruhe …
    »Verdammt, was
soll…«, wollte Domme fragen, doch Mehrmann hielt dem
Freund geistesgegenwärtig den Mund zu. »Schnauze«,
zischte er. »Ich habe keinen Bock darauf, denen in die
Schusslinie zu kommen.« Domme schwieg, und die Freunde
hörten, wie sich zwei Männer in einer Sprache
unterhielten, die sie nicht verstanden. Dann vernahmen sie
Schritte, die sich eilig entfernten. Stille kehrte ein.
    »Was war das
für eine Scheiße?«, fragte Tom nach einigen
Minuten in die Dunkelheit.
    »Keine
Ahnung«, erwiderte Mehrmann. »Vielleicht sollten wir hier für
heute Schluss machen.«
    »Spinnst
du?« Domme schaltete die Taschenlampe ein. Der Lichtkegel der Lampe
huschte über das Mauerwerk und den Fußboden. »Die
haben geschossen, die haben einen abgeknallt, und du quatschst
davon, für heute Schluss zu machen?«
    »Was hast du
vor?«, erwiderte Mehrmann. Er hatte genug gehört und war
froh, wenn er den Bunker wieder verlassen konnte. Vermutlich war es
doch keine so gute Idee gewesen, hier ein Video zu
drehen.
    »Die haben
rumgeballert, Mann. Ich geh da jetzt hin und seh nach.« Ohne
eine Antwort abzuwarten, wandte sich Dominik um und verließ
den Raum.
    Mit ihm verschwand der
Lichtkegel seiner Lampe im Hauptgang. Mehrmann und Tom hörten,
wie sich seine Schritte in die Richtung entfernten, aus der sie die
Stimmen der Fremden und den Schuss gehört hatten. »Der
spinnt«, murmelte Mehrmann kopfschüttelnd. Am liebsten
wäre er sofort aus dem Bunker verschwunden. Doch auch er hatte
das ungute Gefühl, dass sich hier etwas Schlimmes ereignet
hatte, deshalb gab er Tom ein Zeichen, und sie folgten ihrem
Freund, der schon gut zehn Meter in Richtung Ausgang marschiert
war. Gedämpft klangen seine Schritte an ihre Ohren.
    Vom Hauptgang aus
zweigten in unregelmäßigen Abständen rostige
Eisentüren rechts und links ab, in denen sich teilweise
Gerümpel befand. In einigen Räumen huschten die
Lichtfinger der beiden Taschenlampen über alte Holzbänke.
Dies waren die Luftschutzräume, in denen die Menschen Zuflucht
gesucht hatten, wenn es für Wuppertal Bombenalarm gegeben
hatte.
    »Ach du
Scheiße - hier liegt einer«, hallte Dommes Stimme
plötzlich durch den Bunker.
    Seine Freunde
sprinteten los und waren im nächsten Augenblick bei ihm. Domme
stand in einem zehn Quadratmeter großen Raum. Dass er blass
geworden war, lag nicht am Schein der Taschenlampe, sondern an der
leblosen Gestalt, die in verrenkter Haltung vor seinen
Füßen lag und ihn mit weit aufgerissenen Augen
anzustarren schien. Das Loch in der Stirn war nicht zu
übersehen.

 
    Vier
    Sportplatz Linde,
21.05 Uhr
    Vor einer guten Stunde
war der Regen nach Süden weitergezogen. Es war ein milder
Abend, und die Luft roch angenehm frisch. Er liebte die
Atmosphäre auf dem Fußballplatz. Obwohl sich die
Dunkelheit noch nicht ganz über der Stadt ausgebreitet hatte,
waren vor wenigen Minuten die leistungsstarken Scheinwerfer
eingeschaltet worden und tauchten das Spielfeld nun in
gleißendes Licht. Seine Lieblingsmannschaft schwächelte,
und dennoch fieberte er mit der Elf des Ronsdorfer
Fußballclubs. Hier konnte er vom Alltag abschalten, so genoss
er es abends, mit den anderen Fans um die Wette zu brüllen, um
die Mannschaft auf dem Platz weiter anzufeuern. Hauptkommissar
Norbert Ulbricht verfolgte das Geschehen auf dem Kunstrasen der
Ronsdorfer Gastgeber gebannt. Es stand 1:1, aber die zweite
Halbzeit hatte eben erst begonnen. Ulbricht stand immer am Rand des
Spielfelds, wenn sein Verein spielte. Heute teilte er sich den
schmalen Streifen neben dem Spielfeld mit rund fünfzig anderen
Fußballfans, die hier in der

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