Beziehungskiller: Kriminalroman (German Edition)
an.
»Na,
ich werde mich mal den anderen vorstellen gehen. Hat mich gefreut.«
»Mich
auch.«
Nach
ein paar Schritten im Gras ging es eine gekieste Treppe drei Stufen hinunter.
Hinter der Hausecke befand sich dann die Veranda. Zwei Seiten geschlossen, Glas
und Holz sowie ein paar Topfpflanzen. Dort saßen auch die anderen. Es war hier
windgeschützt; hätte die Sonne geschienen, wäre es angenehm gewesen, so aber
schien es mir ein wenig kühl.
Wie in
solchen Situationen üblich, wurden reihum Hände geschüttelt, jedem freundlich zugenickt
und gelächelt. Als ich mich dann dazugesetzt hatte, waren Namen und Gesichter unentwirrbar
durcheinandergeraten. So blieb ich still, hörte zu und versuchte, mir ein Bild
von den Anwesenden zu machen.
IV
Alle saßen um den runden
Holztisch, auf dem Gläser und eine Flasche Perlwein standen. Das Holz des
Tisches war dunkel und wettergegerbt, kein Zweifel, so hatte er schon die
Werkstatt des Tischlers verlassen. Kultivierte Gebrauchsspuren und ein paar
Aschenbecher schmückten die Tischplatte. Duvenbeck und der Mann zu seiner
Rechten rauchten dicke Havannas. Die Bauchbinden in schwarz-weißen Karos und
gelbem Band verrieten mir, dass es sich um Cohibas handelte. Mir wurde
selbstverständlich keine angeboten.
Miroslav
Krobath war der Name des zweiten Zigarrenrauchers. Der Einzige, den ich mir
direkt während der Vorstellung gemerkt hatte, denn ich kannte ihn aus den
Zeitungen. Großunternehmer, Cost Cutter und in seiner Jugend Verursacher
zahlreicher Diskothekenpleiten. Die Brille mit dem dünnen Stahlgestell saß ihm
fest auf der Nase, der schmale Mund lächelte ein wenig, was ihm an den Augen
nicht abzulesen war. Kalt, dunkel und knopfartig wirkten sie auf mich. Im
Gegensatz zu Duvenbeck merkte man ihm das Alter an. Ein faltiger Seniorenhals
quoll zum Hemdkragen heraus, und die Leberflecke auf dem glatten Schädel waren
auch nicht zu übersehen. Nur hinter den Ohren fanden sich noch dünne weiße
Haarbüschel. Da an seiner Seite keine Frau saß, nahm ich an, dass die Raucherin
oben seine Begleitung war. Insgesamt wirkte er sehr zufrieden dafür, dass seine
B-Tec-Holding gerade in die Pleite schlitterte. Aber wahrscheinlich hatte er
noch jede Menge anderer Eisen im Feuer, die Wirtschaftsseiten tendiere ich nur
zu überfliegen. Außerdem werden die Leute ab einer gewissen Vermögensklasse nur
mehr reicher. Pleite oder Boom ändern daran nichts.
Auf der
anderen Seite von Duvenbeck saß Laura. Neben ihr wiederum saß ein wohlgenährter
Mann Mitte 40. Fleischige, runde Nase, volle Lippen und glattrasiert. Dunkler
Anzug, blaue Krawatte, ordentlicher Scheitel im vollen Haar. Ernest Urner,
ehemaliger Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag. Seine Stimme blökte
auf eine unbestimmte Art und Weise, und schon nach ein paar Minuten war mir
klar, dass von ihm keine Wunderdinge zu erwarten waren. Aber er war
gutaussehend, so etwas schätzt der Wähler.
Neben
ihm saß ich und neben mir dann wieder eine Frau, die Lebensgefährtin von Urner.
Dunkelblond, rehäugig und enorm dünn. An ihrem rechten Handgelenk baumelten ein
paar Armbänder, sie duftete wie eine Rose und hatte wahrscheinlich eine
Misswahl gewonnen, die in einer schweißigen Diskothek unter der Aufsicht
einiger bekannt geschmackssicherer Juroren durchgeführt worden war. An ihr
Gesicht kann ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, irgendeine Mischung
aus Quelle-Katalog und Pornofilm, so wie sie Artur Worseg zu Dutzenden aus dem
OP seiner Schönheitsklinik liefert. Neben ihr war ein Stuhl frei geblieben, er
gehörte der Raucherin, die soeben um die Ecke bog und sich elegant setzte.
Es
wurde ungezwungen geplaudert. Ich hätte gerne ein wenig bei Urner und Krobath zugehört,
aber das war nicht möglich, denn Laura unterhielt sich angeregt mit Duvenbeck.
Ich konnte zwar kein Wort verstehen, aber ihren Tonfall kannte ich nur zu gut,
und das war mir gar nicht recht. Vermutlich bin ich altmodisch, aber wenn meine
Freundin mit einem anderen Mann flirtet, lenkt mich das von allem anderen ab.
Also
nippte ich einfach an meinem Glas und versuchte, einen ungezwungenen Eindruck
zu machen. Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, da warf mir Laura einen
auffordernden Blick zu. Sie meinte wohl, dass es für mich an der Zeit wäre,
auch mal was zu sagen. Also wandte ich mich der Frau mit den Pneu-Lippen neben
mir zu. Sie hatte bis jetzt eher unbeteiligt daneben gesessen und nahm meinen
Wink dankbar an. Ihre helle Stimme
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