Beruf - Herzensbrecher
jetzt sehr wohl auch etwas an. Es ging nun auch um ihr Leben. Liebe verlieh ihr vielleicht keine Superkräfte, doch stellte sie zumindest vor klare Tatsachen: Sie würde nur mit ihm glücklich werden. Mit keinem anderem.
Und das machte ihr mehr Angst als alles andere. Sie wusste keine bessere Art, sich wieder etwas mächtiger zu fühlen, als sich auf ihre Stärken zu verlassen – ihrer Spürnase zu folgen und Antworten zu suchen.
Entschlossen ging sie zu dem Agenten hinüber.
Hunter stand im Fahrstuhl und haderte mit sich, dass er so schnell eingeschlafen war. Die Strafe für die kurzen Nächte. Während Carly ausgeschlafen hatte, war er das ganze Wochenende vormittags auf Vorträgen gewesen. Das hatte ihm nichts ausgemacht. Doch heute Nacht hatte er wach bleiben wollen und sie noch ein wenig genießen. Sie und das Gefühl, endlich losgelassen zu haben. Es fühlte sich so richtig an, sie in seinen Armen zu halten. Mit ihr Liebe zu machen.
Mit ihrer skurrilen Art, ihrem ausgeprägten Sinn für Humor und ihren schelmischen geistreichen Sprüchen hatte er sich innerhalb weniger Wochen an sie verloren. Damit kam er immer noch nicht klar. Er konnte sich ein Leben ohne sie gar nicht mehr vorstellen. Und so, wie sie heute Abend mit ihm geschlafen hatte, schien es, als ginge es ihr genauso.
Warum war sie dann auf einmal verschwunden?
Er hatte sein Zimmer jetzt nur verlassen, um sie wieder bei sich zu wissen, ihren Duft zu riechen und ihren warmen Körper zu spüren. Und um ihr zu sagen, was er für sie empfand. Dass die Leere, die er jahrelang verspürt hatte, nun auf einmal nach Zitrone roch … Und dass er sich mit ihr als Ganzes fühlte.
Im Erdgeschoss stieg er aus dem Fahrstuhl und durchquerte die Lobby. Als er Carly an der Bar erspähte, wurde ihm warm ums Herz. Doch das Gefühl hielt nur eine Sekunde, denn dann entdeckte er … Special Agent Terry Smith an ihrer Seite.
Seine Knie wurden weich. Für einen Moment stockte ihm der Atem.
Mit schmerzendem Herzen beobachtete er die beiden und spürte, wie das altbekannte Gefühl, verraten worden zu sein, seine Liebe erstickte. Die beiden hatten nur eine Sache gemein. Und das war er. Also mussten sie sich über ihn unterhalten.
Seine Erinnerung kehrte zurück – wie Carly ihn mittels ihres Blogs den Löwen zum Fraß vorgeworfen hatte. Wie sie ihn damit zur Zielscheibe der örtlichen Presse gemacht hatte. Wie Carly ihre Chefin überredet hatte, einen Bericht über ihn schreiben zu dürfen. Und wie Carly mit ihm geschlafen hatte – und er sich gewundert hatte, was ihr das bringen mochte.
Bis heute Nacht hatte der Sex mit ihr ihn verzaubert. Doch jetzt, wo er aufgewacht war, war auch der Zauber verschwunden.
Sie unterhielt sich mit seinem früheren Kollegen. Dem Mann, der alle seine schmutzigen Geheimnisse kannte. Wie ihm falsch mitgespielt, wie sein Name durch den Schmutz gezogen worden war und all die erniedrigenden Momente, als man ihn vor die Untersuchungskommission holte.
Warum sprach sie mit ihm?
Für Hunter konnte es nur eine Antwort geben: Sie wollte seine Geschichte.
Tief verletzt schritt er auf Carly zu.
„Hier bist du also!“
Wenn sie eine Katze gewesen wäre, hätte sie der Klang seiner Stimme einige ihrer Leben gekostet. Sie wandte sich überrascht zu ihm um und erschrak, als sie den kalten Blick sah, mit dem er sie musterte.
Terry Smith antwortete als Erster. „Hunter, gesell dich zu uns. Hier, nichts für ungut …“ Der Agent nickte ihm überheblich zu. „Ich gebe dir auch einen aus.“
Hunter ignorierte ihn und blieb mit seinem Blick bei Carly. „Nein, danke.“
Carlys Herz bebte, und sie spürte, wie gespannt die Situation war. War seine Wut gegen Terry gerichtet … oder gegen sie? Sie hatte das schreckliche Gefühl, dass er wegen ihr so wütend war.
„Nachdem du in den letzten Jahren immer meine Hotelrechnung übernommen hast, schulde ich dir mindestens ein paar Hundert Runden.“
„Du bist mir überhaupt nichts schuldig“, sagte Hunter.
„Nicht mal einen Bourbon auf die guten alten Tage?“, fragte Terry.
„Ich wollte damals nicht mit dir anstoßen, und ich werde es auch jetzt nicht tun.“
Der FBI-Mann ließ nicht locker. „Komm schon, Hunter. Carly hat mich nur über dich ausgefragt.“
Hunters Augen wurden zu Schlitzen, und Carlys Herz sank in den Keller. Sie wollte protestieren, doch dann fuhr Terry schon fort.
„Ich hatte also leider gar keine Zeit, sie richtig kennenzulernen“, sagte er und beäugte sie
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