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Besser so als anders

Besser so als anders

Titel: Besser so als anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Goldstein
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nicht direkt geplant. Ich habe auch noch kein Rückflugticket.«
    Hannah hörte genau zu und griff nach ihrer Bürste, damit wenigstens ihr Haar geschmeidig und glatt wie aus der Shampoowerbung aussah.
    »Ich fahre auch mit Hannah nach New York. Ich werde dort meine eigene Firma aufmachen«, erzählte Vicki nun.
    Hannah war so überrascht, dass ihr die Bürste aus der Hand fiel. Mit einem dumpfen Schlag landete sie auf der Badematte. Seit der Hochzeitsfeier hatten Vicki und sie noch keine Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden.
    »Ihre Schlafcouch kriege also ich«, sagte Vicki zu Rob. »Du kannst auf dem Zweiersofa schlafen. Oder auf dem Boden.«
    »Ich werde ganz bestimmt nicht auf dem Fußboden schlafen, Vicki«, erwiderte Rob.
    Hannah fand, dass Rob ganz schön selbstgefällig klang. Sie stellte sich Vickis finsteren Blick vor.
    »Na gut, wir finden schon eine Lösung«, antwortete Vicki versöhnlicher als erwartet.
    Hannah wickelte sich ein weißes Handtuch um. Es war kleiner, als ihr lieb war, und entblößte wahlweise zu viel Bein oder zu viel Brust. Sie entschied sich für die Brust, sah an sich herab und stellte sicher, dass das weiße Frotteetuch wenigstens ihre Brustwarzen bedeckte.
    »Und wie kommen wir nach New York?«, fragte Rob. Hannah hörte, wie Vicki den Reißverschluss ihres Koffers zuzog.
    »Hannah hat ein Zugticket, aber wir können genauso gut mein Auto nehmen. Ich bin sicher, dass ich in Brooklyn ein Plätzchen finde, wo ich es ein paar Tage parken kann.«
    »Findest du, ich sollte Bee sagen, dass ich hier bin?«, fragte Rob nun nachdenklicher.
    »Davon würde ich dir abraten«, sagte Vicki. »Aus ein paar Gründen, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte, denke ich, dass wir einfach so schnell wie möglich von hier verschwinden sollten.«
    Bei den Worten riss Hannah die Badezimmertür auf und trat von den weißen, feuchten Kacheln auf den hellbraunen Teppichboden. Mit ihr kam ein Schwall Dampf aus dem Badezimmer und gab ihr das Gefühl, als tauche sie aus einem Eisnebel auf.

Phil
    P hil war früher als erwartet aufgewacht. Er war kurz vor Mitternacht, also ziemlich früh, von Annapolis nach Baltimore zurückgekehrt, hatte aber nicht einschlafen können. Immer wieder musste er an das Telefonat mit seiner Mutter denken, während er einen Eisbeutel auf die angeschwollene Hand hielt. Erst nach vier Uhr war er endlich eingeschlafen, und als er um sieben Uhr erwachte, war sein Kissenbezug voller Blut gewesen, genauso wie sein Trainingsanzug, den er angezogen hatte, bevor er vor dem Fernseher im Schlafzimmer eingenickt war.
    Heute hätte er seine Mutter besuchen sollen – es war seine Idee gewesen, ihr etwas zu essen vorbeizubringen, während sie sich von ihrer Erkältung erholte – , doch jetzt konnte er sich kaum vorstellen, dass sie das tatsächlich brauchte. Phil war sicher, dass sie heute Morgen auch sehr gut ohne ihn auskäme.
    Jetzt, um neun Uhr, als die ersten Geräusche auf dem Hausflur zu vernehmen waren, beschloss er, dass es an der Zeit wäre, seinen großen Plan in die Tat umzusetzen. Er hatte ihn gegen zwei Uhr morgens geschmiedet, als ihm die Erkenntnis gekommen war, dass das, was er am meisten begehrte, gar nicht weit entfernt war.
    Also ging er zu seinem Sofa im Wohnzimmer und setzte sich dorthin, bis er um halb zehn ein leises Rascheln aus der Wohnung nebenan vernahm. Als die Geräusche lauter wurden, schaltete Phil den Fernseher an und durchsuchte mit der Fernbedienung den Festplattenrekorder. Am Ende der Liste fand er noch eine Folge von Sex and the City , die letzte der vierundzwanzig Folgen, die er vor über einem Jahr aufgenommen hatte.
    Phil klickte die Folge Das Recht auf Schuhe an. Er hatte sie nicht gelöscht, weil sie ihm insgeheim selbst gefiel. Es war die Folge, in der Carrie sich ihre teuren Schuhe ausziehen muss, weil sie zu einer Babyparty eingeladen ist. Im Treppenhaus der Gastgeber verschwinden ihre High Heels schließlich, und sie macht mächtig Stunk.
    Phil mochte die Episode, weil auch er es hasste, wenn er bei Freunden auf Socken gehen musste. Er hatte zwar keine Angst davor, dass ihm seine Schuhe geklaut würden, aber es war ihm immer unangenehm, seine Füße zu zeigen. Socken sind Unterwäsche für die Füße, hatte er immer zu Elizabeth gesagt. Und in der sollte man auch nicht vor Fremden herumlaufen.
    Phil hatte überlegt, nach dem Ende seiner Beziehung mit Elizabeth Das Recht auf Schuhe zu löschen, weil er auch alle anderen Filme und Serien

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