Besser so als anders
von ihr gelöscht hatte, um mehr Speicherplatz für seine eigenen Sachen zu haben. Doch dann hatte er es nicht übers Herz gebracht, und heute würde sich das auszahlen.
Phil hielt die Fernbedienung in der rechten Hand und fuhr mit dem Daumen unsicher über die Playtaste. Er wartete, bis Elizabeths Schritte nebenan näher kamen. Vielleicht knabberte sie gerade an einem Bagel auf ihrer Couch und stellte gleich ihren eigenen Fernseher auf der anderen Seite der dünnen Wand an, also drückte er schnell mit dem Daumen auf die Taste und stellte sofort lauter. Er lauschte der Titelmelodie von Sex and the City , die so laut aus dem Fernseher drang, dass Phil den Marimbarhythmus fast unter seinen Füßen spüren konnte. Er sah die bekannten Bilder von Carrie Bradshaw, wie sie im Ballettröckchen durch New York spazierte.
Phil drehte sich zur Wand. »Komm schon«, flüsterte er, während er darauf wartete, dass sie anbiss.
Hannah
H annah pflanzte sich vor Rob auf, ihr Haar tropfte, das Handtuch war eng um ihren Körper geschlungen. Zuerst sah sie sein zerzaustes Haar, dann seine Augen, die ihr dunkler erschienen als bei ihrer letzten Begegnung. Dann warf sie einen Blick auf das T-Shirt voller getrockneter Blutflecken. Er lächelte schwach, während er ihrem prüfenden Blick folgte und an sich herabsah.
»Erzählst du uns auch, wen du da ermordet hast?«, fragte sie und versuchte dabei betont sachlich zu klingen.
Er antwortete nicht.
Hannah beugte sich vor. »Ich gewähre nämlich keinem Kriminellen Unterschlupf bei mir«, fuhr sie fort, ihr Gesicht nur ein paar Zentimeter von seinem entfernt. »Ich lasse dich hochgehen.«
»Das würdest du nie tun«, sagte Rob leise.
Hannah zupfte ein wenig an ihrem Handtuch, um sich keine Blöße zu geben. Sie und Rob starrten einander schweigend an, unfähig, sich von der Stelle zu bewegen.
»Zieh dich an und lass uns verschwinden«, fauchte Vicki so laut, dass Hannah wieder zu sich kam. »Ihr könnt euch gern die nächsten vier Stunden im Auto um die Wette anstarren, aber wir müssen jetzt los.«
Hannah setzte sich in Bewegung, schlurfte an Rob vorbei zu ihrem Koffer und dann zurück ins Badezimmer, um sich umzuziehen. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, als sie angezogen aus dem Bad kam, wo sie einen Hauch Make-up aufgelegt hatte. Ihr nasses Haar hatte sie hochgebunden, ihre Füße steckten in Flip-Flops.
Ohne zu fragen nahm Rob Hannahs Taschen und ging zur Tür.
Vicki trat ihren Gitarrenkoffer unters Bett. Hannah sah sie erstaunt an, doch Vicki griff wortlos nach ihrer Tasche und machte sich zum Gehen bereit.
Sie hatten keine Gelegenheit mehr, sich von der Hochzeitsgesellschaft zu verabschieden. Weder von Bee, die vermutlich beim Brunch mit der Familie war, noch von den Brautjungfern, die entweder noch mit ihren Männern im Bett lagen oder bereits mit den Frühmaschinen abgeflogen waren. Hannah war, als hätte sie Jackie in der Lobby gesehen, als sie mit Vicki und Rob durch die Eingangstür stürmte, doch sie war sich nicht sicher.
Vicki führte sie um das Hotel herum zu dem kleinen Parkplatz, die Räder ihrer Koffer ratterten über das Kopfsteinpflaster.
»Ich brauche Kaffee«, sagte sie, bevor sie ihr Gepäck in den Kofferraum warf und sich dann auf den Fahrersitz setzte.
»Wir könnten am Ende der Straße halten«, sagte Hannah. »Da gibt es ein Café.«
»Nein«, antwortete Vicki und fischte im Handschuhfach nach ihrer Sonnenbrille. »Wir halten lieber an einer Raststätte auf dem Highway. Ich möchte so schnell wie möglich in New York sein.«
Hannah lächelte nur.
Als Vicki den Motor anließ, klappte Hannah die Sonnenblende des Beifahrersitzes herunter und schob den Spiegel auf, sodass sie Rob dabei beobachten konnte, wie er es sich auf dem Sitz hinter ihr bequem machte. Er hatte den Kopf gesenkt und holte aus seiner Reisetasche eine Sonnenbrille und ein Taschenbuch hervor, das er neben sich auf die Rückbank legte.
Kurz bevor Rob die Sonnenbrille aufsetzte, sah er Hannahs Gesicht im Spiegel und grinste sie an. Dann zwinkerte er ihr zu.
Verlegen änderte Hannah den Winkel der Sonnenblende, sodass sie nur noch ihr eigenes Spiegelbild sehen konnte. Sie hatte rote Augen, doch die Linien an ihrem Hals, die der BH verursacht hatte, verschwanden langsam. Sie beugte sich herab und holte ihren BlackBerry aus der Tasche. Sie fand die Nachricht von letzter Nacht und las sie noch einmal, um sicherzugehen, dass sie sich auch nicht getäuscht hatte. »Sie hat Ja
Weitere Kostenlose Bücher