Beutewelt 04 - Die Gegenrevolution
jetzt ein Nickerchen machen!“, brummte der junge Mann und lehnte seinen Kopf gegen die Scheibe der Beifahrertür des Autos, das sie langsam wieder zurück nach Minsk brachte.
„Aber der Einmarsch in Weißrussland und Litauen war doch für Ende des Monats geplant, oder?“, bemerkte ein grauhaariger Herr am Ende des großen Tisches.
„Ja, aber wir werden umdisponieren!“, erklärte der Vorsitzende des Rates der Weisen.
„Es droht ein Bürgerkrieg im Iran! Unser Sub-Gouverneur wird dort zunehmend von den Rebellen unter Druck gesetzt!“, fügte der Weltpräsident hinzu.
„Was heißt das denn jetzt?“, hörte er neben sich.
„Das heißt, dass wir vorerst GCF-Truppenverbände aus dem russischen Teil in den Iran verlegen müssen. Wenn die Lage dort eskaliert, dann ist das etwas anderes, als wenn ein paar Palästinenser im Gazastreifen Steine werfen!“, donnerte das Oberhaupt des Weltverbundes.
Der Vorsitzende des Rates nickte zustimmend. Dann fuhr der Weltpräsident fort: „Diesen Emporkömmling Tschistokjow und seine lächerliche Bande können wir auch noch in den nächsten Monaten erledigen. Zudem haben wir es doch schon in der letzten Sitzung durchgesprochen. Wir werden jetzt die Ideologie des Kollektivismus vor allem in Russland, aber auch in anderen Ländern, verbreiten und durch einen unserer Leute vertreten lassen. Das wird Tschistokjow schnell den Wind aus den Segeln nehmen und zugleich die Gefahr von wirklichen Aufständen in Russland minimieren!“
„Und davon versprechen Sie sich so einen Erfolg?“, wollte der Inhaber eines Medienkonzerns wissen.
Der Vorsitzende musterte ihn mit vielsagender Miene und erwiderte: „Ich denke auch, dass diese Methode gerade bei Leuten wie Tschistokjow wesentlich erfolgsversprechender ist als GCF-Truppen, die alles zusammenschießen.
Wir werden die Armen und die einzelnen Volksschichten gegeneinander aufhetzen, so dass sie sich mit all ihrem Hass bekämpfen. Das hat früher funktioniert und das wird es auch heute!“
„Was ist mit Matsumoto? Dieser Kerl hat heute Morgen dem Weltverbund gedroht, die Insel Sakhalin und andere Teile Sibiriens mit Truppen zu besetzen, wenn wir Weißrussland angreifen!“, bemerkte einer der Herren.
„Er wird nichts machen. Ich glaube kaum, dass er in Sibirien einmarschieren und damit einen Krieg außerhalb seiner verfluchten Inseln riskieren wird! Um Weißrussland zu helfen? Einem so kleinen Land? Er versucht lediglich mit den Muskeln zu spielen, das ist alles!“, brummte der Vorsitzende des Rates der 13.
Der Weltpräsident setzte ein selbstgerechtes Grinsen auf und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. Dann sprach er: „Liebe Brüder, jetzt lassen wir mal Weißrussland und Litauen links liegen und widmen uns wichtigeren Dingen. Beispielsweise der Massenregistrierung durch unsere Implantationschips. Wie sehen Sie die Gesamtentwicklung der Operation, meine Herren?“
Der Vorsitzende des Rates blickte die um ihn Versammelten mit ernster Miene an und wartete auf Antworten. Ein Mann in feinem Zwirn hob seine Hand zu einer Wortmeldung …
Artur Tschistokjow war kurzzeitig nach Minsk zurückgekehrt und hatte einige wichtige Regierungsangelegenheiten geklärt. Er wunderte sich, dass bisher keine GCF-Truppen an den Grenzen seines Landes zusammengezogen worden waren. Zudem hielt sich die ausländische Medienhetze gegen ihn auch weiterhin in Grenzen.
Der Mai neigte sich mittlerweile seinem Ende zu. Seit vier Monaten war der Anführer der Rus bereits in Weißrussland und Litauen an der Macht und von einem geplanten Militärschlag gegen seine Herrschaft war bisher nichts zu sehen. Er rätselte vor sich hin. Selbst eine kleine GCF-Armee hätte sein winziges Land wie eine Wanze zerquetschen können, doch es war gespenstisch ruhig geblieben.
So schätzte er sich einfach glücklich über diese Tatsache, unternahm alles, um Weißrussland mit seinen beschränkten Mitteln wieder aufzubauen und versuchte, die Rebellion gegen das Weltversklavungssystem über die Grenzen seines kleinen Herrschaftsbereiches auszudehnen. Er machte unbeirrt weiter. So wie er es immer getan hatte.
Lettland wurde von der Freiheitsbewegung der Rus als nächstes Ziel für einen politischen Umsturz ausgesucht. Frank, Alf, Sven und mehrere tausend Mitstreiter überschwemmten das Land täglich mit Werbematerial und nahmen an einer Massendemonstration in Liepaja teil. Hier versammelten sich 20.000 Menschen unter dem Banner des Drachenkopfes und
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