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Bernsteinsommer (German Edition)

Bernsteinsommer (German Edition)

Titel: Bernsteinsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schomann
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Magda Quint, die noch heute den kleinen Inselladen führte. Auch sie hatte schon dort gelebt, als Kira noch ein kleines Mädchen gewesen war. Magda hatte immer diese kleinen Kirschlutscher an die Kinder der Insel verteilt, weshalb Kira noch heute den wunderbaren Geschmack von Kirschbonbons liebte. Sie musste dann immer sofort an Sameland und die einzigartige Magda Quint denken. Als Kira langsam erwachsen geworden war, war Magda immer mehr zu einer lieben Freundin geworden. Kira schätzte die ältere Frau sehr.
    Dann gab es noch die Zwillinge Torben und Olaf Brockmann sowie ihre kleine Schwester Anna. Das waren in jedem Sommer, den Kira auf der Insel verbracht hatte, ihre liebsten Spielkameraden gewesen. Nach einigen Jahren der Ausbildung auf dem Festland hatte es Torben und nur wenig später auch Olaf schließlich doch wieder hierher verschlagen. Seit geraumer Zeit betrieben die Zwillingsbrüder nun zusammen den einzigen Gasthof, den es auf der Insel gab und der zuvor auch schon ihren Eltern gehört hatte.
    Kiras Lächeln vertiefte sich noch ein wenig, als sie weiterfuhr und die kleine Ortschaft von Sameland hinter sich ließ. Sie würde noch genug Zeit haben, all diese Menschen wiederzusehen. Später! Erst einmal wollte sie in aller Ruhe ihr eigenes kleines Häuschen genießen.
    Den großen blonden Mann, der zur gleichen Zeit im Schatten einer Toreinfahrt direkt gegenüber der Anlegestelle stand und ihre Ankunft auf der Insel beobachtete, bemerkte Kira indes nicht. Vor lauter Aufregung ging sein Atem viel zu schnell. Und er massierte sich mit beiden Händen kräftig die Schläfen, als er ihren Kleinwagen von der Fähre und kurz darauf auch an der Häuserreihe vorbeirollen sah. Dann lächelte er zufrieden, ja fast glückselig.
    „Endlich bist du da!“, murmelte er kaum hörbar in sich hinein.
    Er wartete noch, bis ihr Auto aus seinem Blickfeld verschwand, erst dann wandte er sich ab, um sich wieder seinen täglichen Aufgaben zu widmen.
    Nur eine schmale Sandstraße wies den Weg aus dem Dörfchen hinaus in das Hinterland der Insel. Gesäumt von wilden Rosen führte sie an den wenigen, weit auseinanderstehenden privaten Ferienhäusern vorbei, die allesamt die meiste Zeit des Jahres leer standen. Als Kira an dem großen Haus ihres Onkels vorbeikam, ging sie vom Gas und stutzte. In der Auffahrt stand ein kleiner himmelblauer Geländewagen.
    „Komisch“, sagte sie laut zu sich selbst, „Onkel Werner wollte doch niemals an Fremde vermieten.“ Sie nannte Werner Martinelli ihren Onkel, obwohl er eigentlich nur der beste Freund und Geschäftspartner ihres Vaters war. Aber sie wusste, dass er selbst nicht auf der Insel weilte, denn sie hatte erst tags zuvor mit ihm gesprochen. Er kam nur noch selten hierher und trug sich sogar seit einiger Zeit mit dem Gedanken, das schöne große Haus zu verkaufen. Kira musste schlucken, wenn sie daran dachte, denn auch dieses Haus war ihr sehr ans Herz gewachsen. Hier im weitläufigen Anwesen ihres geliebten Onkels Werner hatte sie als Kind ihre schönsten Sommertage verbringen dürfen.
    Während Kira sehr langsam an dem Gebäude vorbeifuhr, wanderte ihr Blick hinauf zu den Fenstern im ersten Stock. Dort konnte sie deutlich erkennen, dass sich hinter einer der Gardinen ein großer Schatten bewegte. Sie wollte kein Risiko eingehen und beschloss, ihren Onkel sofort anzurufen, um ihn zu fragen, wen er dort wohnen ließ. Schließlich gab es überall auf der Welt Kriminelle, warum also nicht auch an einem so abgelegenen Ort wie diesem? Sicher ist sicher, sagte sie sich, denn selbst auf einer kleinen, nahezu unbekannten Ostseeinsel gibt es letztlich keine Garantie für ewigen Frieden und ungestörte Glückseligkeit.
    Finn sah Kiras silberfarbenem Kleinwagen nach und stieß ein kurzes Schnauben aus, als er sich vom Fenster seines Schlafzimmers abwandte. Nun war sie also angekommen, die wohlbehütete Tochter seines Arbeitgebers. Und damit war er von dieser Minute an offiziell im Dienst.
    Finn Andersen arbeitete erst seit gut einem Jahr für Edgar Lengrien, aber er hatte sich trotzdem sehr schnell das absolute Vertrauen seines Chefs erworben, sein Vertrauen und sogar seine Freundschaft – und das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit. Finn mochte Edgar Lengrien sehr, und das, obwohl der Mann immens reich und überaus geschäftstüchtig war.
    Edgar war einer der beiden Inhaber einer der größten Handelsgesellschaften Europas.
    In den späten Fünfzigerjahren hatte alles mit einer kleinen und

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