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Beth

Beth

Titel: Beth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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wäre. Im Gegenteil fühlte ich mich beobachtet, angestarrt aus den Schatten und den düsteren Fensterhöhlungen der Häuser, die mir sowohl links als auch rechts so nahe waren, daß ich ihre Wände mit ausgestreckten Armen zugleich berühren konnte.
    Das Gefühl, von heimlichen Blicken verfolgt zu werden, hatte mich während meiner gesamten Reise begleitet. Daß ich es jetzt und hier derart bewußt empfand, beunruhigte mich um so mehr. Zumal ich spüren konnte, was in den Schädeln hinter diesen starrenden Augen vorging. Die Blicke unterwegs hingegen waren von anderer Art gewesen, nicht wirklich unangenehm - eher hatte ich mich von ihnen . behütet gefühlt. Was mir indes erst jetzt im Vergleich wirklich auffiel.
    Gelegenheit, dieses doch reichlich seltsame Empfinden weiter zu hinterfragen oder mich auch nur darüber zu wundern, blieb mir nicht. Anderes forderte und band meine Aufmerksamkeit.
    In die Schatten, die wie konturlose Pfropfen an beiden Enden der Gasse saßen, geriet Bewegung. Im ersten Augenblick sah es aus, als würden Teile dieser Schatten selbst Gestalt annehmen, um sich mir dann zu nähern. Doch so war es freilich nicht (wenngleich ich es nicht ausgeschlossen hätte; immerhin hatte ich im Laufe meiner beiden Leben allerhand Unmögliches gesehen und erleiden müssen).
    Es waren schlicht finstere Gestalten, die da auf mich zukamen, vier an der Zahl. Daß ich nicht vor Angst zitterte, irritierte sie zwar sichtlich, hielt sie jedoch nicht auf.
    Erst meine Frage ließ sie stehenbleiben.
    »Nun, wer von euch will als erster sterben?«
    * 
    Ich hatte Arabisch gesprochen, eine Sprache, die ich kaum beherrschte. Mein Wortschatz mochte gerade genügen, um in dieser Region nach einer Mahlzeit zu verlangen oder dem rechten Weg zu fragen. Mit jedmöglicher Antwort aber würde ich wohl schon an die Grenzen meines Sprachverständnisses stoßen .
    Daß die vier Kerle auf meine Worte reagierten, bewies mir aber zumindest, daß ich mich einigermaßen klar ausgedrückt haben mußte.
    Ihre Verblüffung war nicht von Dauer. Nur ein paar Sekunden lang standen sie reglos da, in kaum fünf oder sechs Schritt Entfernung, dann begann einer von ihnen, ein bärtiger Geselle mit nicht einmal unsympathischem Gesicht, rauh und doch fast wohltönend zu lachen, und die anderen fielen schließlich mit ein.
    Der Bärtige fragte mich etwas, das ich dahingehend interpretierte, daß er wissen wollte, ob ich noch mehr solcher Späße auf Lager hätte.
    »Noch viel bessere«, erwiderte ich. »Du -«, ich zeigte auf den Bärtigen und winkte ihn mit dem Finger zu mir, »- komm her.«
    »Das hatte ich ohnehin vor«, sagte er. Seine Stimme klang dunkel und warm; fast bedauerte ich, daß er üble Absichten verfolgte. Dennoch würde ich nicht zögern zu tun, was zu tun war, um meine Haut zu retten. Mein eigenes Hemd war mir noch immer näher als das eines jeden anderen.
    Der Bärtige kam. Als er auf Armeslänge heran war, hieß ich ihn, stehenzubleiben. Er gehorchte, lächelnd, nicht grinsend, und sein Lächeln spiegelte sich sogar im Blick seiner dunklen Augen wider.
    »Du tust mir leid«, sagte ich, beinahe erschrocken über die Ehrlichkeit in meinem Ton.
    »Du hast es in der Hand, meinen ach so bedauernswerten Zustand zu ändern«, meinte er.
    »Du weißt gar nicht, wie recht du hast«, lächelte ich traurig.
    Ich stahl ihm nur ein Jahr, zuerst; dann noch eines. Er selbst mochte es kaum merken, meinem in dieser Hinsicht erfahrenen Blick aber konnten die Anzeichen dafür, daß sein Alter wider jede Natur fortschritt, nicht entgehen. Die Fältchen um seine Augen vertieften sich, erstes Grau mischte sich in sein Haar und seinen Bart .
    Als er mir gegenübergetreten war, mochte er um die Dreißig gewesen sein. Ich trieb ihn über die Vierzig. Und weiter. Immer schneller. Mit unverändertem Lächeln. Während ihm das seine auf den schmaler werdenden Lippen gerann.
    »Was ...?« entfuhr es ihm. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie ihm geschah; er konnte sie nicht haben. Er spürte nur, wie die Kraft ihn verließ, aus seinem Fleisch und seinen Muskeln floh, als würde sie auf wundersame Weise abgesaugt.
    Ich lachte im Stillen.
    Genauso war es ja auch! Ich saugte ihm die Kraft aus dem Leibe, herüber in den meinen.
    Seine Hand tastete zu der Scherpe, die er um die Hüfte geschlungen hatte. Die Finger wollten sich um den Griff des Krummdolches schließen, der darin steckte ...
    Ich forcierte mein unsichtbares Tun.
    Die dunkelgetönte Haut seiner

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