Besser schreiben für Dummies (German Edition)
gestern Mittag die Lieferung angenommen hat? Das klingt konstruiert und ist nervig zu lesen; komplexe Texte kann man am Ende gar nicht mehr lesen. Stellen Sie sich einen Vertrag in diesem Duktus vor: In Betrieben, deren Inhaber oder Inhaberin kein Fachmann oder keine Fachfrau ist, erhält der Geselle oder die Gesellin, der oder die den Betrieb verantwortlich leitet, einen Zuschlag von 15%. So etwas sollte man niemandem zumuten.
2. Man weicht auf Formen aus, die geschlechtsneutral sind: die Beschäftigten, die Interessierten, die Studierenden, die Reisenden
Wenn es geht, ist es gut: Die Zahl der Studierenden ist gestiegen. Aber es geht eben nicht immer: Die Zahl der Studierenden und Absolventen ist gestiegen. Die »Absolvierenden« wären schon wieder falsch. Von daher ist diese Möglichkeit sehr begrenzt.
3. Man arbeitet mit Schrägstrichen oder Klammern: Wir suchen eine/n Konditor/in.
Das kann man in kurzen Texten machen, zum Beispiel in Stellenanzeigen. Allerdings sollte man die Gebrauchsregel beachten. Die besagt, dass bei Weglassen des Schrägstriches ein grammatisch korrektes Wort dastehen muss. Von daher liegt man falsch, wenn man »eine/n Assistent/in der Geschäftsleitung« sucht. Denn der »Assistent« müsste zum »Assistenten« gebeugt werden, und diese Beugung wird unterschlagen. Für längere Texte sind Schrägstrich und Klammer ohnehin nicht zu empfehlen, weil sie den Lesefluss stören.
4. Man setzt das große »I«: die KollegInnen
Ein Großbuchstabe mitten im Wort ist den Regeln nach ein Rechtschreibfehler. Wenn man bewusst Fehler fabriziert, macht man damit eine Aussage. Überlegen Sie, ob Sie eine solche Aussage machen wollen.
5. Man erklärt, dass man der Einfachheit halber die kürzeste Form wählt, um Männer und Frauen zu bezeichnen.
Eine solche Erklärung kann man in die Einleitung einbauen, oder man setzt eine Fußnote beim ersten Auftreten der Personenbezeichnung. Damit spart man sich zig Verrenkungen im weiteren Verlauf, und das ist insbesondere bei umfangreichen Texten eine große Erleichterung.
Sind Wiederholungen immer schlechter Stil?
Nein, nicht immer. Es gibt sinnvolle Wiederholungen. Zum Beispiel:
In Bedienungsanleitungen muss die gleiche Sache mit dem gleichen Wort bezeichnet werden. Sonst käme der Leser durcheinander, und das hätte schlimme Folgen. Wenn also in fünf Schritten hintereinander eine Batterie vorkommt, dann schreibt man auch fünfmal »Batterie«. Wenn man dagegen fünfmal hintereinander etwas »schön« findet, dann ist das für den Leser nicht mehr schön.
Wenn Sie es mit Personen zu tun haben, wiederholen Sie ruhig deren Namen. Machen Sie nicht um der Variation willen aus Fritz Icks einen »Vater von vier Kindern« oder einen »begeisterten Hobbykoch«, wenn diese Informationen nicht zum Thema gehören. Dann soll Fritz Icks lieber Fritz Icks bleiben.
Wenn es um etwas Wichtiges geht, was der Leser dringend beachten und sich merken soll, dann sagen Sie es ruhig zweimal: nicht im gleichen Wortlaut, sondern unterschiedlich formuliert. Damit senden Sie erstens das Signal »Bitte beachten!« Zweitens geben Sie dem Leser Gelegenheit, länger über dem Gedanken zu verweilen. Solche Wiederholungen sind Lesehilfen.
Wenn Sie etwas besonders hervorheben möchten, dann können Sie die Wiederholung als Stilmittel einsetzen, zum Beispiel am Satzanfang: Wir haben Ihnen Mahnungen geschickt. Wir haben am Telefon über eine Refinanzierung gesprochen. Wir haben an einem Tisch gesessen und miteinander verhandelt. Jetzt ist es an der Zeit ... Solche Wiederholungen nimmt man gerne im Dreierschritt vor. Sie dienen der Steigerung und lassen den Höhepunkt umso wirkungsvoller erscheinen. Die Wiederholung am Satzanfang nennt man »eine Anapher«, das Gegenstück am Satzende heißt »Epipher«.
Die Warnung vor Wiederholungen bezieht sich also nur auf solche Fälle, in denen sie ohne guten Grund auftreten. Derartige Wiederholungen werden in jeder Rohfassung vorkommen; bei der Bearbeitung sind sie zu beseitigen.
Soll man schreiben, wie man spricht?
Ja und nein. Die gesprochene Sprache hat Elemente, die auch im Schriftlichen eine gute Wirkung entfalten. Etwa die folgenden:
Wer spricht, richtet sich an ein Gegenüber. Wer schreibt, hat natürlich auch ein Gegenüber. Nur ist es nicht körperlich anwesend und gerät deshalb leicht aus dem Blickfeld. Hier hilft beim Schreiben die Vorstellung, dass man das Gegenüber im Gespräch vor sich hat.
Wer spricht, will verstanden
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