Bestimmt fuer dich
ab.
Lukas ergriff Evas Arm und zog sie auf den Gang zurück. »Ich habe keine Zeit für so was!«
»Du hast zu viel Zeit für so was«, erwiderte Eva entschieden. »Außerdem wird’s dir guttun, dich mal auf was Neues einzustellen. So was macht den Kopf frei. Und das ist bei dir dringend nötig – findest du nicht?«
»Was is’n dein Password?«, fragte Dominik, der seinen Kopf zur Tür rausgestreckt hatte. »Muss nämlich noch schnell meinen Artikel für morgen fertig schreiben.«
»Na super«, fauchte Lukas. »Jetzt platziert der auch noch einen Artikel, aber meine werden mal eben so vom Tisch gefegt!«
Inzwischen war Dominik nicht mehr der Einzige, der auf den Gang hinauslugte. Als Eva Mitarbeiter aus den anderen Büros zu ihnen herüberspähen sah, wurde ihr Gesicht von jener Enttäuschung verdunkelt, die Lukas früher oft Schuldgefühle verursacht hatte. Inzwischen reizte sie ihn nur zu noch mehr Widerspenstigkeit.
»Du hast echt Nerven, mich hier als Kindergärtner zu missbrauchen.«
»Verstehst du wirklich nicht –«
» DU verstehst hier wohl nicht!«, fiel Lukas Eva ins Wort.
Sie räusperte sich. »Bleib ruhig«, setzte sie an, bevor Lukas sie erneut unterbrach.
»Wieso? Damit du mich weiter behandeln kannst, als wäre ich Sperrmüll, von dem man sich nur schritt weise trennen kann?« Lukas lachte bitter. »Weil dein Exmann dich so behandelt hat, musst du das noch lange nicht an mir abreagieren!«
»Ich brauch echt nur das Passwort«, meldete sich Dominik wieder zu Wort.
»Probier’s mal mit PISS OFF , du Arsch!«
Dominik runzelte die Stirn. »Vier Wörter?«
»Raus«, sagte Eva plötzlich.
»Na endlich«, befand Lukas und warf Dominik einen vielsagenden Blick zu.
»Nicht er«, erklärte Eva mit fester und erstaunlich schneidender Stimme. »Du.«
Lukas lachte auf, verstummte aber, als er Evas Gesichtsausdruck sah.
»Verschwinde«, forderte sie heiser. »Und komm erst wieder, wenn dir klar ist, was ich dir in den letzten fünf Jahren alles nachgesehen habe!«
Lukas starrte Eva an. Vergeblich versuchte er in ihren Augen einen Anflug von Traurigkeit auszumachen, in der Hoffnung, dass ihr die Auseinandersetzung schwerer fiel, als sie sich unter den Blicken ihrer Mitarbeiter anmerken lassen wollte.
Wie konnte Eva ihn derartig erniedrigen? Sie wusste, dass er niemanden beaufsichtigen konnte, sondern selbst schreiben musste. Sie wusste, wie dringend er ein Erfolgserlebnis brauchte, eine Bestätigung, eine Rechtfertigung, immer noch das tun zu können, worauf er sein Leben gegründet hatte. Stattdessen versteckte sie sich hinter ihrer hierarchisch bedingten Überlegenheit und rechtfertigte ihre Unverschämtheit auch noch mit ihrer angeblich überstrapazierten Freundschaft!
»Entschuldigung?«
Lukas’ Blick wanderte an Eva vorbei. Er hatte keine Ahnung, wie lange die Frau dort schon stand. Auch Eva drehte sich nun um, und sogar Dominik schien es ausnahmsweise die Sprache verschlagen zu haben.
Rosanna kratzte sich verlegen an der Wange. »Schlechtes Timing?«, fragte sie.
5
Rosanna hatte Schwierigkeiten, mit Lukas Schritt zu halten, während sie durch das Treppenhaus des Redaktionsgebäudes eilten. Selbst als sie die Straße erreichten, schien Lukas sein Tempo nicht drosseln zu wollen. Rosanna ergriff seinen Arm und zog daran.
»Warten Sie doch mal!«
Lukas blieb stehen und blinzelte, als hätte sie ihn aus einem Albtraum herausgeholt. »Wie … wie ha ben Sie mich gefunden?«, stotterte er, in Gedanken immer noch bei Evas demütigender Zurechtweisung.
»Ich habe gehört, wie Sie mit dem Sanitäter gesprochen haben, während ich in den Krankenwagen verladen wurde. Sie haben ihm Ihre Kontaktdaten gegeben.« Rosanna verriet Lukas zudem, dass sie sich auf eigene Gefahr gegen eine Übernachtung im Krankenhaus entschieden hatte, um sich schnellstmöglich bei ihm bedanken zu können.
Lukas sah sie entgeistert an. »Ist das Ihr Ernst?«
»Sie haben mich immerhin zurückgeholt.« Der Wind strich durch ihr Haar, und ein paar Wolken ließen die vermutlich letzten Sonnenstrahlen des Tages durch.
»Tja, dann …«, murmelte Lukas und ging verwirrt weiter.
»Moment!« Rosanna hielt ihn am Arm fest. »Ich bin hier, um mich zu revanchieren.«
Lukas runzelte die Stirn und überlegte. »Haben Sie ein bisschen Kleingeld für die U-Bahn?«
»Doch nicht so was«, protestierte Rosanna. »Ich bin hier, um Ihr Leben zu ändern.«
Lukas machte instinktiv einen Schritt zurück.
»Keine Angst«, lachte
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