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Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition)

Titel: Bevor mir der Tod die Augen schließt (Ein-Linnea-Kirkegaard-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Vad Bruun , Benni Bødker
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indem sie mehrfach außerhalb ihres eigentlichen Spezialgebietes, der Forensischen Anthropologie als Vertretung gearbeitet hatte, denn der Institutsleiter, Professor Morewski, hatte sie unter seine Fittiche genommen. Sie zweifelte auch nicht daran, dass er vor einigen Monaten die feste Stelle bei der Abteilung für Forensische Anthropologie für sie durchgesetzt hatte, und es war eine große Erleichterung gewesen, wieder in ihrem ursprünglichen Fach arbeiten zu können. Außerdem fühlte sie sich erstaunlich wohl dabei, immer noch in Kopenhagen zu sein.
    Das Gefühl, anders zu sein, würde sie aber wohl nie ganz loswerden. Nicht selten stand sie ratlos daneben, wenn ihre Kollegen vergnügt über irgendeine witzige Bemerkung glucksten. Außerdem war die Arbeit mit der Forensischen Anthropologie in Dänemark ganz anders. Viel mehr Archäologie und weniger Arbeit im Feld. Sie hatte an der Stanford University und der University of Oklahoma studiert und sich mittlerweile einen Ruf als eine der führenden forensischen Expertinnen auf ihrem Gebiet erarbeitet. Ein Go-to girl, selbst in den USA . Dort hatte man sie »die Knochenfrau« oder »die Skelettdame« getauft – an jedem neuen Arbeitsplatz bekam sie neue charmante Spitznamen.
    Linnea ging zu dem kriminaltechnischen Fotograf und deutete zwischen die Beine des Toten. Sein Geschlecht war zusammengeschrumpft und bläulich verfärbt, aber ob das an der Kälte lag oder an den Misshandlungen, ließ sich nicht vor Ort feststellen, und so gab sie dem Fotografen mit einem Nicken zu verstehen, dass er es ebenfalls dokumentieren sollte.
    »Hilf mir mal, ihn umzudrehen«, bat sie ihn.
    Sie packte den Oberkörper, während der Fotograf die Leiche unter den Knien anhob. Mit vereinten Kräften konnten sie den toten Körper auf die Seite drehen, doch dann entglitt er dem Fotografen und sackte auf den Rücken zurück, und Linnea fluchte leise und hoffte inständig, dass sie keine Schäden verursacht hatten.
    »Entschuldigung«, murmelte der Fotograf.
    »Er ist tot und wird dich nicht beißen, also pack ruhig ordentlich zu.«
    Diesmal gelang es ihnen, das Mordopfer ganz umzudrehen, so dass es jetzt auf dem Bauch lag und über dem Eis zu schweben schien, da die Glieder durch die Leichenstarre und den Frost steif geworden waren. Es sah aus, als wäre der Tote plötzlich zum Leben erweckt worden und würde in verkrampfter Haltung über das Eis krabbeln. Der Fotograf blickte Linnea fragend an und machte dann weitere Aufnahmen. Unter der linken Achselhöhle hatte der Tote eine Tätowierung, deren verschlungenes Muster zunächst an ein Tribal erinnerte, doch als Linnea sich hinunterbeugte, um es genauer zu betrachten, erinnerte es sie mehr an die Zeichnung irgendeines Fossils. Eine Meeresschnecke vielleicht. Sie wies den Fotografen an, das Tattoo aufzunehmen. Danach überließ er Linnea ihrer Arbeit.
    Für sie war es reine Routine, und sie führte ihre Arbeit aus, ohne sich von dem immer hektischeren Treiben um sie herum und an dem schneebedeckten Strand stören zu lassen. Inzwischen war ein weiterer Wagen vom Kriminaltechnischen Center angekommen, und mehrere neue Fotografen dokumentierten die Schleifspuren auf dem Eis und in den Umkleidekabinen. Ausgehend von den Blutspuren und -tropfen konnten die Kriminaltechniker mit ein wenig Glück die Richtung analysieren, aus der das Blut gekommen war, und daraus ablesen, wo sich der Angreifer befunden hatte und wo das Opfer. Zusammen mit ihren vorläufigen Funden würde sich daraus möglicherweise ein Bild des Tathergangs ergeben.
    Und je schneller er feststand, desto schneller konnten die Ermittler den Täter einkreisen.
    *
    Golf von Aden, 14 . November 2010
    »Wir hatten einen Notruf empfangen, also beschlossen wir, einzugreifen. Die ganze letzte Woche waren wir ihnen gefolgt, doch als wir uns schließlich näherten, konnten wir niemanden an Deck sehen, weder Besatzungsmitglieder noch Piraten.«
    Ermutigend nickte Warwick dem Mann zu, der vor ihm auf der Brücke stand. Es war schwer, sich nicht von seiner hektischen Art anstecken zu lassen. »Kapitän zur See T. P. Eskildsen« war auf seinem Schild zu lesen, und auf den Schultern seines hellen Khakihemdes markierten vier goldene Streifen seinen Dienstrang. Er war der Kommandeur der L 17  Esbern Snare, eines der Mehrzweck-Unterstützungsschiffe der Marine, das ein gutes Stück achtern des Containerschiffs vor Anker lag und den dänischen Beitrag zur NATO -Marine-Mission »Operation Ocean

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