Bernsteinsommer (German Edition)
Idee, diese Arbeit zu übernehmen. Martinelli war begeistert, und so hatte ihr Plan den letzten Schliff bekommen.
Da Finn wusste, mit welcher Fähre Kira Lengrien ankommen würde, hatte er zuvor bereits knapp zwei Stunden auf demDachboden des Martinelli-Hauses zugebracht. Jetzt knöpfte er sich allerdings sein Arbeitshemd auf und zog es aus. Gerade hatte er einen Anruf von Edgar Lengrien erhalten. Alles war nach Plan verlaufen. Wie erwartet, hatte Kira ihren Onkel sofort angerufen, nachdem sie Finns Auto in der Auffahrt des Hauses hatte stehen sehen. Sie telefonierte noch immer mit Werner Martinelli, ohne zu wissen, dass ihr eigener Vater ihm dabei gegenübersaß und in der Zwischenzeit bereits Finn informierte.
Es wird langsam Zeit für eine Dusche, dachte Finn, nachdem er aufgelegt hatte. Schließlich konnte es jetzt nicht mehr sehr lange dauern, bis Edgars Töchterlein feststellte, dass sie dringend einen Handwerker benötigte.
Kira kuschelte sich mit angezogenen Beinen in die dicken weichen Kissen ihres Sofas, während sie mit Werner Martinelli telefonierte. Sie fühlte sich wunderbar entspannt.
„Ein Bekannter mit handwerklichen Fähigkeiten also?“
„Ja. Er renoviert mir das Dachzimmer und erholt sich gleichzeitig ein wenig von seinem Alltag in der Großstadt. Der Junge ist nett, du wirst ihn mögen, Kira.“
„Ich denke, ich werde nicht sehr viel mit ihm zu tun haben, Onkel Werner. Ich habe vor, in Ruhe zu arbeiten, weißt du.“
„Schon klar.“
„Mir wird es hier auf Sameland sowieso niemals langweilig. Ich war viel zu lange weg, wenn du mich fragst. Außerdem freue ich mich schon auf Magda und die Brockmanns.“
„Na, dann genieße das Wiedersehen mit deinen Freunden, die gute Luft und das Meer.“
„Darauf kannst du wetten. Richte meinem Papa doch bitte liebe Grüße aus und sag ihm, ich bin jetzt echt froh, dass ich auf ihn gehört habe und hergefahren bin.“
„Werde ich ausrichten, Kleines. Bis bald. Melde dich zwischendurch mal.“
Kira legte auf und sah sich lächelnd um. Das Häuschen strahlte eine unglaubliche Gemütlichkeit aus. Sie hatte es absichtlichmit alten friesischen Möbeln eingerichtet, weil das ihrer Ansicht nach viel besser hierher passte als die moderne und eher nüchterne Einrichtung, die ihr Onkel für sein Haus bevorzugt hatte. Kiras Wohnzimmer war nicht sehr groß, besaß aber einen kleinen Kamin, und sie freute sich darauf, an den einsamen Abenden vor einem gemütlichen Feuer sitzen zu können. Es war zwar schon Mitte Mai, aber trotzdem noch nicht sehr warm. Der frische Wind hatte ihr vorhin tüchtig das Haar zerzaust. Kira erhob sich und ging hinüber in ihre kleine Küche. Die Küchenzeile in ihrem Haus war direkt in den Wohnbereich integriert, so wie es hier auf der Insel in den meisten Ferienhäusern üblich war.
Es wurde Zeit für eine ausgiebige Dusche, bevor sie sich um ihr Abendessen kümmerte. Also stieg sie die leicht geschwungene hölzerne Treppe hinauf ins Obergeschoss. Hier oben gab es nur ein kleines Schlafzimmer mit Dachschrägen und ein Badezimmer von angenehmer Größe, auf das sie besonders stolz war. Die Badewanne war ein antikes, aber vollkommen unversehrtes Stück, das auf Klauenfüßen stand und goldglänzende Hähne besaß. Sie schien sie regelrecht anzulächeln.
„Gut, überredet“, sagte Kira laut zu sich selbst, „ein langes, heißes Bad könnte mir jetzt wirklich gefallen.“
Sie öffnete die Hähne und schüttete schon einmal eine ordentliche Portion von ihrem duftenden Badeöl ins Wasser. Dann ging sie zurück in ihr Schlafzimmer, um sich mit frischen Handtüchern und einem großen Badelaken zu versorgen. Erst als sie wieder neben ihrer Wanne stand, bemerkte sie, dass das Wasser vollkommen kalt aus den Hähnen lief. Kira fluchte laut und nicht sehr damenhaft, nachdem sie einige Male vergeblich versucht hatte, die Flamme im Gasboiler in Gang zu bringen. Doch nichts geschah.
Ihr erster Gedanke war, noch einmal hinunter zum Anleger zu fahren, um Hilfe zu holen, doch dann fiel ihr der Mann in Werner Martinellis Haus ein.
„Mhm, ein Handwerker, also … und so nah.“
Da Finn die Terrassentür weit geöffnet hatte, hörte er schon frühzeitig das Motorengeräusch, das ein nahendes Fahrzeug ankündigte. Mit seiner halb leeren Bierflasche in der Hand stand er entspannt am Küchentresen und wartete darauf, dass es klingelte. Bereits eine Minute später wurde sein Warten belohnt.
Er kannte Kira Lengriens Gesicht von den Fotos, die
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