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Besser verhandeln - Das Trainingsbuch

Titel: Besser verhandeln - Das Trainingsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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meinte. Und er hatte recht. Ich war meiner Sache zu sicher gewesen. Ich hatte alles geglaubt, was ich über mich und mein Können gelesen hatte. In der andern Ecke des Rings saß Passo, der leicht und zuversichtlich atmete, und das strahlende Licht ließ seine Ebenholzhaut aufleuchten.
    Da ertönte der Gong. Ich sprang auf und trat in die Mitte des Rings. Passo kam mir mit selbstsicherem Lächeln entgegen. Ich kannte dieses Lächeln. Auch ich hatte es oft zur Schau getragen, wenn ich den Sieg so gut wie sicher in der Tasche hatte.
    Siedende Wut stieg in mir auf. Dieses Lächeln stand heute auf dem falschen Gesicht. Wütend stieß ich meine Rechte vor.
    Glühender Schmerz fuhr mir durch die Flanke. Ich hatte ihn verfehlt, und Passo hatte mich mit seiner Linken an den Nieren erwischt. Ich ließ die Hände sinken, um meine Flanke zu schützen. Da explodierte ein Blitz in meinem Gesicht.
    Ich schüttelte den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. Vor meinen Augen war tiefe Finsternis, als hätte ich zu lange in die grelle Sonne gestarrt. Und jetzt kam mir ein Wort dumpf zum Bewußtsein. »Fünf!« Ich drehte meinen Kopf und sah in die Richtung, aus der ich das Wort gehört hatte. Der Arm des Schiedsrichters hob sich eben wieder, sein Mund formte ein neues Wort. Ich sah hinunter und war verwirrt und überrascht. Was tat ich denn da auf Händen und Knien? Ich war doch nicht gestürzt. Ich starrte stumpf auf das glänzende Segeltuch.
    »Sechs!« Ein Schock durchlief mich. Der zählt mich doch aus! Das darf er nicht! Ich stolperte ungeschickt auf die Beine. Der Schiedsrichter ergriff meine Hände und wischte sie an seinem Hemd ab. Ich hörte, wie die Menge brüllte, als er wieder zurücktrat. Es klang aber jetzt ganz anders. Denn heute abend heulten sie nicht meinen Namen, sie riefen Passo. Sie schrien ihm zu, mich zu erledigen.
    Ich rettete mich in einen Clinch. Passos Körper war schweißnaß, aber ich war dennoch für diese kurze Ruhepause dankbar. Der Schiedsrichter trennte uns.
    Und wieder fühlte ich in meiner Flanke diesen furchtbaren Schmerz und gleich darauf auf der andern Seite. Passos dunkles Gesicht tanzte vor meinen Augen. Er kam lächelnd auf mich zu. Seine Handschuhe tauchten vor mir auf, und er fiel über mich her. Ich mußte ihnen um jeden Preis entkommen, sonst rissen sie mich noch in Fetzen. Ich sah verzweifelt in meine Ecke. Zep starrte mich mit weitaufgerissenen, ängstlichen Augen an. Ich wandte den Kopf hastig zu Passo zurück. Er holte soeben aus.
    Der Schlag kam - es war das K. O. - das sah ich. Und er kam mit quälender Langsamkeit. Eine wahnwitzige Angst überkam mich. Ich mußte es verhindern. Ich holte aus und schlug wild und verzweifelt auf sein ungeschütztes Kinn.
    Plötzlich fiel Passo zu Boden. Ich taumelte auf ihn zu. Der Schiedsrichter drehte mich um und stieß mich in meine Ecke. Tränen wahnsinnigen Schmerzes strömten mir übers Gesicht. Ich mußte hier heraus, denn mehr konnte ich nicht ertragen. Zep kletterte grinsend durch die Seile. Ich sah ihn verwundert an. Was gab's denn da zu grinsen? Alles war vorbei, und ich hatte verloren. Es kam wie eine Erlösung für mich, und ich war froh, daß es vorüber war. Alles übrige war mir einerlei.
    Ich lag auf dem Verbandstisch. Den Kopf in den Armen verborgen, fühlte ich, wie Spritzers Hände langsam und lindernd über meinen Rücken glitten. Die Schmerzen ließen langsam nach, und ich begann mich wieder wohlzufühlen. Ich war aber entsetzlich müde und schloß die Augen.
    Ich hörte, wie Zep die Flasche mit dem Massagealkohol wegstellte, und seine Stimme kam wie von weit her zu mir herübergeweht. »Kommt er wieder ganz in Ordnung, Mr. Spritzer?« Spritzer knetete noch immer meinen Rücken. »Er wird bald wieder okay sein, denn er ist zäh und jung und hat Mut.« Ich rührte mich nicht. Mindestens war er nicht wütend, daß ich verloren hatte. Jetzt klopfte jemand an die Türe, und Zep öffnete. Ich hörte schwere Schritte, die durchs Zimmer kamen. »Ist er okay, Moe?« Es war Sams Stimme, und sie klang besorgt. Die Antwort des Trainers war unzweideutig. »Er ist okay, Sam. Kein Grund zur Aufregung.«
    »Was zum Teufel war denn heute los?« Seine Stimme klang rauh vor verhaltener Wut. »Von draußen hat er heut ein lausiges Schauspiel geboten, er hat verteufelt viel einstecken müssen!« Spritzers Stimme klang geduldig. »Nur ruhig Blut, Sam. Der
    Junge hat den Pressestimmen zu sehr geglaubt, das ist alles. Er ist in den Ring geklettert und

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