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Bevor ich sterbe

Bevor ich sterbe

Titel: Bevor ich sterbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Downham
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»Vielleicht jemand wie ich.«
    Als ich in den Spiegel schaue, ist es toll, wie anders ich aussehe – großäugig, gefährlich. Aufregend ist das, so als wäre alles möglich. Sogar meine Haare sehen gut aus, eher theatralisch kurz geschoren als frisch nachgewachsen. Wir betrachten uns, nebeneinander, ehe sie mich vom Spiegel wegführt und aufs Bett setzt. Dann holt sie mein Make-up-Körbchen vom Schminktisch und setzt sich neben mich. Ich konzentriere mich auf ihr Gesicht, während sie sich Grundierung auf den Finger schmiert und mir auf die Wangen tupft. Sie ist sehr blass und sehr blond und sieht mit ihrer Akne irgendwie wild aus. Ich hatte noch nie im Leben einen Pickel. Was bin ich doch für ein Glückspilz.
    Sie umrandet meinen Mund mit Lipliner und malt ihn mit Lippenstift aus, findet Wimperntusche und sagt mir, dass ich sie ansehen soll. Ich versuche mir vorzustellen, wie es wohl sein mag, sie zu sein. Das mach ich oft, aber ich krieg es nie richtig in
den Kopf rein. Als sie mich wieder vor den Spiegel stellt, glitzre ich. Ein bisschen wie sie.
    »Wo willst du hin?«, fragt sie.
    Es gibt so viele Möglichkeiten. Der Pub. Ein Club. Eine Party. Ich will einen großen dunklen Raum, in dem man sich kaum bewegen kann, so eng reiben sich Leiber aneinander. Ich will tausend Songs wahnsinnig laut gespielt hören. Ich will tanzen, und zwar so schnell, dass meine Haare lang genug wachsen, um draufzutreten. Ich will, dass meine Stimme das Bassdröhnen wie Donnerhall übertönt. Mir soll so heiß werden, dass ich im Mund auf Eis rumbeißen muss.
    »Gehen wir tanzen«, sage ich. »Los, komm, wir reißen Jungs zum Vernaschen auf.«
    »Geht klar.« Zoey hebt ihre Handtasche auf und führt mich aus meinem Zimmer.
    Dad kommt aus dem Wohnzimmer und halb die Treppe hoch. Er tut, als wäre er auf dem Weg zum Klo, und stellt sich ganz überrascht, uns zu sehen.
    »Du bist auf!«, sagt er. »Ein Wunder ist geschehen!« Widerstrebend zollt er Zoey Anerkennung. »Wie hast du das geschafft?«
    Zoey lächelt den Fußboden an. »Sie hatte nur einen kleinen Anreiz nötig.«
    »Und der wäre?«
    Ich lehne mich auf eine Hüfte und sehe ihm in die Augen. »Zoey geht mit mir Pole Dancing.«
    »Sehr komisch«, sagt er.
    »Nein, echt.«
    Er schüttelt den Kopf und reibt sich mit einer Hand in Kreisen über den Bauch. In seiner Hilflosigkeit tut er mir leid.
    »Na gut«, sage ich, »wir gehen tanzen.«
    Er schaut auf seine Uhr, als ob die ihm was Neues verraten würde.

    »Ich pass auf sie auf«, sagt Zoey. Sie hört sich so liebenswürdig und vernünftig an, dass ich ihr beinahe glauben könnte.
    »Nein«, sagt er. »Sie muss sich ausruhen. Clubs sind doch laut und verraucht.«
    »Wenn sie sich ausruhen muss, warum haben Sie mich dann angerufen?«
    »Ich wollte, dass du mit ihr sprichst, sie nicht wegschleifst!«
    »Keine Sorge«, sagt sie lachend. »Ich bring sie Ihnen wieder.«
    Ich spüre, wie mich die ganze Fröhlichkeit verlässt, weil ich weiß, dass Dad recht hat. Wenn ich echt in einen Club gehen würde, müsste ich danach eine Woche lang schlafen. Immer, wenn ich zu viel Energie verbrauche, muss ich dafür bezahlen.
    »Ist schon gut«, sage ich. »Das macht nichts.«
    Zoey packt meinen Arm und zerrt mich hinter sich her die Treppe runter. »Ich hab das Auto von meiner Mutter«, verkündet sie. »Bis um drei bring ich sie nach Hause.«
    Mein Dad sagt ihr Nein, das ist zu spät; er sagt ihr, sie soll mich bis Mitternacht zu Hause absetzen. Das wiederholt er noch ein paarmal, während Zoey meine Jacke aus dem Flurschrank holt. Als wir zur Haustür rausgehen, verabschiede ich mich laut, aber er antwortet nicht. Zoey zieht die Tür hinter uns zu.
    »Mitternacht ist okay«, sage ich ihr.
    Sie dreht sich noch auf der Türschwelle zu mir um. »Jetzt hör mal zu, Mädchen, wenn du das hier richtig machen willst, wirst du lernen müssen, dich an keine Regeln zu halten.«
    »Ich hab nichts dagegen, bis Mitternacht wiederzukommen. Sonst macht er sich nur Sorgen.«
    »Soll er doch – egal. Jemand wie du hat keine Konsequenzen zu befürchten!«
    So hab ich das noch nie gesehen.

DREI
    N atürlich kommen wir in den Club. An Samstagsabenden sind nie genug Mädels für alle am Start, und Zoey hat eine tolle Figur. Den Türstehern läuft das Wasser im Mund zusammen, während sie uns an den Anfang der Schlange durchwinken. Sie wiegt sich für sie in den Hüften, während wir durch die Tür gehen, und die Blicke von ihnen folgen uns durchs Foyer zur

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