Bewegungswissenschaft
Sie die wesentlichen Arbeitsschritte der quantitativen Auswertung des EMG-Signals.
Aus welchen Gründen gestalten sich die Registrierung, die Auswertung und die Interpretation der Oberflächenelektromyogramme als relativ schwierig und zeitaufwändig?
Welche Bewegungsphänomene können mit der Hoffmann-Reflex-Methode analysiert werden?
Wie wird der Hoffmann-Reflex registriert und bewertet?
Lektion 12
Widerspruchsfreie Theorie der widersprüchlichen Wirklichkeit – Wie sieht die biomechanische Theorie- und Modellbildung aus?
In den letzten Jahren greifen Biomechaniker und Ingenieure zur Optimierung der Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens und des Sports vermehrt auf biomechanische Theorien, Befunde und Modellierungen zurück. Ein bekannter Hersteller von Sportschuhen wirbt auf seinen Schuhkartons ebenso wie ein führender Mountainbikeversender in seinem Verkaufskatalog oder eine süddeutsche Automobilfirma auf ihrer Homepage mit neuesten biomechanischen Kenntnissen und beeindruckenden Computersimulationen alltäglicher und sporttypischer Bewegungen. Vertraut wird komplexen mathematischen Muskel-, Gelenk- und Schwabbelmassenmodellen, die beim Tennisspielen, Joggen, Radfahren oder Autofahren die auftretenden Kraft-, Druck-, Zug- und Biegebeanspruchungen des menschlichen Bewegungsapparats simulieren. Die Befunde dienen der Weiterentwicklung von Sportschuhen, Mountainbikes oder Personenkraftwagen.
Die biomechanische Theorie- und Modellbildung erlebt in der Bewegungswissenschaft des Sports seit einigen Jahren einen markanten Aufschwung und eine zunehmende Ausdifferenzierung. Für Sportpraktiker von besonderem Interesse sind die biomechanischen Prinzipien von H OCHMUTH (1982), die den Wissensstand über die biomechanische Zweckmäßigkeit sporttypischer Bewegungen bündeln. Ein bedeutsames Mittel der Gewinnung und der Vermittlung von Kenntnissen über sporttypische Bewegungen und Leistungen stellen biomechanische Modelle dar. In der sportwissenschaftlichen Bewegungswissenschaft beschränken sich biomechanische Modellierungen anfänglich auf die Anwendung allgemeiner mechanischer Gesetze und einfacher, starrer Körpersegmentmodelle, ohne den Biosanteil lebender Systeme angemessen zu berücksichtigen. Moderne, computergestützte Modellierungen ziehen vermehrt die speziellen biologischen Eigenschaften des menschlichen Körpers in Betracht. Der praktische Nutzen der biomechanischen Theorie- und Modellbildung schlägt sich nicht nur im Leistungssport, sondern auch im Breitensport, in der Sportmedizin, der Orthopädie, der Prävention, der Rehabilitation und der Arbeitswissenschaft nieder.
1 Was ist von dieser Lektion zu erwarten?
Lektion 12 des vorliegenden Lehrbuchs Bewegungswissenschaft greift die in der deutschsprachigen Sportwissenschaft weit verbreiteten, sportartenübergreifenden biomechanischen Prinzipien von H OCHMUTH (1982) und die biomechanische Modellmethode nach B ALLREICH und B AUMANN (1982, 1996) auf. Kapitel 2 erklärt die biomechanischen Grundbegriffe Gesetz, Prinzip, Modell, Modellierung und Simulation. Anschließend veranschaulicht Kapitel 3 an sportpraktischen Beispielen die biomechanischen Leitsätze und Überlegungen von H OCHMUTH , wie sporttypische Bewegungen unter Ausnutzung der mechanischen Gesetze und der biologischen Besonderheiten des Menschen optimal ausgeführt werden sollten.
Kapitel 4 thematisiert die biomechanische Modellmethode, die das motorische Verhalten, den Körperbau und die organismischen Materialeigenschaften des sporttreibenden Menschen in den Blick nimmt. Realitätsnah modelliert, simuliert und analysiert werden sportartspezifische Bewegungstechniken, nicht direkt messbare Bewegungsdetails, potenzielle biomechanische Einflussfaktoren, individuelle Defizite disziplinspezifischer Fertigkeiten, gefährliche Systemzustände und spezielle Eigenschaften von Sportgeräten oder Sportschuhen (Kap. 4.1). Die grundlegenden Arbeitsschritte der biomechanischen Modellkonstruktion bespricht Kapitel 4.2 an verschiedenen Beispielen aus dem Sport. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Inhalte und Probleme der biomechanischen Theorie- und Modellbildung findet der Leser in Kapitel 5.
2 Welche Begriffe sind grundlegend?
Gesetze beschreiben den allgemeinen, objektiven Zusammenhang zwischen messbaren Kenngrößen. Physikalisch-mechanische Gesetze leiten Naturwissenschaftler aus der Erfahrung ab (z. B. Experimente). Sie gelten gleichermaßen für alle Lebewesen und die unbelebte Natur. Die
Weitere Kostenlose Bücher