Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
Vom Netzwerk:
tätschelte ihm den Kopf und verließ den Raum.
    Ricky ging zu den Schalttafeln - und zerrte ganze Leitungsstränge heraus. Er riss die Schalttafeln buchstäblich in Stücke. Dann drehte er sich wieder zu Charley um, sagte etwas und ging aus dem Technikraum.
    Sofort sprang Charley auf, schloss die Tür und verriegelte sie. Aber Ricky und Julia lachten bloß, als wäre Charleys Anstrengung völlig sinnlos. Charley sank erneut zu Boden, und von da an war er nicht mehr zu sehen.
    Ricky legte einen Arm um Julias Schultern, und gemeinsam gingen sie aus dem Raum.
    »Na, ihr zwei seid ja richtige Frühaufsteher!«
    Ich drehte mich um.
    Julia stand in der Tür.

7. Tag, 5.12 Uhr
    Sie kam lächelnd näher. »Weißt du, Jack«, sagte sie, »wenn ich nicht völliges Vertrauen zu dir hätte, würde ich denken, ihr beide führt irgendwas im Schilde.«
    »Ach ja?«, sagte ich. Ich trat ein Stück von Mae weg, die rasch tippte. Mir war äußerst mulmig zu Mute. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Na ja, ihr hattet verschwörerisch die Köpfe zusammengesteckt«, sagte sie, während sie auf uns zukam. »Richtig gebannt habt ihr auf den Bildschirm gestarrt. Was habt ihr euch denn da angeguckt?«
    »Ach nichts, was Technisches.«
    »Darf ich mal sehen? Ich interessiere mich ja auch für die technischen Details. Hat Ricky dir nicht erzählt, dass ich mich neuerdings auch für die technische Seite interessiere? Im Ernst. Diese ganze Technologie hier fasziniert mich. Es ist eine neue Welt, oder nicht? Das einundzwanzigste Jahrhundert ist da. Bleib ruhig sitzen, Mae. Ich guck dir über die Schulter.«
    Inzwischen stand sie hinter Mae und schaute auf den Bildschirm. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie das Bild, das Bakterienkulturen auf einem roten Nährboden zeigte. Weiße Kreise innerhalb von roten Kreisen. »Was ist das?«
    Mae sagte: »Bakterienkolonien. Unser Coli-Material ist zum Teil kontaminiert. Ich musste einen Tank aus der Produktion nehmen. Wir suchen noch nach der Ursache.«
    »Wahrscheinlich Phagen, meinst du nicht?«, sagte Julia. »Ein Virus - das ist doch meistens das Problem bei Bakterienstämmen?« Sie seufzte. »Die molekulare Herstellung ist so anfällig. Es geht so leicht was schief, und so häufig. Man muss höllisch aufpassen.« Sie warf mir einen Blick zu, dann Mae. »Aber das da habt ihr euch doch bestimmt nicht die ganze Zeit angeguckt …«
    »Doch«, sagte ich.
    »Was? Bilder von Schimmel?«
    »Bakterien.«
    »Ja, Bakterien. Das hast du dir die ganze Zeit angesehen, Mae?«
    Sie zuckte die Achseln, nickte. »Ja, Julia. Das ist mein Job.«
    »Und ich zweifle keine Sekunde an deinem beruflichen Engagement«, sagte Julia. »Aber darf ich mal kurz?« Ihre Hand schoss vor und drückte die Zurück-Taste am Rand der Tastatur.
    Die Bilder davor erschienen, ebenfalls Aufnahmen von Bakteriennährböden.
    Das nächste Bild zeigte eine Elektronenmikroskopaufnahme von einem Virus.
    Und dann kam eine Tabelle mit den Wachstumsdaten der letzten zwölf Stunden.
    Julia drückte die Taste noch ein paarmal, doch sie sah nichts als Bakterien und Viren und Datentabellen. Sie nahm die Hand von der Tastatur. »Du scheinst ja ziemlich viel Zeit dafür aufzuwenden. Ist das wirklich so wichtig?«
    »Na ja, es ist ein Kontaminant«, sagte Mae. »Wenn wir das Problem nicht in den Griff kriegen, müssen wir die gesamte Anlage abstellen.«
    »Dann mach bloß weiter.« Sie wandte sich mir zu. »Möchtest du frühstücken? Du musst doch völlig ausgehungert sein.«
    »Klingt gut«, sagte ich.
    »Komm mit«, sagte Julia. »Wir machen zusammen Frühstück.«
    »Schön«, sagte ich. Ich warf Mae einen Blick zu. »Bis später dann. Sag mir, wenn du Hilfe brauchst.«
    Ich folgte Julia aus dem Raum. Wir gingen den Korridor hinunter in Richtung Wohntrakt.
    »Ich weiß nicht, warum«, sagte Julia, »aber die Frau ist für mich ein rotes Tuch.«
    »Ich weiß auch nicht, warum. Sie ist sehr gut. Sehr umsichtig, sehr gewissenhaft.«
    »Und sehr hübsch.«
    »Julia …«
    »Willst du mich deshalb nicht küssen? Weil du was mit ihr hast?«
    »Julia, jetzt reicht’s aber.«
    Sie blickte mich abwartend an.
    »Hör zu«, sagte ich. »Die letzten Wochen waren für alle ziemlich hart. Ehrlich gesagt, war es nicht leicht mit dir.«
    »Das glaube ich.«
    »Und ehrlich gesagt, ich war ganz schön sauer auf dich.«
    »Und du hattest auch allen Grund dazu. Tut mir Leid, was ich dir alles zugemutet habe.« Sie beugte sich zu mir, küsste mich auf die Wange. »Aber wir

Weitere Kostenlose Bücher