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Beute

Beute

Titel: Beute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Angiografie ersetzen und zum Standardverfahren werden. Wir werden die Nanokameras, die Antennen und Monitorsysteme vermarkten. Die Kosten für eine Untersuchung mit unserer Methode liegen bei nur zwanzig Dollar. Im Vergleich dazu belaufen sich bei gewissen Gentechnologien die Kosten pro Untersuchung gegenwärtig auf zwei-bis dreitausend Dollar. Doch selbst bei lediglich zwanzig Dollar erwarten wir schon im ersten Jahr weltweite Einnahmen von bis zu vierhundert Millionen Dollar. Und sobald sich die Methode durchgesetzt hat, werden sich diese Zahlen verdreifachen. Es geht hier um eine Technologie, die eins Komma zwei Milliarden Dollar im Jahr abwirft. Wenn Sie jetzt noch Fragen haben …«
    Ich gähnte und schaltete den Fernseher aus. Es war beeindruckend, und ihre Argumente waren überzeugend. Ich konnte gar nicht verstehen, warum Xymos Probleme hatte, die Finanzierung für die nächste Runde sicherzustellen. Investoren müssten sich doch die Finger danach lecken.
    Aber vielleicht gab es gar keine Probleme. Vielleicht schob Julia die Finanzierungskrise nur vor, um jeden Abend spät nach Hause kommen zu können. Aus ganz persönlichen Gründen.
    Ich machte das Licht aus. Als ich im Bett lag und im Dunkeln an die Decke starrte, schossen mir flüchtige Bilder durch den Kopf. Julias Oberschenkel, über dem Bein eines anderen Mannes. Julias durchgedrückter Rücken. Julia, die schwer atmete, die Muskeln angespannt. Ihre Hand, die nach oben griff, um gegen das Kopfende des Bettes zu drücken. Ich konnte die Bilder einfach nicht verscheuchen.
    Schließlich stand ich auf und sah nach den Kindern. Nicole war noch auf und schrieb E-Mails an ihre Freundinnen. Ich sagte ihr, es sei Zeit, das Licht auszumachen. Eric hatte seine Bettdecke weggetreten. Ich zog sie wieder hoch. Amanda war noch immer violett, aber sie schlief tief und fest, ihr Atem sanft und regelmäßig.
    Ich ging wieder ins Bett. Ich zwang mich, an etwas anderes zu denken, um endlich einzuschlafen. Ich warf mich hin und her, drehte mich von einer Seite auf die andere, rückte das Kopfkissen zurecht, stand auf, um ein Glas Milch zu trinken und Plätzchen zu essen. Schließlich und endlich fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
    Und ich hatte einen sehr merkwürdigen Traum.
    Irgendwann in der Nacht drehte ich mich um und sah Julia neben dem Bett stehen und sich ausziehen. Sie bewegte sich langsam, als wäre sie müde oder ganz verträumt, während sie ihre Bluse aufknöpfte. Sie stand von mir abgewandt, aber ich konnte ihr Gesicht im Spiegel sehen. Sie sah wunderschön aus, fast königlich. Ihre Gesichtszüge wirkten wie gemeißelt, stärker als ich es in Erinnerung hatte, aber vielleicht lag es am Licht.
    Ich hatte die Augen nur halb geöffnet. Sie sah nicht, dass ich wach war. Sie knöpfte sich weiter die Bluse auf. Ihre Lippen bewegten sich, als würde sie irgendetwas flüstern oder beten. Ihre Augen wirkten leer, gedankenverloren.
    Und während ich sie betrachtete, wurden ihre Lippen auf einmal dunkelrot und dann schwarz. Aber sie schien es nicht zu bemerken. Die Schwärze floss von ihrem Mund über die Wangen und die untere Gesichtshälfte und dann auf ihren Hals. Ich hielt den Atem an. Ich spürte eine große Gefahr. Die Schwärze strömte nun als breites Tuch an ihrem Körper hinab, bis sie ganz bedeckt war, wie von einem Umhang. Nur die obere Hälfte ihres Gesichts blieb frei. Ihre Miene war gelassen, ja, Julia wirkte entrückt, starrte einfach ins Leere, während sich ihre dunklen Lippen leise bewegten. Bei ihrem Anblick drang mir eine Kälte tief in die Knochen. Dann, einen Moment später, glitt das schwarze Tuch auf den Boden und verschwand.
    Julia, wieder normal, zog sich die Bluse aus und ging ins Bad.
    Ich wollte aufstehen und ihr folgen, aber ich konnte meinen Körper nicht bewegen. Eine schwere Müdigkeit hielt mich fest, lähmte mich förmlich. Ich war so erschöpft, dass ich kaum noch atmen konnte. Dieses bleierne Müdigkeitsgefühl nahm rasch zu und überwältigte mein waches Bewusstsein. Es war wie eine nahende Ohnmacht, ich schloss die Augen und schlief ein.

4. Tag, 6.40 Uhr
    Am nächsten Tag war mir der Traum noch in Erinnerung, lebhaft und beunruhigend. Er kam mir ausgesprochen real vor, überhaupt nicht wie ein Traum.
    Julia war schon auf. Ich stieg aus dem Bett und ging zu der Stelle, wo ich sie in der Nacht gesehen hatte. Ich blickte auf den Teppich, den Nachttisch, die zerwühlten Laken und das Kopfkissen. Alles war normal, nichts anders als

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