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Besessen

Besessen

Titel: Besessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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küsste sie erneut. „Ja, das wäre wirklich scha de!“
    „Das würde ich dir nie verzeihen!“
    „Nein?“ Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. Sein Blick war eine einzige Herausforderung.
    „Das meine ich ernst!“ Sie tastete nach dem Türgriff und lief schnell hinaus. „Ich rechne damit, dass du weg bist, wenn ich wiederkomme.“
    „Und wenn ich dir dein Leibgericht koche, mein Schatz?“, rief er ihr mit piepsiger Stimme nach.
    „Du bist wirklich unmöglich.“
    Sie stieg in ihr Auto. Als sie den Rückspiegel einstellte, sah sie Don splitternackt in der Tür stehen. Die Arme hatte er vor der Brust verschränkt und lehnte sich lässig an den Rahmen. Dass die Nachbarn ihn sehen konnten, schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
    „Geschieht dir recht, wenn du verhaftet wirst!“, schrie sie durch das geöffnete Seitenfenster und startete den Motor, ohne eine Antwort abzuwarten.
    Don lachte nur, und der Klang seines Lachens verfolgte sie noch während der ganzen Fahrt.
    „Lee?“ Dr. Henshaw setzte sich auf einen Stuhl neben seinem Patienten im Freizeitraum. Johnston blickte nicht auf. Reglos starrte er auf den Bildschirm des Fernsehers vor ihm.
    „Lee, kannst du mich hören?“
    Johnston kratzte sich an einer Narbe auf dem Handrücken, ohne den Blick von dem Fernseher zu wenden.
    „Hat keinen Zweck, Doktor“, sagte Rick, der gerade hereinkam und den Fernsehapparat einschaltete. Laute Musik dröhnte durchden Raum, und Rick stellte den Ton leiser. Es lief gerade ein Zeichentrickfilm für Kinder. „Bis zum Beginn der ‚West Coast Morning‘-Show sagt er kein Wort.“
    Henshaw blickte kurz zu dem Pfleger auf und dachte über die Anrufe nach, die er noch zu erledigen hatte. Flannery hatte sich wieder gemeldet und auch Kaylie Melville. Er würde sie beide anrufen, doch darin sah er kein Problem.
    Ein anderer Anruf beunruhigte ihn viel mehr, doch auch den musste er beantworten, ob er wollte oder nicht.
    Rick schüttelte den Kopf. „Hoffen wir, dass diese Frau heute wieder in der Sendung ist“, sagte er und räumte die Werkzeuge von der Bastelstunde in einen kleinen Transportwagen. Dann rollte er den Wagen zum Sofa hinüber, auf dem Lee Johnston saß. In diesem Moment stürmte eine Schwester ins Zimmer. Ihr Gesicht war gerötet. „Dr. Henshaw? Es gibt Probleme in Zimmer 301“, sagte sie atemlos. „Norman ist sehr aufgeregt und hat sein Frühstück durchs Zimmer geschleudert. Er …“ Jetzt entdeckte sie Lee Johnston und zwang sich, ruhiger zu sprechen. „Vielleicht solltest du auch mitkommen“, sagte sie zu Rick.
    Unwillig gab Rick dem Transportwagen einen Stoß. Der Wagen schlug gegen das Sofa, und einige Werkzeuge fielen auf den Boden.
    „So ein Mist.“ Rick bückte sich und hob die mit Farbe beschmierten Messer und Zangen auf. Ein Farbtopf war umgefallen und ergoss sich über den Boden. „Na toll. Wirklich prima!“
    Dr. Henshaw folgte der Schwester aus dem Zimmer, und Rick wandte sich schlecht gelaunt an Lee: „Vielleicht solltest du lieber zurück in dein Zimmer gehen, bis ich hier mit Saubermachen fertig bin. Sonst machst du nur noch mehr Dreck. Na los, geh schon! Zu deiner blöden Sendung kommst du noch rechtzeitig zurück.“
    Rick stieß Lee gegen die Schulter, und ruckartig fuhr Johnston zurück. Seine Nasenflügel bebten. Er mochte nicht, wenn ihn jemand berührte. Schon gar nicht dieser miese hinterhältige Pfleger. Rick hielt ihn wirklich für verrückt und verachtete ihn, doch er würde Rick und Henshaw und all den anderen noch zeigen, was in ihm steckte. Widerwillig stand er auf.
    „Beeil dich, ich habe nicht ewig Zeit“, schimpfte Rick und sah sich nach einem Wischlappen um.
    Lee entdeckte ein Messer, das unter den Rand des Sofas gerutscht war. Unauffällig blickte er zu Rick, der ihm den Rücken zuwandte, während er in einem Schrank suchte. Blitzschnell hob Lee das Messer auf und steckte es seitlich in seinen Schuh. Dann tat er so, als müsse er den Schuh neu zubinden.
    „Bist du immer noch hier?“ Rick wandte sich zu ihm. „Los, los. Jetzt mach mal etwas schneller.“ Wieder fasste er Lee an, und Lee wurde vor Wut fast schlecht.
    Es gab nur einen Menschen, der ihn berühren durfte, und das war Kaylie. Die wunderschöne Kaylie. Er leckte sich die Lippen und kratzte sich abwesend am Handrücken, als er auf den Gang trat. Er hatte sie in den letzten Tagen vermisst, doch in dieser Zeit war ihm etwas klar geworden. Er musste sie wiedersehen, sie berühren, ihren Duft

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