Besessen
Mund und drehte sich auch auf die andere Seite. Jetzt würde sie erst mal schlafen. Vielleicht konnte sie morgen früh klarer über ihre Situation nachdenken. Möglich, dass sie beide gemeinsam einen Weg fanden.
Er war vernünftig genug, und auch sie hatte sich seit damals verändert.
In diesem Augenblick sah sie im Mondlicht auf dem Fußboden etwas aufblitzen. Inmitten von Dons Kleidung, die dort in einem Haufen lag, glänzte etwas, und während ihr Herz aufgeregt pochte, erkannte Kaylie, dass es der Schlüsselbund war, der aus der Jeanstasche he raus rag te.
Einen Moment schloss sie fieberhaft nachdenkend die Augen, doch als sie die Augen wieder öffnete, blitzten die Schlüssel ihr wie ein Versprechen auf Flucht und Freiheit entgegen.
Ihr Mund wurde schlagartig trocken.
Was tun?, grübelte sie und bebte innerlich. Konnte sie ihn verlassen? Sie blickte in sein vertrauensvolles Gesicht. Die sonnengebräunte Haut bildete einen starken Kontrast zu dem weißen Kopfkissen. Kaylie kam sich innerlich völlig zerrissen vor.
Sie hatte keine andere Wahl. Es ging nicht, dass sie sich weiterhin von Don ihr Leben bestimmen ließ.
Gegen die Tränen ankämpfend hielt sie die Luft an und stand leise auf. Geräuschlos griff sie nach den Schlüsseln. Als sie sie hochhob, klirrten sie leise, und sie verharrte vollkommen reglos. Doch Don rührte sich nicht.
Ein paar Sekunden stand Kaylie nur da und blickte Don verlangend an. Wenn sie sich doch bloß einfach lieben konnten. Aber das würde nicht klappen. Allein die Tatsache, dass er sie entführt hatte, sollte ihr eigentlich beweisen, dass er immer ihr Leben bestimmen würde.
Sie wollte sich nicht kontrollieren lassen! Mit zitternden Fingern hob sie ihre Sachen auf und schlich aus dem Zimmer.
Auf dem Gang zog sie sich hastig an und kämpfte gegen den unbändigen Wunsch an, einfach wieder zu ihm zurück ins Bett zu gehen. Stattdessen lief sie leise die Treppe hinunter und aus dem Haus. Die Luft war frisch und noch feucht vom Regen. Im Osten wurde der Himmel bereits hell.
Kaylie atmete tief durch und ging die Stufen vor dem Haus hinunter. Vor ihr stand der Jeep.
9. KAPITEL
R ick Taylor kehrte die Scherben des Tonkrugs zusammen.
Mit einer Kopfbewegung wies er genervt auf den Patienten. „So verhält er sich jetzt schon seit Freitag.“
Dr. Anthony Henshaw rieb sich nachdenklich am Kinn und sah sich in dem verwüsteten Zimmer um. Die Stühle waren umgeworfen, alle Bücher aus dem Regal gerissen. Die Poster waren von den Wänden gerissen. „Was ist denn los, Lee?“, fragte Henshaw den rothaarigen Patienten.
„Er will nicht darüber reden“, sagte Rick und schüttete die Scherben in eine Plastiktüte. „Es hat angefangen, als er diese Show gesehen hat. ‚West Coast Morning‘ heißt sie, und diese Moderatorin, Kaylie oder wie sie heißt, war an diesem Tag nicht mit dabei. Es hieß ‚aus persönlichen Gründen‘, und der gute Lee hier“, er wies mit dem Kopf wieder zu dem Mann, „ist einfach durchgedreht. Seitdem kann ich hier einmal am Tag das ganze Zimmer aufräumen.“
Henshaw runzelte die Stirn. Das klang nicht gut. Er war gerade von einem Kongress in Chicago zurückgekehrt und hatte von Dr. Jones erfahren, dass Lee Johnston einen Rückfall hatte. „Du vermisst Kaylie, stimmt’s, Lee?“, fragte er, aber der Patient saß nur reglos am Fußende des Bettes und antwortete nicht. Wie im Gebet hielt er die Hände im Schoß verschränkt.
Nachdenklich sah Dr. Henshaw ihn an. Lee war schon immer ein besonders schwieriger Fall gewesen. Er setzte sich neben den Patienten auf das Bett. „Findest du es schlimm, wenn Kaylie nicht in der Show ist?“, wollte er wissen.
Keine Reaktion, nur Lees Lippen zuckten leicht.
„Selbst die Leute vom Fernsehen machen manchmal Urlaub.
Auch sie brauchen hin und wieder etwas Freizeit.“
„Er spricht heute nicht“, sagte Rick und packte kopfschüttelnd die Bücher zurück ins Regal. „Weder mit mir noch zu sonst jemandem. Ich glaube, er wartet auf die Vormittagsshow.“ Über die Schulter hinweg sah er den Arzt an. „Hoffen wir, dass sie wieder dabei ist. Vielleicht beruhigt Lee sich dann.“
Rick ging aus dem Raum, und Henshaw versuchte vergeblich, mit Lee zu reden. Der Mann war still, aber trotzdem völlig verkrampft.
Er schien den Arzt neben sich überhaupt nicht zu bemerken. Nach zehn Minuten gab Henshaw auf. Er musste noch zu anderen Patienten, und in einer halben Stunde fand eine Besprechung statt.
Die Hände in den
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