Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
inne und überlegte.
»Wie
ist das nun gemeint?«, fragte sie misstrauisch.
Diesmal
schnappte ich den leisen Unterton auf und antwortete dementsprechend.
»Ich
habe sie verehrt. Sie hat mir stundenlang vorgelesen, meist ohne …« Ich hielt
inne. Dass meine Urgroßmutter sich erst in der Pension das Lesen in einem
Volkshochschulkurs angeeignet hatte, ließ ich besser aus. Wer weiß schon, was
eine Frau für eine Beleidigung hält.
»Ich
habe sie sehr verehrt«, schloss ich deshalb meinen Satz in vernünftiger Weise.
»Schmeichler.«
»War
bloß die Wahrheit.«
»Du
bist ein Schmeichler. Der Airbag-Missy hast du genauso Honig ums Maul
geschmiert, dass sie überhaupt nicht mehr aufgehört hat zu reden.«
»Zuerst
war es dir nicht recht, dass ich nur zugehört habe …«
»Ach
was, du sollst bloß nicht die Freundin vom Urner anbraten«, unterbrach mich
Laura. »Der ist zwar nicht der Hellste, aber das merkt sogar der.«
»Sehr
gut.«
»Was
ist ›sehr gut‹?«
»Dass
wir über Urner einer Meinung sind. Ich dachte schon, mein Vorurteil gegenüber
Politikern hätte wieder einmal durchgeschlagen.«
»Urner
ist wirklich nicht der große Geistes-Zampano. Aber wir brauchen ihn noch für’s
Geschäft.«
»Was
für ein Geschäft ist das überhaupt?«
»Lenk’
nicht ab.«
»Tu’
ich doch überhaupt nicht, ich dachte nur immer, es wäre da um irgendeine
Geschäftsübernahme gegangen. Dass du im Skylink mit drinhängst, ist mir neu.«
»Wie
kommst du auf Skylink?«
»Na,
Krobath und Urner haben ständig darüber geredet, und soweit ich es mitbekommen
habe, du auch mit Duvenbeck.«
»Du
sollst nicht von deinem Flirt ablenken.«
»Ich
habe nicht geflirtet.«
»Arno,
ich kenne dich mittlerweile schon recht gut. Ich weiß, wann du flirtest.«
Mit den
letzten Wortwechseln war die Stimmung des Gesprächs immer hitziger geworden.
Obwohl Laura immer noch mit gesenkter Stimme sprach, war ihre Intonation
bereits sehr scharf.
»Ich
habe nicht geflirtet. Ich habe ja keine drei Worte gesagt«, rechtfertigte ich
mich. Mittlerweile habe ich gelernt, dass Frauen so etwas als
Schuldeingeständnis auslegen.
»Du
kannst auch schweigend flirten.«
»… und
wenn die Frau ertrinkt, dann war sie keine Hexe und ist rehabilitiert.«
»Was
soll das nun wieder?«
»Du
führst da einen Hexenprozess gegen mich.«
»So ein
Schwachsinn, du bist ein Mann!«
»Und du
eine Sexistin. Auch Männer wollen Hexen sein können.«
Wir
hatten unsere Koffer auf dem Doppelbett ausgebreitet und starrten uns nun
darüber in die Augen. Zuerst schwiegen wir beide noch ernst, doch nach ein paar
Augenblicken begann ein kleines Lächeln in Lauras Augen aufzutauchen. Zuerst
ganz hinten, doch es schlich sich immer weiter in den Vordergrund, bis ihre
mitternachtsblaue Iris von kleinen Sternen übersät war. Dann erst verzogen sich
ihre Mundwinkel und schließlich perlte ein silbernes Lachen über ihre Lippen.
So lachen Engel. Denke ich zumindest.
Aber
niemand kann ewig lachen, und so kehrten wir ein bisschen später wieder zur
Unterhaltung zurück.
»Ich
wüsste nur zu gerne, was das ist, das Männer zu schmalhüftigen Barbiepuppen mit
Atombusen hinzieht.«
Hier
gab es nur zwei Möglichkeiten: entweder ›Crash and Burn‹ oder ›Friede, Freude,
Eierkuchen‹. Allzu gerne hätte ich geantwortet: »Dasselbe, was Frauen an
Ferrari-Autoschlüsseln und dicken Gehaltszetteln anziehend finden.« Aber ich
war vernünftig. Crash and Burn hob ich mir für das Wochenende mit Lauras Eltern
auf, das würde sicher witzig werden. Also antwortete ich: »Wahrscheinlich
unsere Triebstruktur, die wir einfach nicht in den Griff kriegen. Ich möchte
aber auch noch hinzufügen, dass nicht alle so sind. Mich ziehen ausschließlich
intelligente Frauen mit starken Persönlichkeiten und runden Hüften an.«
»Lass’
deine Finger von meiner starken Persönlichkeit, ich muss mich umziehen und anmalen.«
»Sorry,
ich dachte, das wäre deine Intelligenz gewesen.«
Laura
wand sich aus meinen Armen, präsentierte ihre Rückseite und ich öffnete ihr den
Reißverschluss. Anmutig stieg sie aus dem Kleid, es fiel zu Boden und sie ging
ins Bad. Während sie die Tür schloss, hob ich ihr Kleid auf und hängte es in
den Kasten. Ich hatte nie den Drang verspürt, in Mutters Stöckelschuhen durch
die Wohnung zu tapsen, aber einmal so aus einem Kleid zu steigen, wäre schon
eine coole Sache.
Ich zog
den Stuhl vom Schreibtisch zum Fenster, setzte mich und schaute hinaus in
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