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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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setzte mich auf, noch immer hustend, und kam dann auf die Beine. Ich sagte: »Kein Sicherheitssystem, erinnerst du dich? Ihr habt es abgeschaltet. Jetzt wird das Virus durch die ganze Halle geblasen.«
    »Nicht mehr lange«, sagte Julia. »In zwei Sekunden haben wir das Sicherheitssystem wieder an.« Ricky stand schon an der Steuerungstafel und drückte hektisch irgendwelche Tasten.
    »Gute Idee, Julia«, sagte ich. Ich zündete mein Feuerzeug an und hielt es unter den Sprinklerkopf.
    Julia kreischte: »Halt! Ricky, halt!«
    Ricky gehorchte.
    Ich sagte: »So ist das manchmal, wie man’s macht, macht man’s verkehrt.«
    Julia drehte sich wutentbrannt um und zischte: »Ich hasse dich.« Ihr Körper wurde bereits grau, verblasste wie bei einem schwarzweißen Bild. Auch aus Ricky verschwand die Farbe. Das Virus in der Luft setzte den Schwärmen zu.
    Ein kurzes Funkenprasseln, von hoch oben in den Krakenarmen. Dann noch ein schneller Blitzbogen. Ricky sah es und schrie:
    »Vergiss es, Julia! Wir müssen es riskieren!« Er drückte die Tasten und schaltete das Sicherheitssystem wieder ein. Ein Alarm ertönte. Die Bildschirme blinkten rot von der übermäßigen Konzentration von Methan und anderen Gasen. Der Hauptbildschirm zeigte: »sicherheitssystem an.«
    Und aus den Sprinklern sprühten plötzlich braune Wasserkegel.
    Sie schrien, als das Wasser sie berührte. Sie wanden sich und schrumpften, schrumpelten vor meinen Augen. Julias Gesicht war verzerrt. Sie starrte mich mit blankem Hass an. Aber sie löste sich bereits auf. Sie fiel auf die Knie und dann auf den Rücken. Die anderen wälzten sich auf dem Boden, brüllten vor Schmerz.
    »Komm, Jack.« Jemand zog mich am Ärmel. Es war Mae. »Schnell«, sagte sie. »Die Halle ist voller Methan. Wir müssen hier raus.«
    Ich zögerte, blickte noch immer auf Julia. Dann drehten wir uns um und liefen los.

7. Tag, 9.11 Uhr
    Der Hubschrauberpilot stieß die Türen auf, als wir angerannt kamen. Wir sprangen hinein. Mae sagte: »Los, weg hier!«
    Er sagte: »Ich muss Sie bitten, sich vorher anzuschnallen …«
    »Fliegen Sie schon los!«, brüllte ich.
    »Tut mir Leid, so sind die Vorschriften, und es ist zu gefährlich …«
    Schwarzer Rauch quoll aus der Tür der Energiestation, aus der wir soeben gekommen waren. Er stieg in Schwaden in den blauen Wüstenhimmel.
    Der Pilot sah das und sagte: »Festhalten!«
    Wir hoben ab und flogen Richtung Norden, in einem weiten Bogen weg vom Gebäude. Jetzt drang schon Rauch aus allen Abluftschlitzen am Dach. Ein schwarzer Schleier trieb in der Luft.
    Mae sagte: »Das Feuer verbrennt die Nanopartikel und auch die Bakterien. Keine Sorge.«
    Der Pilot fragte: »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Nach Hause.«
    Er flog nach Westen, und binnen Minuten hatten wir das Gebäude weit hinter uns gelassen. Es verschwand hinter dem Horizont. Mae hatte sich zurückgelehnt, die Augen geschlossen. Ich sagte zu ihr: »Ich hab gedacht, es würde in die Luft fliegen. Aber sie haben das Sicherheitssystem wieder eingeschaltet. Also wird das wohl nicht passieren.«
    Sie sagte nichts.
    Ich sagte: »Wieso hatten wir es denn dann so eilig, da rauszukommen? Und wo warst du überhaupt? Keiner konnte dich finden.«
    Sie sagte: »Ich war draußen, im Depot.«
    »Was hast du da gemacht?«
    »Nach Thermit gesucht.«
    »Noch welches gefunden?«
    Es gab kein Geräusch. Bloß einen gelben Lichtblitz, der sich kurz über den Wüstenhorizont ausbreitete und dann verblasste. Man hätte fast meinen können, es wäre nichts geschehen. Aber der Hubschrauber tat einen Satz, als die Druckwelle uns einholte.
    Der Pilot sagte: »Heiliger Strohsack, was war denn das?«
    »Betriebsunfall«, erwiderte ich. »Sehr bedauerlich.« Er griff nach seinem Funkgerät. »Ich mach lieber mal Meldung.«
    »Ja«, sagte ich. »Unbedingt.«
    Wir kamen weiter nach Westen, und ich sah die grüne Linie des Waldes und die sanften Ausläufer der Sierra, als wir die Grenze nach Kalifornien überflogen.

7. Tag, 23.57 Uhr
    Es ist spät.
    Fast Mitternacht. Im Haus ist es vollkommen still. Ich weiß nicht, wie alles ausgehen wird. Den Kindern ist fürchterlich schlecht, seit ich ihnen das Virus verabreicht habe, und sie übergeben sich. Ich höre, wie mein Sohn und meine Tochter in verschiedenen Badezimmern würgen. Vor einigen Minuten war ich bei ihnen, um zu überprüfen, was da hochkommt. Sie sind totenbleich im Gesicht. Ich sehe, dass sie Angst haben, weil sie wissen, dass ich Angst habe. Das mit Julia

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