Besessen
Weile konnte er Kaylie erkennen, die neben seinem Bett saß und ihn voller Sorge ansah. Ihr Haar war zerzaust und ihre Kleidung zerknittert und mit Blut beschmiert. Ihre Augen waren gerötet.
Sie war einfach fantastisch. Don brachte ein Lächeln zustande. „Du siehst genauso aus, wie ich mich fühle.“
Tief durchatmend kämpfte sie gegen die Tränen an. „Willkommen im Kreis der Lebenden.“
„Anscheinend ist das noch nicht so sicher.“ Er bemerkte das Krankenhausbett und den Tropf, an den er angeschlossen war. Stöhnend versuchte er, sich aufzusetzen, doch Kaylie drückte ihn sanft zurück.
„Ganz langsam, Cowboy“, sagte sie mit leicht bebender Stimme. „Wir haben alle Zeit der Welt.“
„Wirklich?“, fragte er langsam nach.
Seufzend stieß sie die Luft aus. „Den ganzen Rest des Lebens.“
„Na, na, Miss Melville“, sagte er mit tiefer Stimme. Mit einem Mal verspürte er nichts mehr von seinen Schmerzen. „Machen Sie mir einen Antrag?“
Kaylie musste lachen und wischte sich die Tränen weg. „Da kannst du dich drauf verlassen. Und ich habe nicht die Absicht, Witwe zu werden, noch bevor ich geheiratet habe. Also pass auf dich auf.“
„Jetzt fängst du also an, mir Vorschriften zu machen.“
„Die du gefälligst zu befolgen hast“, fügte sie hinzu. „Irgendjemand muss dich schließlich beschützen.“
Auch Don musste lachen. „Dann bist du jetzt meine Leibwächterin?“
„Nein, Don. Deine Frau.“
Er streckte den Arm aus und zuckte vor Schmerz zusammen. Vor Rührung brachte er zunächst keinen Ton heraus. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich darauf gewartet habe, dass du das zu mir sagst“, gab er zu und nahm ihre Hand. „Wenn ich bloß einen Recorder hierhätte, damit ich notfalls Beweise habe.“
„Keine Angst. Meine Entscheidung ist endgültig.“
„Zeit fürs Frühstück!“ Eine Krankenschwester stieß mit einem Tablettwagen die Tür auf. „Aber vorher muss ich bei Ihnen noch Temperatur und Puls messen. Und …“
Don stöhnte unwillig auf, und die Schwester blinzelte Kaylie zu. „Anscheinend geht’s dem Herrn schon besser. Warum gehen Sie nicht runter in die Cafeteria und holen sich etwas zu essen oder einen Kaffee?“
„Klingt verlockend“, willigte Kaylie ein.
Kaylie ging in den Waschraum, kämmte sich und wusch sich das Gesicht. Heute siehst du nicht gerade wie die strahlende Moderatorin aus, dachte sie schmunzelnd. Beim Gedanken an ihren Job packte sie den Kamm hastig zurück in die Handtasche und lief in die Eingangshalle. Von dort aus rief sie beim Sender an und ließ sich mit Jim Crowley verbin den.
„Du bist auf den Titelseiten“, verkündete Jim, als er abhob. „Und nicht nur bei den Klatschblättern.“
„Das überrascht mich nicht“, erwiderte sie.
„Alles in Ordnung mit dir?“
Zum ersten Mal dachte Kaylie an sich. Die entsetzlichen Erlebnisse machten ihr noch zu schaffen, trotzdem fühlte sie sich so gut wie seit Jahren nicht mehr. Sie liebte Don und würde für den Rest ihres Lebens mit ihm zusammen sein. „Mir geht’s gut“, versicherte sie.
Einen Augenblick schwieg Jim. „Bist du sicher?“
„Ganz sicher.“
„Ich schätze, du kommst heute nicht mehr.“ Er klang fast hoffnungsvoll.
Kaylie lachte auf. „Nein, heute nicht.“
„Das macht nichts. Alan hat schon gesagt, dass er es allein schafft, obwohl er dich am liebsten interviewen würde.“
„Auf keinen Fall.“
„Das dachte ich mir. Na ja, dann sehen wir uns am Montag wieder.“
Sie verabschiedete sich und ging in die Cafeteria. Dort aß sie zwei Sandwiches und trank Kaffee dazu. Von den übrigen Gästen wurde sie ständig beobachtet. Ein paar Gesprächsfetzen konnte sie aufschnappen. „Kaylie Melville … ja, Kanal fünfzehn … ein Verrückter hat sie überfallen … genau, es war der Gleiche … anscheinend einen Freund von ihr verletzt … liegt hier im Haus … nein, nicht Bently … Was? Ihr Exmann? … Was hat sie denn mit dem zu tun?“
Kaylie brachte ihr Tablett weg und kaufte sich eine Zeitung. Gleich auf der ersten Seite stand der Bericht mit Fotos von ihrem Haus in Carmel und älteren Bildern von Don, Lee Johnston und ihr in der Premierennacht von „Besessen“. „Na prima“, sagte sie verärgert. „Einfach toll.“
Flüchtig blätterte sie die Zeitung durch und entschied, dass Don noch nicht in der Verfassung war, um ihm die Artikel zu zeigen. Auf dem Weg zu seinem Zimmer warf sie die Zeitung in einen Mülleimer.
Die Schwester war
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