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Beverly Barton, Hexenopfer

Beverly Barton, Hexenopfer

Titel: Beverly Barton, Hexenopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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wusste, dass sein Beschützerinstinkt automatisch eingesetzt hatte. Der Hund, den sie als Welpen bekommen hatte, betrachtete sich als ihr Leibwächter. Drudwyn war, ebenso wie sie selbst, aufgrund seines Erbes einzigartig – er entstammte der Verbindung zwischen einem Wolf und einer deutschen Mischung aus Schäferhund und Labrador. Gennys Vorfahren setzten sich aus Schotten, Iren, Engländern und Cherokee zusammen, was in dieser Gegend nicht einmal ungewöhnlich war, doch die Gabe des Zweiten Gesichts, das sie von ihrer Großmutter geerbt hatte, war es auf jeden Fall.
    Während sie im Bett lag und darauf wartete, wieder zu Kräften zu kommen, musste sie unwillkürlich an die Vision denken, die sie gehabt hatte. Irgendwo da draußen war eine junge Frau ermordet worden. Genny war sich absolut sicher. Sie hatte das Gesicht des Mädchens nicht gesehen, nur ihren makellosen nackten Körper und das wuchtige Schwert, das sie aufgeschlitzt hatte wie eine reife Melone. Galle stieg aus Gennys Magen auf und brannte sich einen Weg durch ihre Speiseröhre hinauf in die Kehle.
    Bitte nicht, mir darf nicht schlecht werden. Jetzt nicht. Ich bin zu schwach, um aus dem Bett zu kriechen. Mit aller Willenskraft bezwang sie die Übelkeit.
    Wer konnte eine solche Freveltat begangen haben? Welches Scheusal würde einen Menschen opfern?
    Ihr Vetter Jacob hatte erwähnt, dass es in der Umgebung ein paar Tieropfer gegeben habe – insgesamt vier seit Thanksgiving. Waren sie nichts weiter als Vorboten für die Tötung eines Menschen gewesen?
    Nachdem sie Jazzy angerufen und um Hilfe gebeten hatte, würde sie Jacob anrufen. Er würde der Frau nicht mehr helfen können, doch als County-Sheriff wäre es seine Aufgabe, den Mord zu untersuchen.
    Was willst du ihm sagen?, fragte sich Genny. Wenn du ihm erklärst, dass du wieder eine Vision hattest, nur dass sie diesmal viel grauenhafter war als alle bisherigen, wird er es verstehen. Er ist mit dir verwandt. Er wird deine Vision nicht als bloßen Traum abtun.
    Eine Viertelstunde später zwang sich Genny, auf die Bettkante zu rutschen. Sie nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte Jazzys Nummer. Das Telefon klingelte fünf Mal, bevor eine barsche Stimme antwortete.
    »Wer zum Teufel ruft zu dieser unchristlichen Zeit an?«
    »Jazzy?«
    »Genny, bist du das?«
    »Ja. Bitte …«
    »Bin schon unterwegs. Bleib, wo du bist.«
    »Danke.«
    Sobald sie das Feizeichen vernahm, tippte Genny Jacobs Privatnummer ein. Er nahm beim zweiten Klingeln ab. Ihr Vetter war ein Frühaufsteher wie sie und bereitete wahrscheinlich gerade sein Frühstück zu.
    »Butler«, sagte er ruppig in tiefem Bariton.
    »Jacob, Genny hier. Bitte, komm zu mir nach Hause … auf der Stelle.«
    »Was ist los?«
    »Ich hatte einen Traum … eine meiner Visionen.«
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Nein, aber das wird schon wieder. Ich habe Jazzy angerufen. Sie wird bald hier sein. Aber ich muss dir erzählen …« Plötzlich versagte ihr die Stimme.
    »Was?«
    Sie räusperte sich. »Jemand ist ermordet worden. Eine junge Frau. Ich bin mir sicher, dass du ihre Leiche im Cedar Tree Forest finden wirst, nicht weit von hier. Ich habe … mit den Augen des Mörders gesehen … ich habe gesehen …« Sie holte tief Luft. »Er hat den Sonnenaufgang über Scotsman’s Bluff gesehen.«
    »Bist du dir sicher, Genny? Bist du überzeugt, dass es kein Albtraum war?«
    »Ja. Es ist zu spät, um sie zu retten, aber du kannst ihre Leiche suchen und vielleicht Beweise dafür finden, wer sie umgebracht hat – wenn du dich beeilst. Ich glaube, ich kann dich genau zu der Stelle führen.«
    »Ach du Scheiße …«, murmelte Jacob fast unhörbar.
    »Jacob?«
    »Hm?«
    »Er hat sie auf eine Art Altar gebunden und geopfert. Ich … ich glaube, er hat ihr Blut getrunken.«
    »Verdammter Hurensohn.«

1
    Teri Nash, Special Agent des FBI, warf einen Blick auf das Fax in ihrer Hand. Ein Brief und ein Foto. Während sie darauf wartete, dass Dallas aus der Dusche kam, hatte sie sich an seinen unordentlichen Schreibtisch in der Ecke des Wohnzimmers gesetzt. Das Fax war eingegangen, als sie sich gerade einen Gin Tonic genehmigte. Dallas und sie hatten seit Jahren keine Beziehung mehr, und eigentlich war sie mit einem Profiler vom FBI liiert, aber Dallas war noch immer ein guter Freund. Seit dem Tod seiner Nichte vor acht Monaten hatte sie versucht, ihren verflossenen Liebhaber im Auge zu behalten. Obwohl er mit dem brutalen Mord an Brooke so umgegangen war

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