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Beverly Barton, Hexenopfer

Beverly Barton, Hexenopfer

Titel: Beverly Barton, Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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verstreichen lassen, wusste er, was er zu tun hatte. Er hatte nie ein Opfer in der Nähe seines Wohnortes getötet, aber in diesem Fall würde ihm nichts anderes übrig bleiben. Esther war im Keller, gefesselt, geknebelt, sediert, und wartete auf seine Rückkehr. Er wagte nicht, sie zu verlegen. Wenn Butler so schlau war, wie er glaubte, würde er Wachhunde ausschicken, die seine drei Hauptverdächtigen im Auge behielten. Da das wahrscheinlich der Fall war, blieb ihm keine andere Wahl, als Esther im Keller zu opfern. Das Morgenlicht könnte er durch die beiden kleinen Oberlichter in dem Bereich sehen, in dem er den Altar aufgestellt hatte.
    Vielleicht dauerte es Wochen, wenn nicht sogar Monate, bis man Esthers Leiche im Keller entdecken würde. Dann wäre es einerlei. Bis dahin wäre er unbesiegbar, mächtiger noch als in seinen wildesten Träumen. Sobald er Genevieve Madocs Herz herausgeschnitten und verschlungen hätte, würden ihre Kräfte ihm gehören. Niemand auf dieser Erde wäre ihm gleich. Nur göttliche Geister wären seiner ebenbürtig.
    Du wärst so stolz auf mich, Mutter. Dein böser, böser kleiner Junge wird das mächtigste Geschöpf der Welt. Wenn du doch noch leben würdest, um diesen ruhmreichen Tag zu sehen.
    Genny schrie. Jazzy sprang von ihrem Stuhl, auf dem sie geschlafen hatte, und eilte an Gennys Seite. Sie lag mit geschlossenen Augen da, ihr Körper starr wie ein Schürhaken. Und sie hörte nicht auf zu schreien. Eine pummelige, blonde Krankenschwester stürmte ins Zimmer und versuchte Genny zu wecken, aber ohne Erfolg. Die Schreie weckten alle auf dem Flur. Gegen Jazzys Protest verabreichte die Krankenschwester Genny eine Spritze.
    »Nur ein Sedativum, um sie zu beruhigen«, erläuterte die Schwester.
    »Sie braucht kein Sedativum, verdammt«, sagte Jazzy. »Sie muss wach werden.«
    Die Schreie dauerten noch ein paar Minuten an, dann begann Genny zu weinen und zu stöhnen. Sie warf sich im Bett hin und her, als würde sie gegen einen Dämonen ankämpfen.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte die junge Krankenschwester.
    »Ich schon«, murmelte Jazzy.
    »Ich werde Dr. Rawlins anrufen.«
    »Er wird ihr nicht helfen können.«
    Jazzy setzte sich auf das Bett, packte Genny an den Schultern und hielt sie fest, als sie sich wehrte. »Komm zurück, Genny. Du bist zu tief drin. Wo immer du bist, da ist es gefährlich für dich. Lass ihn nicht gewinnen. Wage ja nicht, ihn gewinnen zu lassen!«
    Genny setzte sich noch eine Weile zur Wehr, dann wurde sie ruhig und begann, normal zu atmen. Ihre Augenlider flatterten und öffneten sich.
    »Ruf Jacob an«, flüsterte Genny. »Er hat Esther schon umgebracht. Ich konnte sie deutlich erkennen. Sie lag auf einer verschlissenen Chaiselongue. Und das Schwert … das Schwert schnitt durch ihr Fleisch. Blut. So viel Blut.«
    Jazzy warf einen Blick auf die geschlossenen Jalousien in Gennys Zimmer. Sie trat ans Fenster und öffnete sie. Der schwache, rosafarbene Schimmer des Morgenlichts erhellte den dunklen Himmel.

27
    Er hatte gewartet, bis der Polizist, der sein Haus beobachtete, um sieben Uhr wegfuhr. Offensichtlich hatte er die Anweisung gehabt, bis weit nach Tagesanbruch zu bleiben. Niemand, weder der Polizist, der die ganze Nacht Wache gehalten hatte, noch der Sheriff oder der Suchtrupp wusste, dass er Esther Stowe bereits geopfert hatte, unten im Keller. Alles war nach Plan gelaufen. Er bedauerte nur, dass er nicht gewagt hatte, Esther schreien zu lassen. Jemand hätte sie hören können.
    Er behielt Mantel und Hut an und hatte einen Schal um die untere Gesichtshälfte geschlungen, als er das Krankenhaus durch die Notaufnahme betrat. Anfang der Woche hatte er sich die Zeit genommen, die Eingänge zu überprüfen, festzustellen, wo die Wachen aufgestellt waren, und nachzusehen, welche Türen nachts geschlossen waren und wann genau sie am Morgen geöffnet wurden. Der einzige Zugang, der vierundzwanzig Stunden am Tag offen stand, waren die automatischen Doppeltüren, die von der Auffahrt für Rettungswagen in den Warteraum der Notaufnahme führten.
    Im Wartezimmer hielten sich nur zwei Menschen auf, aber beide beachteten ihn kaum, als er vorbei ging, um in den langen Flur zu den Aufzügen zu gelangen. Er schaute auf seine Armbanduhr. Er musste zu Gennys Zimmer kommen und sie aus dem Krankenhaus holen, bevor Dallas Sloan zum Frühstück eintraf. Vielleicht würde Sloan ja an diesem Morgen nicht auftauchen, da sich der FBI-Agent wahrscheinlich der

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