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Besessene

Besessene

Titel: Besessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Hayes
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ließen uns auf cremefarbenen Lederstühlen in einer Nische am Fenster nieder, die Rücken an Rücken standen wie in einem Eisenbahnwaggon. Wir waren frisch verliebt und das sah man uns wahrscheinlich an, denn selbst die Kellnerin schaute zweimal hin, als sieuns bemerkte, und ich legte meine Hand auf Merlins Arm, als er unsere Getränke bestellte.
    So also fühlte man sich, wenn man eins der Supermädels war, denen die Welt zu Füßen lag; der Typ Mensch, der selbstverständlich davon ausging, sein Glück zu machen, anstatt sich zu entschuldigen, dass er in diesem Universum Platz für sich beanspruchte. Nur ein Mal war mir auf einer Party etwas sehr Merkwürdiges passiert   – ich hatte tatsächlich ein einziges Mal geglänzt. Alle hatten an diesem Abend über meine Scherze gelacht, die Mädchen redeten mit mir, als sei ich jemand ganz Besonderes, und die Jungs wollten mit mir tanzen. Ich wusste, dass etwas Magisches in der Luft lag und ich nicht wirklich ich in jener Nacht war   – sondern die unsichtbare, andere Katy. Diese andere Katy gab es wohl immer noch in mir, zum Vorschein aber kam sie nach diesem Abend niemals wieder. Und wenn ich mit Merlin zusammen war, wagte ich fast davon zu träumen, ich könnte mein Alter Ego leben   – den besten Teil von mir also.
    Merlin sah mir zu, wie ich meinen Caffè Latte trank, und küsste mir den Schaum von der Oberlippe. Hier saßen wir nun Seite an Seite in unserer Nische und sprachen über unsere Zukunftspläne. Wir stellten uns Merlins erste Ausstellung und meine erste Modenschau vor. Wir sprachen über Rom, Venedig und Paris, als warteten diese unglaublichen Städte nur darauf, von uns erobert zu werden. Aber dann senkte Merlin plötzlich den Blick und spielte fahrig mit einem Löffel herum.
    »Da ist noch etwas anderes, Katy.« Einen Moment lang schien er nicht die richtigen Worte zu finden und dabeikam er mir unendlich attraktiv vor mit seinen großen bittenden Augen, den vollen, leicht geöffneten Lippen und der heiseren Stimme. »Ich bin nicht besonders gut in Beziehungen   … die Mädchen erwarten immer, dass ich sie anrufe, wenn ich gerade am Malen bin, und werden schnell eifersüchtig wegen nichts   …«
    »Ich werde nicht eifersüchtig«, unterbrach ich ihn hastig. »Wenn jemand damit kein Problem hat, dann ich.«
    »Das habe ich gleich gespürt«, antwortete er erleichtert. »Ich habe gespürt, dass du da anders bist   – und etwas ganz Besonderes.«
    Verträumt hing ich jedem seiner Worte nach, glücklich, dass er langsam aus der Reserve zu kommen schien, da lenkte mich etwas ab, blitzte grün auf, doch als ich genauer hinsah, wusste ich, dass ich das Grün inzwischen schon in meinem Kopf gespeichert haben musste. Denn neben mir am Fenster ging zwar das Mädchen aus dem Bus vorbei   – gekleidet war sie aber in Jeansblau. Sie drehte sich um und sah mich an.
    »Hast du das Mädchen eben gesehen?«, fragte ich Merlin. »Das mit den grünen Augen?«
    Merlin hatte jedoch die ganze Zeit nur mich beobachtet.
    »Ich sehe es vor mir. Du hast ganz wunderschöne grüne Augen.«
    »Aber nicht solche wie sie«, protestierte ich. »Ihre sind   … undurchdringlich und unheimlich.«
    Er lachte, küsste meine Hand und ging zur Theke, um zu zahlen. Mich schauderte, weil mir erst jetzt bewusst wurde, dass sie zur gleichen Zeit wie wir hier im Café gesessen haben musste.
    »Entschuldigen Sie«, wandte ich mich an die Kellnerin. »Meine   … Freundin war wohl hier, aber wir müssen uns verpasst haben. Sie hat glattes dunkles Haar, trägt Jeans und   …«
    »Sie saß da drüben«, antwortete die Frau und zeigte auf die hinterste Nische. Sie sah mich etwas befremdet an und ich flüchtete mich in einen Hustenanfall, um meine Verlegenheit zu kaschieren.
    Wieder jagte mir die Vorstellung, dass SIE so nah bei uns gesessen hatte, einen Schrecken ein, wenn Gott sei Dank auch nicht so nah, als dass sie unser Gespräch hätte mithören können. Merlin begleitete mich nach Hause und ich versuchte, den Gedanken an sie zu verdrängen, was mir nicht schwerfiel, denn mit ihm an meiner Seite schwebte ich beinahe. Als wir die Straße erreichten, in der ich wohne, zog ich Merlin in die schmale Gasse hinter unserem Haus, deren Zugang von einer Mauer flankiert war, die uns vor neugierigen Augen schützte. Wir brauchten eine Ewigkeit, bis wir uns endlich voneinander lösen konnten. Immer wenn ich mich gerade loseisen wollte, nahm Merlin meine Hand und zog mich wieder an sich.

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