Berühr mich, verführ mich! (German Edition)
Maklerauge registrierte alles in
Sekundenschnelle. Edle Materialien, sowohl auf dem Boden als auch an
der Wand. Gerade Formen, wenig Winkel, großzügiger und funktionaler
Schnitt. Nüchtern, ohne kalt zu wirken. Grautöne, Weiß und
dezentes Gold zauberten ein wunderbares Ambiente. Ich war angenehm
überrascht. Michael stellte mein Gepäck ab und sagte: „Die Kinder
kommen erst in einer halben Stunde. Komm' ich zeig dir das Haus!“
Schweigend
gingen wir durchs Haus.
„ Das
Haus ist wunderschön!“, sagte ich am Ende der Führung ehrlich. Er
wußte, dass ich sein Haus nicht nur mit den Augen einer
Privatperson, sondern auch mit denen einer Maklerin betrachtete.
„ Komm'
ich zeig' dir das Schlafzimmer!“ Das hatte er sich ganz
offensichtlich bis zum Schluss aufgehoben.
Ich
zögerte, denn in meinem Magen verspürte ich ein unangenehmes
Kribbeln. Wie sollte ich ihm nur vermitteln, dass ich wenig Lust
verspürte, in dem Zimmer oder besser gesagt, dem Bett zu schlafen,
das er jahrelang mit Sylvie geteilt hatte? Ich kam mir vor, wie eine
Katze, die in fremden Revieren wilderte – ich besaß ein stark
ausgeprägtes Territorialverhalten. Ich duldete keine anderen
Duftmarken in meinem Revier.
„ Ist
es das Schlafzimmer von dir und......!“ Ich mochte ihren Namen
nicht aussprechen.
„ Es
ist das Zimmer, aber alles darin ist komplett neu. Ich habe es vor
etwa einem halben Jahr vollkommen neugestaltet, etwas männlicher und
auf meine Vorlieben zugeschnitten!“, sagte er in ruhigem Ton. Oh
mein Gott, dieser Mann besaß unglaubliches Feingefühl.
Er
nahm meine Hand und öffnete die Tür. Ich trat ein und mir fiel ein
Stein vom Herzen. Die Zimmereinrichtung schien auf den ersten Blick
sehr spärlich. Doch je länger ich meine Augen umherwandern ließ,
umso mehr gefiel mir der Raum, der eine unglaubliche Ruhe
ausstrahlte. In dem großen Zimmer stand nur ein riesiges, üppiges,
stabiles Bett und eine wunderschöne Pfeilblattpflanze, ein
sogenanntes Elefantenohr. Die Wände waren lehmverputzt und
naturbelassen. Der Fußboden bestand aus polierten Holzdielen, die in
einem schönen, warmen Goldbraun glänzten. Die wandbreite
Fensterfront konnten je nach Belieben mit großen, breiten
Metall-Jalousien abgedunkelt werden. Es gab keinen Schrank, keine
Kommode, kein Bild, keinen Teppich – nur viel Raum zum Durchatmen.
Stolz
zog er mich zu einer Glasschiebetür. Dahinter lag ein kleiner Gang,
der rechts in einen Raum führte, der als begehbarer Kleiderschrank
fungierte und geradeaus im sogenannten Masterbad mündete. Ein
wunderschönes, modern gehaltenes Badezimmer in den Farben Grau, Weiß
und dezentem Grün.
„ Ich
bin tief beeindruckt“, sagte ich zu ihm gewandt. „Dein Haus ist
wirklich wunderschön!“
„ Es
ist noch viel schöner, seit du da bist!“, murmelte er leise und
wußte genau, dass er damit mein Herz höher schlagen ließ.
„ Ich
geh mal nach den Raubkatzen schauen. In der Zwischenzeit kannst du
deine Sachen auspacken und dich hier breit machen!“
„ Frauenversteher!“,
rief ich ihm nach. Er grinste und war im nächsten Moment
verschwunden.
Ich
setzte mich auf den Badewannenrand und schaute mich um. Ich war froh,
ein paar Minuten für mich alleine zu haben. Langsam wanderten meine
Augen durch sein kleines Privatreich. Ich mochte die Atmosphäre
darin, sie widerspiegelte perfekt seinen Charakter. Natürlich,
schön, kraftvoll, auf das Wesentliche reduziert. Mutig stellte ich
mir die alles entscheidende Frage: Ob ich hier wohl leben könnte?
Die Antwort kam schnell und ohne Zögern: Ja! Dieses Haus hatte eine
sehr schöne und warme Atmosphäre, trotz seiner Moderne.
Wenn
jetzt noch seine drei Kinder einigermaßen nett wären....... Nervös
rieb ich mir den Bauch. Ich spürte wie sich mein Nacken verspannte,
bei dem Gedanken an das was noch vor mir lag.
Ein
paar Minuten blieben mir noch. Ich packte meinen Reisekoffer aus und
verteilte die Dinge im Bad und im begehbaren Kleiderschrank. Viel war
es nicht und so war ich nach etwa zehn Minuten fertig. Ich machte
mich nochmals kurz frisch im Bad und wappnete mich innerlich für den
Gang in die Löwenarena, in diesem Fall die Küche.
Schon
auf der Treppe nach unten, hörte ich einen Kanon aus verschiedenen
Stimmen.
Ein
paar Sekunden später starrten mich neugierig drei Augenpaare an, die
mir sehr bekannt vorkamen. Alle drei Kinder hatten eindeutig Michaels
Augen geerbt.
Als
er mich bemerkte ging ein Strahlen über sein Gesicht. Er nahm mich
ganz
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