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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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gesamte Chip war wie von Bächen durchzogen, ein Flussdelta en miniature. Jetzt war mir klar, wo der Staub herkam. Das waren die pulverisierten Überreste des Chips.
    »Kannst du das reparieren, Dad?«, fragte Eric. »Kannst du?«
    Was könnte die Ursache gewesen sein? Das übrige Motherboard schien in Ordnung. Der Steuerchip war intakt. Nur der Speicherchip war beschädigt. Ich war zwar kein HardwareSpezialist, aber ich hatte dennoch genug Ahnung, um kleinere Computerarbeiten durchführen zu können. Ich konnte Festplatten installieren, die Speicherkapazität erweitern, solche Sachen eben. Ich hatte auch schon mit Speicherchips zu tun gehabt, aber so etwas war mir noch nie untergekommen. Ich fand nur eine Erklärung, der Chip musste fehlerhaft gewesen sein. Diese MP3-Player wurden vermutlich mit den billigsten Einzelteilen gebaut.
    »Dad? Kriegst du ihn wieder hin?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich brauche einen neuen Chip. Ich besorg dir morgen einen.«
    »Weil sie ihn voll gesabbert hat, nicht?«
    »Nein. Ich glaube, der Chip ist fehlerhaft.«
    »Dad. Er war ein ganzes Jahr in Ordnung. Sie hat ihn voll gesabbert. Das ist gemein!«
    Wie aufs Stichwort fing das Baby an zu schreien. Ich ließ den MP3 auf der Werkbank liegen und ging zurück ins Haus. Ich sah auf meine Uhr. Ich hatte gerade noch Zeit, Amanda die Windel zu wechseln und ihren Brei zum Abendessen anzurühren, bevor der Braten aus dem Ofen musste.
    Um neun Uhr schliefen die beiden Kleinsten bereits, und das Haus war still bis auf Nicoles Stimme, die sagte- »Das hört sich ziemlich ernst an. Das hört sich ziemlich ernst an. Das hört sich … ziemlich ernst an.« Sie stand vor dem Badezimmerspiegel, starrte sich an und übte ihren Text.
    Ich hatte von Julia eine Nachricht auf der Mailbox, dass sie um acht zu Hause sein würde, aber sie hatte es nicht geschafft. Ich würde ihr nicht hinterhertelefonieren. Außerdem war ich müde, zu müde, um die Energie aufzubringen, mir ihretwegen Sorgen zu machen. Ich hatte in den vergangenen Monaten jede Menge Tricks gelernt - die meisten hingen mit dem großzügigen Einsatz von Alufolie zusammen, damit ich nicht so viel sauber machen musste -, doch nachdem ich gekocht, den Tisch gedeckt, die Kinder gesättigt, Flugzeug gespielt, damit die Kleine ihren Brei aß, den Tisch abgeräumt, den Hochstuhl abgewischt, das Baby ins Bett gebracht und dann die Küche sauber gemacht hatte, war ich trotzdem müde. Zumal das Baby den Brei immer wieder ausgespuckt und Eric die ganze Zeit gemäkelt hatte, das sei gemein, er wollte Chicken Nuggets statt Braten.
    Ich ließ mich aufs Bett fallen und schaltete den Fernseher ein.
    Es kam nur Schnee, und dann wurde mir klar, dass der DVDPlayer noch an war und die Verbindung zum Fernsehempfänger unterbrach. Ich drückte die Fernbedienung, und die Disc im Gerät wurde abgespielt. Es war Julias Präsentation, von vor einigen Tagen.
    Die Kamera bewegte sich durch die Blutbahn und ins Herz. Wieder sah ich, dass die Blutflüssigkeit nahezu farblos war, mit hüpfenden roten Blutkörperchen. Julia sprach jetzt. Sie hatte eine Audioeinspielung vom schlagenden Herzen. Die Versuchsperson auf dem Tisch lag reglos da, die Antenne dicht über dem Körper.
    »Wir verlassen jetzt die Herzkammer und sehen die Aorta vor uns … Und jetzt fahren wir durch das arterielle Gefäßsystem …«
    Sie wandte sich dem Monitor der Nanokamera zu.
    »Die Bilder, die Sie sehen, sind sehr schnell, aber wir können die Kamera bis zu einer halben Stunde lang im Kreislauf belassen, und wir können von allem, was wir sehen wollen, extrem detaillierte Aufnahmen machen. Wir können die Kamera sogar anhalten, und zwar mithilfe eines starken Magnetfeldes. Wenn wir fertig sind, leiten wir das Blut einfach durch eine Kanülenschleife um, die von einem starken Magnetfeld umgeben ist, das die Partikel heraussaugt. Und anschließend schicken wir den Patienten nach Hause.«
    Julia erschien wieder auf dem Bildschirm. »Die Xymos-Technologie ist ungefährlich, zuverlässig und extrem einfach zu handhaben. Es ist kein speziell ausgebildetes Personal erforderlich; jede Krankenschwester oder MTA kann sie bedienen. Allein in den Vereinigten Staaten sterben jedes Jahr eine Million Menschen an Gefäßerkrankungen. Über dreißig Millionen leiden an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die kommerziellen Möglichkeiten dieser Bildtechnologie sind enorm. Weil sie schmerzlos, einfach und ungefährlich ist, wird sie andere Techniken wie CAT Scans und die

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