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Beth

Beth

Titel: Beth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Hirsebrei selbst den Mund stopfen.
    »Wie lange seid Ihr schon in Jerusalem?« fragte ich nach einer Weile, in der auch ich schweigend gegessen hatte, ehe der laue Brei vollends kalt wurde.
    »Seit drei Jahren«, antwortete Pascal, »oder seit vieren.«
    »Dann seid Ihr ein sehr junger Pilger gewesen«, meinte ich. Er konnte jetzt kaum älter als Zwanzig sein.
    »Ich verließ mein Heimatdorf an meinem fünfzehnten Geburts ta g.«
    »Wo wart Ihr denn daheim?«
    »In der Nähe von Paris. Seid Ihr je dort gewesen?«
    »Ja«, sagte ich, und mit wehem Lächeln dachte ich: So viele Jahre vor deiner Geburt, daß du es mir nicht glauben würdest...
    »Wie ist Euer Name überhaupt?« fragte er dann.
    »Elisabeth.«
    »Nur Elisabeth?« hakte er nach, im gleichen Ton wie ich zuvor bei ihm, und schelmisch lächelnd.
    »Elisabeth ... Stifter.« Allein Tobias' Namen auszusprechen, ließ ihn mich von neuem schmerzlich vermissen.
    »Das klingt nicht sehr italienisch«, befand Pascal.
    »Ich bin keine gebürtige Italienerin.« Dabei wies ich auf mein blondes Haar.
    »Das dachte ich mir schon. Wo stammt Ihr her?« wollte Pascal wissen.
    Ja, ging es mir durch den Sinn, wo stamme ich her ...? Aus Sydney?
    Ich lachte bitter in Gedanken. Sydney war lange her - oder lag noch weit in der Zukunft, wie man es eben nahm . Andererseits -war ich denn letztlich nicht hier, um dorthin zurückzukehren - nach Sydney, in mein Leben dort? Ich seufzte.
    »Habe ich etwas Falsches gesagt?« fragte Pascal besorgt. »Ich wollte -«
    »Schon gut, vergeßt es«, winkte ich ab.
    »Wie Ihr meint.« Er schabte den letzten Rest des Breis aus dem Teller, dann erhob er sich.
    »Ihr geht?« fragte ich und fügte dann noch hinzu, nur um irgend etwas zu sagen: »Wohnt Ihr eigentlich auch hier?« Ich wies vage in die Runde.
    Pascal nickte. »Ja, man überläßt mir eine Kammer, weil ich den Betreibern ab und an ein wenig zur Hand gehe. Nun, ich habe noch . etwas zu erledigen. Entschuldigt mich.«
    »Gute Nacht«, wünschte ich.
    Wieder nickte er, stumm, ohne meinen Gruß zu erwidern. Schweigend ging er. Ein seltsamer Bursche ... Ich sah ihm nach, bis er meinen Augen entschwunden war. Dann ließ ich den Blick über die hier Sitzenden schweifen, aus . irgendeinem Grund .
    Weil ich mir mit einemmal wieder beobachtet vorkam?
    Ja!
    Unsere Blicke begegneten sich, und mir schien es, als würden sie sich für einen zeitlosen Moment ineinander verfangen. Als sei ihnen etwas gemein, das sie aneinander band.
    Ich erschrak, schauderte. Denn um nichts in der Welt wollte ich mit ihm etwas gemeinsam haben! Obwohl ich keinen Grund dafür zu benennen vermocht hätte, wäre ich danach gefragt worden.
    Weder war es sein Aussehen, das dieses mein Gefühl begründet hätte, noch tat der andere etwas, mit dem er meine tiefe Antipathie weckte. Er sah nur her zu mir, und selbst das auf eine Weise, die zufällig sein konnte. Aber sie war es nicht! Das zumindest spürte ich ganz deutlich. Er stierte herüber, als wüßte er, wer ... oder vielmehr was ich war!
    Ich jedoch war überzeugt, ihn nicht zu kennen, ihm nie begegnet zu sein. Oder .? Sein Gesicht war mir jedenfalls fremd. Diese schier maskenhaft starren Züge, die glatte, wie poliert wirkende Haut - ich hatte sie ganz gewiß nie zuvor gesehen.
    Und doch war da etwas, das wie eine Art Band von ihm zu mir führte . Aber was hätte mich mit ihm, einem Fremden, verbinden sollen?
    Ich zwang mich, den Blick zu senken, weil ich den seinen nicht länger ertragen wollte. Doch hielt ich es nur vier, allenfalls fünf Sekunden aus. Dann hob ich das Gesicht wieder, wie unter Zwang, um erneut dorthin zu sehen, wo er saß - -  gesessen hatte.
    Sein Platz war verwaist. Und weit und breit war er selbst nicht mehr zu sehen. Als hätte sich der Boden unter ihm aufgetan, um ihn zu verschlingen.
    Spüren allerdings konnte ich ihn noch immer, seinen Blick - oder die Kälte wenigstens, die darin gewesen war. Es schien mir, als wäre der Fremde unsichtbar geworden und würde mich nach wie vor anstarren, aus seinem unmöglichen Versteck heraus.
    Ich hatte es sehr eilig, den Speisesaal zu verlassen und in meine Kammer zu kommen. Und bis ich deren Tür endlich hinter mir schließen konnte, fühlte ich mich beobachtet - - und bedroht.
    *
    Obwohl ich nach meiner Ankunft in Jerusalem hundemüde gewesen war, fand ich auch jetzt, da es schon auf Mitternacht zugehen muß -te, noch keinen Schlaf. Seit Stunden wälzte ich mich auf den strohgefüllten Säcken, die mir

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