Bernsteinsommer (German Edition)
persönlicher Held dazustehen. Es war nur eine Kleinigkeit.
„Vielen Dank“, sagte Kira glücklich lächelnd, als er fertig war und wieder heißes Wasser aus den Hähnen ihrer Badewanne lief. „Wie kann ich das nur wiedergutmachen?“
Finn winkte ab. „Ach, das war doch selbstverständlich. Normale Nachbarschaftshilfe, mehr nicht. Machen Sie sich keine Gedanken, Frau Lengrien.“
Sie zog nachdenklich ihre Augenbrauen hoch. „Was halten Sie davon, wenn ich Sie heute Abend dafür ein bisschen bekoche, Herr Andersen? Kommen Sie schon, das dürfen Sie mir nicht abschlagen!“
Innerlich jubelte Finn. Das ging ja leichter, als er vermutet hatte. Einen Augenblick tat er so, als würde er noch überlegen, doch dann nickte er zustimmend. „Gut. Zu einem Abendessen sag ich nicht Nein. Aber ich bringe den Wein mit.“
„Einverstanden. So gegen sieben?“
„Passt mir gut. Also bis in …“, Finn warf einen Blick auf seine Armbanduhr, „… gut einer Stunde.“
„Ja, bis dann. Und … verkleiden Sie sich ja nicht unnötig, Herr Andersen. Jeans sind okay.“
Kira sah ihm nach. Jetzt stieg er wieder in seinen Geländewagen und setzte zurück. Nachdem er ihr noch einmal zugewinkt hatte, bog er in die Sandstraße und fuhr davon.
Finn trommelte mit den Fingerkuppen auf seinem Lenkrad. Er hatte bereits in der Auffahrt des Martinelli-Hauses geparkt, stieg aber noch nicht aus. Leise, allerdings ziemlich unflätig, fluchte er vor sich hin. Er hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gebraucht, um festzustellen, dass Kira Lengrien ihm als Frau wirklich gefährlich werden könnte, und damit hatte er nun weiß Gott nicht gerechnet. Sie ist nicht schön, dachte er, sie ist … schlichtweg hinreißend, umwerfend und einfach atemberaubend sexy. Außerdem hatte er schon immer eine besondere Schwäche für Frauen mit langen, dunkelroten Haaren gehabt.
Nixenhaare!
Die Sonnenuntergänge in der Südsee waren ihm durch den Kopf gegangen, als er ihr vorhin die Tür geöffnet hatte. Warmes Rot und dunkles Blau – das leuchtende Rot ihrer Haare und dazu das intensive und klare Ozeanblau ihrer Augen. Von ihrem Mund mal ganz abgesehen, der war ohne Frage eine erotische Sensation.
Der kleine Esstisch in ihrem Wohnzimmer sah perfekt aus, und Kira war sehr zufrieden mit sich. Sie hatte darauf geachtet, es nicht allzu romantisch erscheinen zu lassen. Es brannten zwar Kerzen, aber sie standen nicht direkt auf dem Tisch, sondern auf der Anrichte, ein paar Schritte weit entfernt. Sie hatte sich für Steaks, einen gemischten grünen Salat und Kräuterbaguette entschieden. Ein kraftstrotzender Mann wie Finn Andersen braucht viel rotes Fleisch, hatte sie gedacht und sich bei diesem etwas lüsternen Gedanken königlich über sich selbst amüsiert.
Die Steaks warteten bereits darauf, in der Pfanne zu landen, als es an der Haustür klingelte.
Zu ihrer Freude trug er tatsächlich noch immer Jeans, aber er hatte das einfache T-Shirt gegen ein schlichtes hellblaues Oberhemd getauscht, dessen Ärmel lässig bis zu seinen Ellenbogen hochgekrempelt waren. Über einem Arm hing eine dunkelblaue Windjacke, und in den Händen hielt er je eine Flasche Rotwein. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht hober sie ihr entgegen.
„Ich bin extra zu Fuß hergekommen. Ist roter recht?“
„Perfekt!“, entgegnete sie und grinste ebenfalls, als sie einen Blick auf die beiden Flaschen warf. „Kommen Sie herein. Die Steaks sind gleich fertig.“
„Steaks? Klasse! Ich liebe rotes Fleisch.“
Kira lachte unwillkürlich auf, schüttelte den Kopf und kümmerte sich schleunigst um die besagten Fleischstücke.
Eine gute Stunde später saßen sie satt und entspannt bei ihrem zweiten Glas Wein. Erst vor wenigen Minuten hatten sie beschlossen, sich zu duzen. Finn hatte eine Weile fasziniert zugehört, wie sie von der Zeit erzählte, die sie bei ihrer Mutter in einer kleinen Stadt in Louisiana gelebt hatte. Kiras Eltern hatten sich bereits nach zwei Jahren Ehe wieder getrennt. Ihre Mutter, eine waschechte Südstaatenschönheit mit Cajunblut in den Adern, war daraufhin zurück zu ihrer Familie gegangen. Aber sie hatte auch niemals etwas dagegen einzuwenden gehabt, dass Kira mehrere Monate im Jahr bei ihrem geliebten Vater in Deutschland verbrachte.
„Wie hast du denn das mit der Schule hinbekommen?“, fragte Finn interessiert.
„Oh, ich bin nur bei meiner Mutter, in Baton Rouge, in eine richtige Schule gegangen. Während der Monate hier bei meinem Vater hatte ich
Weitere Kostenlose Bücher