Besessen
durch. „Zum einen leben wir nicht in einem Märchen. Und zum anderen habe ich meine eigenen Vorstellungen vom Glück und bin auf keinen Traumprinzen angewiesen.“
„Ach Kaylie“, sagte Margot versonnen. „Wenn du nur wüsstest.“
Nachts um halb zwölf war Don schließlich fertig. Während er mit Kaylie in den Bergen gewesen war, hatte sich die Arbeit auf seinem Schreibtisch immer mehr angehäuft. Er musste sich mit der Beschwerde eines Kunden aus Beverly Hills beschäftigen, zwei neue Alarmanlagen testen, drei neue Männer anstellen und die Buchführung erledigen.
Und die ganze Zeit über musste er an Kaylie denken. Er machte sich Sorgen um sie und wünschte, sie wäre bei ihm.
Er griff nach dem Telefon, doch dann rief er sie doch nicht an. Es war schon zu spät. Sicher war Kaylie erschöpft, und er hatte sich fest vorgenommen, sie ihr eigenes Leben führen zu lassen.
Er hob die Arme über den Kopf und streckte sich. Um die vom stundenlangen Sitzen verkrampften Muskeln zu lockern, stand er auf und ging zum Fenster. Draußen erhellten die vorüberfahrenden Autos die Nacht, und schemenhaft waren die wenigen Fußgänger zu erkennen, die im dämmrigen Licht der Straßenlaternen unten vorbeiliefen.
Er hatte in Whispering Hills angerufen und sich von Dr. Henshaw versichern lassen, dass Lee Johnston noch lange unter Verschluss bleiben werde. Dennoch hatte er den Eindruck, dass der Arzt ihm etwas verschwieg.
„Aber warum?“, grübelte Don und rieb sich das leicht stoppelige Kinn. Vielleicht hatte Kaylie recht, und er bildete sich das Ganze nur ein.
Selbst die Anrufe von Ted hatten möglicherweise nichts zu bedeuten. Aber bisher hatte er sich noch immer auf seine Instinkte verlassen können. Er würde wachsam sein, immerhin ging es um Kaylies Le ben.
Er ließ den Kopf kreisen und schloss die Augen. Sie würde wütend sein, wenn sie ahnte, dass er jemanden beauftragt hatte, sie zu bewachen, wenn er nicht selbst bei ihr war.
Das kann mit großem Ärger enden, überlegte er, während er seine Schlüssel nahm und die Lichter ausschaltete. Aber wenn es Kaylie betraf, wollte er riskieren, dass sie sich aufregte.
Nichts wollte er jetzt mehr, als zu ihrem Apartment zu fahren und über Nacht bei ihr zu bleiben. Er wollte mit ihr schlafen und neben ihr aufwachen. Doch das war nicht möglich.
„Ihren Freiraum“, sagte er unwillig zu sich selbst, während er das Gebäude hinter sich abschloss. „Sie sagt, sie braucht ihren Freiraum.“
Alan Bently rührte in seinem Drink und blickte grübelnd in das Glas. Er saß an einem kleinen Tisch in einem teuren Restaurant. Hier war er mit seinen düsteren Gedanken sich selbst überlassen. Die vierzig hatte er überschritten, bald wurde er fünfundvierzig, und von seinem dichten Haar war ihm nicht mehr als eine Erinnerung geblieben. Obwohl er jeden Tag ins Fitness-Studio ging, ließ seine Kraft nach, und mit seiner Karriere ging es kein Stück weiter. Eher das Gegenteil.
Eine Zeit lang hatte er Hoffnung geschöpft. Das Gerede um Kaylie und ihn hatte ihm die Aussicht auf eine Rolle in einem Film eingebracht, und es hieß, dass ein großer Filmproduzent daran interessiert sei, mit Kaylie und ihm eine Fortsetzung von „Besessen“ zu drehen. Seit dem Film waren zwar sieben Jahre vergangen, doch viele große Filmerfolge wurden zurzeit fortgesetzt.
Jetzt machte Don Flannery all diese Hoffnungen zunichte. Alan hatte es zwar genossen, während Kaylies Abwesenheit die Show allein zu moderieren, aber nun hatte sie nur noch diesen Flannery im Kopf und sonst nichts.
Alle seine Träume lösten sich in nichts auf. Alan Bently sehnte sich nach Ruhm, und es war schon viel zu lange her, dass er einen Hauch davon genossen hatte. Die „West Coast Morning“-Show war nicht zu verachten, jedenfalls hier an der Westküste kannten ihn viele Leute. Doch das war nichts im Vergleich zu einem erfolgreichen Film. Alan wollte ein richtiger Star sein. Noch war er dafür nicht zu alt, viel Zeit blieb ihm jedoch nicht mehr.
Er trank seinen Drink aus. Seine Karriere stand auf dem Spiel. Wenn er nicht aufpasste, würde das Publikum ihn vergessen. Andererseits würde ein bisschen Medienrummel ihn wieder richtig bekannt ma chen.
Schmunzelnd und durch den Alkohol enthemmt ging er zum Telefon. Dieser Anruf würde die Leute wieder über ihn reden lassen.
12. KAPITEL
A m nächsten Morgen erwachte Kaylie und fühlte sich unglaublich einsam. Kein Don. Keine Scherze, kein nackter Mann, der ihr bis zur Tür
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