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Bezaubernde Spionin

Bezaubernde Spionin

Titel: Bezaubernde Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo MacDoherty
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beziehungsweise seine schon fast schroffe Haltung den alles andere als mangelnden Bewerberinnen um seine Gunst gegenüber.
    Aylinn hatte nicht gewusst, ob sie froh oder bestürzt sein sollte, dass Sir Rupert von Atholl nicht versucht hatte, Kontakt mit ihr aufzunehmen, nachdem sie ihn damals als »Mörder« beschimpft und davongejagt hatte.
    Aber sie wusste, dass sie froh war, wenn Juliet ihr erzählte, dass erneut eine Hofdame Opfer der scharfen Zunge und des ebenso scharfen Verstandes des Lordkämmerers geworden war, nachdem sie versucht hatte, sich ihm mehr oder weniger ungeniert an den Hals zu werfen.
    Nicht nur froh … Aylinn entspannte sich und gestattete sich ein kurzes Lächeln. Sie war glücklich gewesen, dass Sir Rupert sie offenbar ebenso wenig vergessen konnte wie sie ihn, und ihre Ungeduld, ihre Sehnsucht, ihn endlich wiederzusehen, waren in den letzten Wochen und Monaten immer stärker geworden.
    Aber ihr Plan, der Plan, den Juliet ihr im Auftrag der Königin unterbreitet hatte, erforderte, dass sie sich vom Hofe fernhielt, bis der richtige Moment gekommen war. Dass es richtig so war, dass England tatsächlich mit Argusaugen verfolgte, was in Schottland vor sich ging, bestätigten die zahlreichen Depeschen und Boten aus dem Westminster Palast, die Aylinn auf Campbell House, dem Sitz der Albanys, empfangen hatte. Und deren Tenor immer derselbe war. Bedford wollte sie nach England zurückholen, weil sie, wie er sich ausdrückte, »als Tochter meines lieben, guten Freundes Argyll unter diesen schottischen Barbaren einfach nicht sicher« wäre.
    Sie hatte sich, nach Rücksprache mit Joan Beaufort, Gemahlin von James I. und Königin von Schottland, immer geweigert, weil die Zeit noch nicht reif war.
    Doch jetzt endlich, nach Ablauf einer angemessenen Trauerfrist, hatte die Königin Aylinn wieder an den Hof bestellt. Wo sie den Plan ausführen sollte, den Juliet und sie ausgeheckt hatten. Einen Plan, mit dem Aylinn die Schuld ihres Vaters an Schottland abtragen, einen Plan, der sie von Schottland wegbringen und auf andere Gedanken bringen sollte.
    Aber auch ein Plan, der ein Wiedersehen mit Rupert von Atholl mit sich bringen würde, der Liebe ihres Lebens. Und dem Mörder ihres Vaters.
    Als Aylinn jetzt die kühle Nachtluft einsog, sich vom Fenster abwandte und wieder zu ihrem mit prachtvollen Samtvorhängen drapierten Himmelbett zurückging, wusste sie beim besten Willen nicht zu sagen, ob sich diese beiden Dinge miteinander vereinbaren lassen würden.
    Sie fürchtete, wie sie auf Rupert reagieren würde. Denn sie liebte ihn immer noch, davon war sie fest überzeugt.
    Vor allem jedoch fürchtete sie die Begegnung mit ihm, weil sie nicht wusste, wie er ihr entgegentreten würde, nachdem sie ihn nicht nur mehrfach unverrichteter Dinge von Campbell House weggeschickt hatte, sondern sich, wenn auch auf Geheiß der Königin, geweigert hatte, ihn überhaupt zu empfangen? Sir Rupert hatte sich auch von der direkten Anweisung der Königin nicht abhalten lassen, Aylinn aufzusuchen, und sie konnte sich sehr gut vorstellen, was er ihr hatte sagen wollen. Vermutlich hatte er ihr sein Handeln erklären , ihr seine Liebe beteuern wollen. Jedenfalls hatte sie das befürchtet. Damals jedenfalls. So kurz nach dem Tod ihres Vaters war sie einfach noch nicht in der Lage gewesen, ihn zu empfangen. Und später hatte die Königin sie durch Juliet gebeten, bis auf weiteres keinen Kontakt mit Rupert zu pflegen. Damit, wie sie sagte, ihre Pläne nicht gefährdet würden. Die englischen Spione am Hofe waren sehr gut darüber informiert, ob und mit wem Aylinn Kontakt hielt, und wenn sie für John Bedford überzeugend die trauernde Tochter spielen wollte, die nur an ihren Vater dachte, war es besser, nicht den Mörder ihres Vaters in ihr Schloss und zweifellos auch in ihr Bett zu lassen.
    Dennoch hatte Aylinn ihre Entscheidung schon bald bedauert, aber sie hatte sich daran gehalten, und nach mehreren vergeblichen Versuchen hatte Sir Rupert seine Versuche, sie auf Campbell House zu sehen, schließlich aufgegeben.
    Wie würde jetzt seine Reaktion ihre Entscheidung beeinflussen, eine Entscheidung, die sie vor fast einem Jahr getroffen hatte, zum Wohl Schottlands?
    Aylinn verzog das Gesicht, als sie unter die Laken schlüpfte.
    Zum Wohl Schottlands, gewiss. Sie seufzte. Aber vor allem zu ihrem eigenen Wohl. Damals hatte sie es nicht ertragen können, dem Mann gegenüberzutreten, der ihren Vater getötet hatte, hatte töten müssen, dem

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