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Bewegungswissenschaft

Bewegungswissenschaft

Titel: Bewegungswissenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wollny
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sportlicher Techniken, Prinzipien im strengen Sinne allgemeingültiger Grundsätze sind es nicht“ (B AUMANN , 1989, S. 98). Zu berücksichtigen sind weitere relevante biomechanische Prinzipien wie das „Gesetz des vorgedehnten Muskels“ (W IEMANN , 1984).
    Tab. 17: Gruppen strukturverwandter Bewegungsverläufe (mod. nach H OCHMUTH , 1982, S. 150)
    Abdruck, Absprung, Abwurf oder Abstoß von starren Widerlagern
(leichtathletische Sprünge, Abwurf beim Speer​wurf, Abstoß beim
Kugelstoßen usw.)
Abdruck oder Absprung von elastischen Widerlagern
(Absprung vom Reuterbrett oder Trampolin usw.)
Drehung im freien Flug oder Fall
(Salto oder Schraube beim Gerätturnen und Wasserspringen usw.)
Drehung um feste oder elastische Achsenebenen unter Einwirkung der Schwerkraft
(Reck-, Ring-, Barrenübungen usw.)
Abstoß vom Wasser bei zyklischen Bewegungen
(Brustschwimmen, Rudern, Paddeln usw.)
Vorder- und Hinterstütze mit Flug- oder Gleitphase bei zyklischen Bewegungen
(Laufen, Skilanglauf usw.)
Kontinuierlicher Antrieb durch Pedaltreten
(Disziplinen des Radsports)
    1. Prinzip des optimalen Beschleunigungswegs
    Das Prinzip des optimalen Beschleunigungswegs beansprucht Gültigkeit bei sportlichen Fertigkeiten von starren Widerlagern, die eine hohe Endgeschwindigkeit erfordern (z. B. leichtathletische Sprung-, Stoß-, Wurfdisziplinen; vgl. Abb. 87 ). Soll der menschliche Körper durch eine Sprungbewegung eine möglichst große Abfluggeschwindigkeit erzielen, muss der Körper vor dem Absprung in die entgegengesetzte Richtung abgesenkt werden. Hierdurch verbleibt während der eigentlichen Sprungbewegung vermehrt Zeit, um die Muskelkraft auf den Körper wirken zu lassen. Bei der Gestaltung der optimalen Wegstrecke der Ausholbewegung konkurrieren physikalische und biologische Bedingungen miteinander.

    Abb. 87: Prinzip des optimalen Beschleunigungswegs
a ) Geradliniger Beschleunigungsweg beim Kugelstoßen (Rückenstoßtechnik)
b ) Stetig gekrümmter Beschleunigungsweg beim Hammerwurf
    Unter physikalischen Gesichtspunkten erscheint es sinnvoll, die Ausholbewegung möglichst weitläufig zu gestalten (z. B. tiefe Hockstellung). Je länger die Zeit ist, während der die Kraft auf den Körper wirkt, desto größer wird der Kraftstoß, der dem Körper einen möglichst großen Impuls übermittelt. Dieser plausiblen physikalischen Forderung widersprechen die leistungslimitierenden anatomischen und physiologischen B edingungen des menschlichen Organismus (ungünstige Hebelverhältnisse, begrenzte Muskelleistung usw.). Beispielsweise wirkt sich die maximale Hockstellung bei Vertikalsprüngen negativ auf die Endgeschwindigkeit aus, da die tiefe Absenkung des Körperschwerpunkts ungünstige Hebelverhältnisse hervorruft. Eine deutlich größere Sprunghöhe erreicht der Sportler durch eine „mittlere“ Absenkung des Körperschwerpunkts.
    Muskulär gut trainierte Sportler können einen längeren Beschleunigungsweg wählen, während bei einem schlechten Trainingszustand die maximale Bewegungsgeschwindigkeit deutlich früher erreicht wird.
    Der geometrische Verlauf der Bewegungsbeschleunigung sollte in Abhängigkeit von der sportlichen Technik geradlinig (z. B. Strecksprung, O’Brien-Technik beim Kugelstoßen; vgl. Abb. 87 a) oder stetig gekrümmt sein (z. B. Diskus-, Hammerwerfen, Drehstoßtechnik beim Kugelstoßen; vgl. Abb. 87 b). Begrenzen sportartspezifische Regeln den Beschleunigungsweg in zeitlicher oder räumlicher Hinsicht (Start beim Sprintlauf, Sprünge mit Anlauf usw.), verliert das Prinzip des optimalen Beschleunigungswegs seine Gültigkeit (R OTH & S AHRE , 1990).
    2. Prinzip der optimalen Tendenz im Beschleunigungsverlauf
    Das Prinzip der optimalen Tendenz im Beschleunigungsverlauf differenziert das Prinzip des optimalen Beschleunigungswegs bei sportmotorischen Fertigkeiten von starren Widerlagern. Bei Sportdisziplinen wie Boxen oder Fechten, in denen der Athlet schnellstmöglich eine große Kraft erzeugen muss, um einen großen Kraftimpuls zu übertragen und die Ausweichbewegungen des Gegners zu verhindern, sollten „die größten Beschleunigungskräfte am Anfang der Beschleunigungsphase wirksam werden“ (R OTH & S AHRE , 1990, S. 49). Bei Bewegungen mit einer möglichst hohen Endgeschwindigkeit (z. B. leichtathletische Wurfdisziplinen) erscheint eine ansteigende Tendenz im Beschleunigungsverlauf vorteilhaft.
    3. Prinzip der Anfangskraft
    Das Prinzip der Anfangskraft beansprucht Gültigkeit für sporttypische

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