Besitze mich! (Band 2)
Berlin...Und trotz allem empfand ich für Adrien die ehrlichste und leidenschaftlichste Liebe. Für ihn würde ich alles geben. In diesem Augenblick war er mein Leben, auch wenn ich nur eine begierige Frau unter so vielen anderen war. Das hätte ich am liebsten auf die Frage von Paul geantwortet.
Dani beobachtete mich. Er unterbrach mein Schweigen.
– Alice, lassen Sie mich an Ihrer Stelle antworten: Sie haben Berlin gar nicht gesehen, Sie haben sich zwei Tage lang geliebt, Sie haben ein ganzes Heer von Berliner Verrückten getroffen, die alle in Adrien verliebt sind, Sie haben die größten deutschen Verleger um den Finger gewickelt, Sie haben unvergessliche Stunden erlebt, bis Sie, höchstwahrscheinlich am Flughafen, auf unsere liebe Camille getroffen sind. Und jetzt sind Sie traurig und wir werden Sie auf andere Gedanken bringen. Liege ich falsch?
Dani hatte mit allem Recht, aber er wusste nicht, wie glücklich ich war, ihr wiederzusehen. Er bestellte noch eine Flasche und die Trunkenheit ließ mich meinen Zustand der verliebten und traurigen Frau vergessen. Paul verwandelte sich in einen DJ, die Kunden fingen an zu tanzen, und Dani forderte mich auf, ihm auf die Tanzfläche zu folgen. Alex tauchte aus der Ferne wieder auf. Er war ein Stammkunde. Ich grüßte ihn von weitem, ohne jegliches Bedürfnis, mich ihm zu nähern. Diese Episode hat mir in keinster Weise gut getan. Ich beobachtete ihn, wie er seinen Charme spielen ließ, das Glas in der Hand, und wie er in einem Rhythmus ohne jegliches Geschick und ohne Sinnlichkeit wie ein Kind tanzte.
– Kennen Sie ihn? fragte mich Dani.
– Ja, flüchtig.
– Das heißt, dass Sie eine Nacht mit ihm verbracht haben, antwortete Dani lachend und nahm meine Hand, um zu tanzen.
In seinen Armen fühlte ich mich glücklich. Ich fand ihn sehr schön und dachte an seine Fotos, an seine Welt, die untrennbar mit ihm verbunden war. Wir tanzten weiter und tranken bis zum Frühstück ein Glas nach dem anderen, und zwar alles und ganz gleich wie. Am Schluss waren noch Paul, Dani und ich in der Bar. Der Tag brach an und wir beendeten die Nacht mit einem Frühstück, das den Alkohol vergessen lassen sollte. Paul hatte uns alles zubereitet, was er konnte, um diesen Tag ohne Müdigkeit, sondern voller Freude zu beginnen: bestrichene Brote, Croissants, ein Omelette und Kartoffeln, die wir mit demselben Appetit verspeisten.
Dann stand Dani auf und sah mir tief in die Augen.
– Mir ist ein Messekonzept für die Buchhandlung eingefallen. Beim Anblick der ganzen Erotikbücher hatte ich eine Idee. Frauen durch Hologramme zu fotografieren. Ihre Körper ohne jeden Schnickschnack in künstlichem Licht zu sehen.
Dani war ein erfolgreicher Reporter. Er hatte bereits zahlreiche Auszeichnungen gewonnen und seine Fotos wurden auf dem Kunstmarkt bereits zu einem gewissen Wert gehandelt. Er war einer der Fotografen, die sich für
seriöse
Themen interessierten. Ich fragte mich, warum er sich auf dieses Gebiet wagen wollte. Ganz genau wie Adrien. Warum schrieb er plötzlich über das Liebesleben einer Frau in
Belleville im April
, nachdem er nahezu akademische Romane signiert hatte? Aus welchem Grund wollten diese Männer die Körper von Frauen mit ihrer Kunst in Verbindung bringen? Er fuhr mich mit seinem Roller nach Hause. Mir war noch schwindelig vom Alkohol, aber ich war glücklich mit ihm und legte meine Arme um seine Taille.
Schließlich fand ich mich allein bei Fabien wieder. Unter meiner Dusche dachte ich zurück an Berlin, an Adrien mit Camille, an Dani, Alex, Nelly, und auch an Rose, die mich sehen wollte. Alles vermischte sich in meinem Kopf, und ich stellte fest, dass ich schon seit langem keinen Augenblick allein verbracht hatte, dass ich Lust hatte, Fabien zu sehen, mich in ein Bett zu legen, ohne etwas zu machen. Ich hätte gern die Kraft gehabt, niemanden zu sehen, vor allem nicht Adrien.
Pass' auf dich auf
, sagte Fabien immer zu mir. Ich betrachtete mich im Spiegel: Sah man mir die Veränderung an, die sich durch mein Treffen mit Adrien vollzogen hatte? Ich war am Verhungern. Ich machte mir Toast, ein Omelette und frischen Orangensaft. Alle diese Gerüche, diese einfachen Dinge taten mir nach Berlin und dieser Nacht mit diesen Unmengen von Alkohol einfach gut. Ich hatte Lust, schwimmen zu gehen, zu laufen, frische Luft in mich einströmen zu lassen. Meine Gedanken, die sich ständig im Kreis drehten, lähmten mich. Ich musste mich von ihnen befreien. Ich hatte den Tisch
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