Besessen
Entschlossenheit.
„Wie wäre es mit einem Geschäft?“, schlug er vor. „Ach Don, mir ist nicht nach Spielchen zumute.“
„Die Schlüssel gegen eine Verabredung.“
„Eine Verabredung? Jetzt bleib doch mal ernst.“
„Das bin ich, Kaylie. Du gehst mit mir aus, sagen wir, den alten Zeiten zuliebe, und ich gebe dir die Schlüssel.“
„Und in der Zwischenzeit lässt du dir ein weiteres Paar nachmachen.“
„Dann gehen wir heute Abend, damit mir keine Zeit für so etwas Hinter hältiges bleibt.“
Kaylie war sich nicht sicher. Und die Versuchung war größer, als sie sich eingestehen wollte. Dons Nähe, sein männlicher Körper, die sinnlichen grauen Augen, das alles machte es verlockend, einen Abend mit ihm zu verbringen. Früher war Don das Wichtigste in ihrem Leben gewesen. Leibwächter, Liebhaber und Ehemann. Ihr Leben war ihr so gut und richtig erschienen, bis zu jener schrecklichenNacht, in der Lee Johnston sie angriff.
Diese Erinnerungen sollte sie lieber so schnell wie möglich wieder verdrängen. Kaylie wusste nicht, worauf sie sich einlassen würde, wenn sie weiter an ihre erste Zeit mit Don dachte. Bevor er sie übertrieben beschützt und abgeschirmt hatte, waren sie beide sehr glücklich gewesen. Doch ihre Abhängigkeit von ihm hatte sie seit Langem überwunden. Jetzt war sie älter und reifer. Fehler der Vergangenheit würde sie nicht wiederholen. „Ich halte es nicht für gut, wenn wir uns verabreden.“
„Komm schon, Kaylie! Wovor hast du denn Angst?“, fragte er mit tiefer und vertraulicher Stimme.
Vor allem vor dir, dachte sie und spürte, dass ihre Handflächen feucht wurden.
„Hast du heute Abend schon etwas vor?“, bohrte er weiter. „Nein, aber …“
„Kein Treffen mit Alan?“, spöttelte er.
Anscheinend hatte er den lächerlichen Artikel im „Insider“ gelesen. Jemand hatte Kaylie eine Ausgabe davon auf den Schreibtisch gelegt. Sie würde sich niemals mit Alan verloben, aber trotz aller Widersprüche wollte die Öffentlichkeit daran glauben, dass Alan und sie, einst die Stars des Films „Besessen“ und jetzt gemeinsam Moderatoren von „West Coast Morning“, eine Beziehung hatten.
„Nein“, sagte sie kühl. „Was spricht dann dagegen, dass du etwas Zeit mit mir verbringst?“, beharrte er und lächelte unwiderstehlich.
„Aber …“ Wieso eigentlich nicht? Nur ein paar Stunden, das konnte doch nett sein, und er könnte ihr in aller Ruhe erzählen, was er über Lee Johnston wusste. Sie blickte zu Don auf und schluckte. Irgendwo tief drinnen liebte sie Don immer noch mit seiner kraftvollen unbeirrbaren Ausstrahlung. In seiner Nähe fühlte sie sich warm und geborgen. Und gerade deshalb war es für sie so gefährlich, mit ihm zusammen zu sein.
„Lass uns losfahren. Ich kenne ein tolles Restaurant in den Bergen. Dort kannst du mir alles über deine Fernsehkarriere erzählen und mich davon überzeugen, dass du wegen Johnston vorsichtig sein wirst.“
„Na gut“, willigte sie schließlich ein und redete sich dabei ein,dass sie einen gemeinsamen Abend mit Don nicht aufregend fand. „Aber ich brauche noch etwas Zeit, um mich umzuziehen.“
„Ich werde warten“, stimmte er gut gelaunt zu und ging zur Bar. Kaylie beobachtete, wie er sich einen Drink einschenkte. Wie vertraut ihr seine Gesten waren! Sein Hemd war dunkelblau, die Ärmel hochgekrempelt, sodass sie die tief gebräunten Unterarme sehen konnte. Und seine Hände! Es war ihr unmöglich, die langen Finger zu betrachten, ohne an die sinnlichen Momente ihrer Ehe zu denken.
Kaylie schluckte wieder. Don sah hoch und blickte sie in dem Spiegel hinter der Bar an. Er lächelte, und dieses aufreizende sexy Lächeln traf Kaylie wie ein Faustschlag in den Magen.
Hastig drehte sie sich um, damit sie ihn nicht noch länger reglos anstarrte, und ging zum Schlafzimmer. Innerlich beschimpfte sie sich, dass sie eine Närrin sei, aber gleichzeitig war sie überzeugt davon, dass sie den Abend mit ihm irgendwie überstehen würde.
2. KAPITEL
D on bemühte sich, nicht auf seine verworrenen Empfindungen zu achten, die im Moment absolut unpassend waren. Immerhin waren Kaylie und er geschieden, und hier stand er nun, goss sich einen Drink ein und kam sich wie ein Teenager vor, der mit seiner körperlichen Lust nicht umzugehen wusste.
Wahrscheinlich war es ein katastrophaler Fehler gewesen, hier in dieses Haus zurückzukehren, wo Kaylie und er sich stundenlang geliebt hatten, doch ihm war keine andere Wahl geblieben.
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